Echter (Adelsgeschlecht)
Die Echter waren ein ministeriales Adelsgeschlecht, das hauptsächlich in Diensten der Grafen von Erbach und der Mainzer Erzbischöfe stand.
Geschichte
Ursprünge
Die frühesten bekannten Angehörigen des Geschlechts treten im 13. Jahrhundert im Odenwald auf.[1]
Nach einer alten Sage saßen drei Brüder der Familie auf einer Burg im Odenwaldort Weckbach, wo sie sich als Raubritter betätigten. Verfolgt durch die Truppen des Kaisers Barbarossa zogen sie sich in den Spessart zurück und siedelten sich aus Sicherheitsgründen an drei verschiedenen Orten an. Von Zeit zu Zeit trafen sie sich an einem bestimmten Ort zu Besprechungen und banden ihre Pferde an einem Pfahl fest, der mit drei Metallringen versehen war. Dieser Ort ist bis heute unter dem Namen Echterspfahl bekannt.
Die gesicherte Ahnenreihe beginnt mit Albrecht I. d. Ä. Echter, Edelknecht und kurmainzischer Wald- und Bachförster zu Wintersbach im Spessart, der, am 8. Februar 1335, in Kaufgemeinschaft mit dem Edelknecht Wortwin von Ungelaube, mit lehensherrlicher Bewilligung des Schenken Konrad zu Erbach, von dem Edelknecht Rudolf Kilian und dessen Hausfrau Christine, den Zehnt zu Beerfurth um 40 Pfund Heller auf Wiederkauf erwarb. Am 28. April 1336 erwarben sie (zwene vorgenannten edelen Knehte) den Zehnt zu 72 Pfund Heller endgültig und wurden vom genannten Schenk zu Erbach damit belehnt.[2][3][4] Auch wegen der urkundlich belegten Kaufgemeinschaft wird eine Verwandtschaft sowie Wappengleichheit der Herren von Echter mit den von Ungeloube und den Herren von Brensbach[5] vermutet. In einer Urkunde von 1367 wegen einer Güterübertragung des Conze von Hochhausen an dessen Bruder Hermann von Hochhausen, ist erstmals ein Siegeleinsatz der Echter schriftlich belegt. Die Zeugen Conze (Conrad) Echter und Wernher Duborn bekennen darin, ihre Siegel an diesen Brief angehängt zu haben.[6] Ebenfalls traten die Geschlechter Starkerad/Duborn (Wappen auf der Grabplatte der Nonne Grete Duborn um 1350), von Weckbach, sowie die von Berwangen mit dem Schrägbalken, belegt mit drei Ringen, in ihren Wappen auf.
Als Erbacher Burgmannen waren die Echter und deren Verwandtschaft auch um die Erbacher Wasserburg angesiedelt, das heutige Schloss Erbach. Eine Burgmannensiedlung ist dort zwar erst ab 1321 urkundlich belegt, vereinzelt Erwähnung finden Erbacher Burgmannen aber schon 1206 mit Gernoldus de Ertbach als Zeuge für Pfalzgraf Heinrich, sowie 1214 mit Fridericus de Ertbach als Zeuge für Heinrich von Kühlsheim.[7] Zumindest Fridericus de Ertbach ist als Vorfahre des ab 1257 bezeugten Erbacher Burgmannen Friedrich von Brensbach anzusehen. Die Ansiedlung von Burgmannen in Erbach ist daher zeitnah nach Errichtung der Erbacher Burg anzusetzen.[8] Etwa um 1350 entstand als Teil der Erbacher Burgfreiheit das Steinerne Haus als an die Stadtmauer angelehnter Wohnturm, seit dem 18. Jahrhundert irrtümlich als Templerhaus bezeichnet, bereits auf Echterschem Grund. Dieser Wohnturm befand sich bis zu deren Ausgehen in deren Besitz und gilt heute als eines der bedeutendsten Baudenkmäler von Erbach. Zwei weitere Burgmannenhäuser befinden sich in der Nähe.
Nachfolgende Echter hatten in einem Seitental der Elsava vom Mainzer Erzbischof im Jahre 1412 eine Hofstätte mit Namen „am Espelborn“ geschenkt bekommen, deren Namen später zu Mespelbrunn wurde. Ab diesem Datum ist Hammann I. (1399–1427) als der zweite Stammvater dieses Geschlechtes und Gründer des Stammsitzes zu Mespelbrunn anzusehen. Mit ihm beginnt in der Familiengeschichte der neue Abschnitt der Echter als Echter von und zu Mespelbrunn.
