Ebow (Rapperin)
Ebow, auch Ebow X, bürgerlich Ebru Düzgün[1] (* 8. Februar 1990 in München), ist eine deutsche Rapperin kurdischer Herkunft,[2] die zurzeit in Wien lebt.[3]
Werdegang
Ebows Großeltern kamen als Gastarbeiter nach Deutschland, ihre Mutter, die in der Türkei ein Gymnasium besucht hatte, folgte ihnen erst im Alter von 17 Jahren. Wie ihre Eltern ist Ebow Alevitin. Obwohl ihre Familie kurdischer Abstammung ist, wurde zu Hause lediglich Türkisch gesprochen.
Sie studierte Architektur an der Hochschule für angewandte Wissenschaften München und lebte mit ihrer Mutter und Großmutter im Münchener Westend.[4]
Werk
Musikalisches Schaffen
Sie rappte zunächst im Münchener Bahnhofsviertel, in Waschsalons, Supermärkten und der Straßenbahn, bevor sie auf Bühnen auftrat und an Festivals teilnahm, wie 2011 dem on3-Festival des Bayerischen Rundfunks,[5] 2012 dem Sound-of-Munich-Now-Festival[6] oder 2014 dem Schamrock-Festival der Dichterinnen.[7]
In der Musiksendung Heimatsound des Bayerischen Fernsehens im April 2015 trat sie mit den Songs Paradise und Vay auf.[8]
Als blaqtea ist sie seit 2016 Teil des Trios Gaddafi Gals.[9]
Beteiligung an Filmen und Videos
2010 schrieb und sang sie die Titelmelodie Ich habe Wanderlust zur Filmdokumentation Töchter des Aufbruchs der Münchener Regisseurin Uli Bez,[10] in der Migrantinnen ihre Lebenswege in Deutschland erzählen, darunter auch Ebow und ihre Mutter.[11][12] Der Film wurde im Kino aufgeführt und unter anderem in der CinéMayence im Institut Français,[13] auf der Griechischen Filmwoche sowie im Rahmen des Frauenfilmfestes Bimovie 2012 in München gezeigt.[14]
Mit dem selbstproduzierten halbstündigen Video-Mixtape Habibi’s Liebe und Kriege (2012) kreierte Ebow eine von orientalischen Klängen beeinflusste Stilrichtung, gemixt mit Elektro, die sie als „alternativen Hip-Hop“ bezeichnet. Erstmals verpackte sie darin soziale Realität in angriffslustige Texte, die von Geschlechterrollen in der türkischen Gemeinschaft, falschem Patriotismus bis zu den deutschen Waffenexporten reichen.[15][16] Ihr Song Waffenhymne sei laut Taz als Antwort auf M.I.A.s Paper Planes zu lesen.[17]
Das Musikmagazin Startrampe des BR stellte Ebow unter den neuen Bands der Staffel 9 vor[18] und produzierte ihr Musikvideo Oriental Dollar.[19] Darin beschreibt sie „das Gefühl, das sie beschleicht, wenn sie den ‚verschleierten Frauen‘ aus den Emiraten in München beim Shoppen zusieht“.[20] Ihr Album mit dem Titel Ebow erschien am 22. November 2013 bei dem Indie-Label Disko B.
2014 veröffentlichte sie mit dem Filmemacher und Musiker Mirza Odabaşı die Single Paramide, deren Erlöse an Bedürftige in Kobane gingen.[21] Sie war ebenfalls an seinem 2015 erschienenen Dokumentarfilm Leiden-schafft beteiligt, in dem auch andere bekannte Künstler wie Chefket, Marteria und Eko Fresh vertreten sind.[22]
Auf dem am 24. September 2021 erschienenen Ärzte-Album Dunkel hat Ebow einen Gastpart beim Lied Kerngeschäft.
Diskografie
Titel | Veröffentlichung | Label | Cover |
---|---|---|---|
Ebow | 22. Nov. 2013 | Disko B | |
Komplexität | 17. Nov. 2017 | Problembär Records | |
K4L | 29. März 2019 | Problembär Records |
Titel | Veröffentlichung | Label | Cover |
---|---|---|---|
Eis auf den Asphalt | 8. Aug. 2014 | Disko B | |
Asyl | 10. Feb. 2017 | Problembär Records |
Weblinks
Interviews
- Ebow im Interview. Oriental Beats als Crew-Ding. Bayerisches Fernsehen, 17. April 2015 (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) (Mediathek Video)
- Erica Zingher: Rapperin Ebow über Identität „Wir müssen nicht mehr stark sein“. In: Die Tageszeitung. 8. September 2019 (Ebru Düzgün im Interview).
Einzelnachweise
- Döner Rap auf Hochdeutsch. In: Süddeutsche Zeitung Jugendseite, 2011; abgerufen am 18. August 2015.
- Ebow über Sexismus in der Musikbranche, Shirin David und Privilegien (Youtube), abgerufen am 24. November 2019.
- „Es gibt auch türkische Nazis“ – Auf Wohnungstour bei Ebow im 7. Bezirk in Wien. 2. Januar 2018; abgerufen am 12. April 2018.
- Ebow im Porträt, Sendung des Bayerischen Rundfunks laVita (Youtube), abgerufen am 18. August 2015.
- Ebow – Candle Light Döner (live @ on3-Festival 2011), br.de/puls, 26. November 2011
- Festival „Sound of Munich now“ – Ebow X, SZ.de, 30. Oktober 2012
- Ebow/Ebru Düzgün, Schamrock. Festival der Dichterinnen 2014 (Memento des Originals vom 24. September 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Heimatsound, Bayerisches Fernsehen, 18. April 2014 (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 18. August 2015.
- zeitjung.de
- Töchter des Aufbruchs, abgerufen am 18. August 2015
- „Ich bin auch eine Tochter des Aufbruchs“. Website des Bayerischen Instituts für Migration. Abgerufen am 23. August 2015.
- Vanessa Reuter: Aufbruchstimmung. Missy Magazin, 9. April 2013
- „Töchter des Aufbruchs“ – Geschichte(n) von Migrantinnen in Deutschland. Website der Landeszentrale für Politische Bildung Rheinland-Pfalz
- Film über Migrantinnen. Stimmen der Sehnsucht. In: Süddeutsche Zeitung, 8. November 2012 (mit einem Trailer des Films).
- Disko B – Ebow (Memento des Originals vom 5. Oktober 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 18. August 2015
- Habibi’s Liebe und Kriege (Youtube), abgerufen am 18. August 2015.
- Stefan Müller: Bang, bang, bang!, TAZ, 12. Mai 2012. Weitere Besprechung in anschläge.at
- Startrampe Staffel 9 – Das sind die neuen Bands, puls, 18. August 2015.
- Musikvideo Ebow – Oriental Dollar. Puls, Bayerischer Rundfunk, 18. November 2011
- Türkische Rapperin stürmt Männerbastion. Welt-Artikel vom 8. März 2015, abgerufen am 23. August 2015.
- Musiknews – Ebow Charity Single Paramide. (Memento vom 24. September 2015 im Internet Archive) Abgerufen am 18. August 2015.
- Mirza Odabasi über den Film Leiden schafft (Memento des Originals vom 23. September 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 18. August 2015