Weitere Geschichte
Zu Anfang des 16. Jahrhunderts waren die Echter immer noch als höhere Beamte in kurmainzischen Diensten und bereits sehr wohlhabend geworden. Die Familie war Mitglied im Ritterkanton Odenwald, der zum fränkischen Ritterkreis gehörte. Philipp Christoph von Echter bewohnte um 1615 Schloss Walkershofen und baute die mittelalterliche Burg zu einem prunkvollen Renaissanceschloss aus.
Peter und Gertrud Echter
Peter III. Echter (1520–1576) studierte in Italien und Frankreich, wohl um einen geistlichen Beruf zu ergreifen. Er heiratete dann aber 1542 die damals 17-jährige Gertrud (1525–1583) aus der Familie der Herren von Adolzheim (auch: Adelsheim) und trat als Rat in die Dienste des Mainzer Erzbischofs.
Er baute die Hofstätte „am Espelborn“ im Zeitraum von 1551 bis 1569 zum heute berühmten und viel besuchten Renaissance-Wasserschloss Mespelbrunn aus. Peter und Gertrud hatten neun Kinder:
- Adolf (1543–1600), Nachfolger des Vaters als Schlossherr von Mespelbrunn
- Julius (1545–1617), Fürstbischof von Würzburg, Gründer des Juliusspitals und der Universität Würzburg
- Sebastian (1546–1575), Rechtsgelehrter, (als Laie ausnahmsweise) begraben im Würzburger Dom[9]
- Valentin (1550–1624)
- Dietrich (1554–1601)
- Margarethe (1549–1611) verheiratet mit Hans Heinrich von Ehrenberg
- Maria (1552–1553)
- Magdalena (1556–1594) verheiratet mit Hans Fuchs von Dornheim
- Kordula (1559–1599) verheiratet mit Stephan Zobel von Giebelstadt
Julius Echter
Mit Peters und Gertruds zweitem Sohn Julius (1545–1617) kulminierte die Geschichte der Familie. Julius wuchs in Mespelbrunn auf, wurde 1554 Stiftsschüler in Aschaffenburg und besuchte dann Schulen in Mainz und Köln, die Universitäten Löwen und Douai, schließlich Paris, Angers und Pavia. Ab 1559 erhielt er Pfründen als Domherr in Würzburg, Mainz und Bamberg. 1570 wurde er Domscholaster und Rat der bischöflich würzburgischen Regierungskanzlei sowie Domdechant. 1573 wurde er zum Fürstbischof von Würzburg gewählt und erhielt, wie damals üblich, erst anschließend die Priester- und Bischofsweihe. Er erwies sich als großer Bauherr und Verwaltungsreformer sowie einer der Anführer der Gegenreformation in den Jahrzehnten vor dem Dreißigjährigen Krieg, was zur Auswanderung vieler Protestanten führte. 1582 scheiterte er aber bei der Wahl zum Erzbischof und Kurfürsten von Mainz und damit zum deutschen Primas und Reichserzkanzler, der höchsten kirchlichen Position im Heiligen Römischen Reich. Bekannt wurde er als Wiederbegründer und Bauherr der Universität Würzburg 1582 und des Juliusspitals 1579, eines Hospitals für Arme und Waisen, das noch heute als Stiftung Juliusspital besteht. Er ließ die Festung Marienberg zu einem repräsentativen Schloss ausbauen und richtete dort eine umfangreiche Hofbibliothek ein. Die von ihm initiierten Renaissancebauten mit gotischen Formelementen werden als Echtergotik bzw. Echter-Stil oder Juliusstil bezeichnet, eine Form der Nachgotik.
Ende und Erbfall an die Ingelheim
Maria Ottilia, die letzte Echterin, heiratete 1648 Philipp Ludwig von Ingelheim. Dieser entstammte einem Freiherrengeschlecht derer von Ingelheim, das später in den Grafenstand erhoben wurde. Als die Familie Echter im Jahre 1665 im Mannesstamm ausstarb, durften die beiden Familien, mit kaiserlicher Erlaubnis, ihre Namen und Wappen zusammenfügen und somit die Tradition der Familie Echter weiterführen. Noch heute lautet der Name der Familie „Grafen von Ingelheim genannt Echter von und zu Mespelbrunn“. Das neue Familienwappen vereint seitdem die Wappenschilde der beiden alten Adelsfamilien. Der Wohnsitz der Familie befindet sich bis heute im Schloss Mespelbrunn, in den nicht museal genutzten Teilen im Südflügel.
Wappen
Das Wappen zeigt in Blau einen silbernen Schrägrechtsbalken, belegt mit drei blauen Ringen. Auf dem Helm mit blau-silbernen Decken zwei wie der Schild bezeichnete blaue Büffelhörner. Nach Becher wurde das Wappen auch von den Familien von Brensbach und von Weckbach geführt. Ebenfalls traten die Geschlechter Stakerad/Duborn, sowie die von Berwangen mit dem Schrägbalken im Wappen, belegt mit drei Ringen auf. Drei Ringe zum Anbinden der Pferde sollen der Ursprung für das Wappen der Familie Echter gewesen sein, das in vielen Darstellungen auch einen schräglinken Balken zeigt.
- Wappen der Echter aus dem Scheiblerschen Wappenbuch, um 1450–80
- Wappen der Echter nach Siebmachers Wappenbuch 1605
- Wappen von Peter Echter und Gertrud, geb. von Adelsheim, am Hof der Familie in Erbach
- Grenzstein mit Wappen der Familie Echter in der Nähe des Echterspfahls
- Wappen in der Wallfahrtskirche Hessenthal
Das Wappen mit den drei blauen Ringen ist heute Bestandteil der folgenden Orts- und Landkreiswappen:
Literatur
- Wolfram Becher: Anmerkungen zum Versuch einer genealogischen Übersicht der adeligen Familie „Echter“ (von Mespelbrunn) im Vergleich mit den mutmaßlichen verwandten Familien „von Brensbach“, „von Weckbach“, „von Eicholzheim“, „von Schöllenbach“, „von Hochhausen“ („Ruppel“), „von Freienstein“, „Rauch“ und „Unglaube“. In: Der Odenwald 31, 1984, S. 86–96.
- Martin Kempf: Genealogie der Grafen von Ingelheim gen. Echter von und zu Mespelbrunn. In: Aschaffenburger Jahrbuch für Geschichte, Landeskunde und Kunst des Untermaingebietes, Band 20, Aschaffenburg 1999, Geschichts – und Kunstverein Aschaffenburg e. V. ISBN 3-87965-081-0, S. 11–17f.
- G. Simon: Die Geschichte der Dynasten und Grafen zu Erbach und ihres Landes, Frankfurt 1858 (Google Bücher)
- Thomas Steinmetz: Die Herkunft der Ministerialengeschlechter Echter und von Freienstein – ehemals Burgmannen auf Burg Freienstein. In: Der Odenwald. Zeitschrift des Breuberg-Bundes 43/4, 1996, S. 148–159.
- Alfred F. Wolfert: Wappengruppen des Adels im Odenwald-Spessart-Raum. In: Winfried Wackerfuß (Hrsg.): Beiträge zur Erforschung des Odenwalds und seiner Randlandschaften II. Festschrift für Hans H. Weber. Breuberg-Neustadt 1977, S. 325–406, hier S. 338f.
Weblinks
- Vorfahren von Julius Echter
- Sagen.at „Echterspfahl“
- Urlaub im Spessart – Der Echterspfahl
- Zur frühen Geschichte der Echter von Mespelbrunn
- Wappen der Echter im Wappenbuch des Heiligen Römischen Reiches, Nürnberg um 1554–1568
- Rainer Leng: Echter von Mespelbrunn, Adelsfamilie. In: Historisches Lexikon Bayerns
Einzelnachweise
- vgl. dazu die Referenzen und Anmerkungen in: Wolfgang Hartmann: Die Zerstörung der Burg Frankenberg bei Amorbach durch Kaiser Friedrich Barbarossa erschienen als Aufsatz in: Mainfränkisches Jahrbuch 45 (1993), S. 76–91
- Kirch-Beerfurth, Odenwaldkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 23. Juli 2012). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Simon (1858), 3. Teil, S. 29, Urkunde XXVII.
- Simon (1858), 3. Teil, S. 29f., Urkunde XXVIII.
- Becher (1984).
- Wolfgang Martin, Aschaffenburger Jahrbuch, Band 13/14, S. 36–37, ISBN 3-87965-052-7
- Originalurkunde im StA Wertheim, Abdruck in der Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins Nr. 2 (1851)
- Thomas Steinmetz „Die Schenken von Erbach“, Sonderheft 3 aus „Der Odenwald“, Verlag Breuberg Bund, 2000, Seiten 94–95, ISBN 3-922903-07-X
- Stefan Kummer: Architektur und bildende Kunst von den Anfängen der Renaissance bis zum Ausgang des Barock. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände; Band 2: Vom Bauernkrieg 1525 bis zum Übergang an das Königreich Bayern 1814. Theiss, Stuttgart 2004, ISBN 3-8062-1477-8, S. 576–678 und 942–952, hier: S. 597 f.