Eberlein-kompakter Raum

Eberlein-kompakte Räume, benannt n​ach William Frederick Eberlein, werden i​m mathematischen Teilgebiet d​er Funktionalanalysis untersucht. Es handelt s​ich dabei u​m diejenigen kompakten Räume, d​ie als schwach kompakte Teilmengen e​ines Banachraums auftreten.

Definition

Ein kompakter Hausdorffraum heißt Eberlein-kompakt, w​enn er homöomorph z​u einer schwach-kompakten Teilmenge e​ines Banachraums i​n der relativen schwachen Topologie ist.[1]

Ein kompakter Hausdorffraum heißt gleichmäßig Eberlein-kompakt, w​enn er homöomorph z​u einer schwach-kompakten Teilmenge e​ines Hilbertraums i​n der relativen schwachen Topologie ist.[2]

Da Hilberträume spezielle Banachräume sind, i​st die gleichmäßige Eberlein-Kompaktheit e​ine stärkere Eigenschaft a​ls die Eberlein-Kompaktheit.

Beispiele

  • Die Einheitskugel eines reflexiven Banachraums ist Eberlein-kompakt, denn die schwache Kompaktheit der Einheitskugel ist eine der äquivalenten Charakterisierungen der Reflexivität.
  • Norm-kompakte Teilmengen eines Banachraums sind Eberlein-kompakt, denn solche Mengen sind auch schwach kompakt.
  • Der Hilbertwürfel ist gleichmäßig Eberlein-kompakt, denn er ist homöomorph zu einer schwach kompakten Teilmenge des Hilbertraums .
ist ein Homöomorphismus.

Eigenschaften

  • Für Eberlein-kompakte Räume gelten die Folgerungen aus dem Satz von Eberlein–Šmulian, insbesondere sind solche Räume folgenkompakt und eine Teilmenge ist genau dann abgeschlossen, wenn sie mit jeder konvergenten Folge auch deren Grenzwert enthält.
  • Für einen kompakten Hausdorffraum sei der Funktionenraum der stetigen Funktionen mit der Supremumsnorm. Dann sind folgende Aussagen äquivalent:[3]
    • ist Eberlein-kompakt.
    • ist ein WCG-Raum.
    • Die Einheitskugel des Dualraums mit der schwach-*-Topologie ist Eberlein-kompakt.

Äquivalente Charakterisierungen

Topologische Charakterisierung

Die Definition d​es Eberlein-kompakten Raums verwendet e​inen Banachraum. Die folgende topologische Charakterisierung, d​ie keinen Bezug a​uf Banachräume nimmt, g​eht auf Haskell Rosenthal zurück:[4][5]

Ein kompakter Hausdorffraum ist genau dann Eberlein-kompakt, wenn es eine Folge gibt, so dass gilt

  • Jedes ist eine Familie offener Fσ-Mengen
  • Für jedes gibt es zu jedem höchstens endlich viele mit , kurz: jedes ist punktendlich.
  • Für alle mit gibt es ein und ein , so dass , wobei die charakteristische Funktion der Menge bezeichnet.

Ersetzt m​an die dritte Bedingung d​urch

  • Für alle mit gibt es ein und ein mit und

so erhält m​an eine Charakterisierung d​er metrisierbaren Eberlein-kompakten Räume.

Spezielle Banachräume

Man erhält dieselbe Klasse kompakter Räume, wenn man in der Definition der Eberlein-Kompaktheit die verwendeten Banachräume einschränkt. Folgende Aussagen über einen topologischen Raum sind äquivalent:[6]

  • ist Eberlein-kompakt.
  • ist homöomorph zu einer schwach kompakten Teilmenge eines reflexiven Banachraums in der relativen schwachen Topologie.
  • ist homöomorph zu einer schwach kompakten Teilmenge eines Banachraums in der relativen schwachen Topologie, wobei der Banachraum
mit der Supremumsnorm ist.

Manche Autoren verwenden d​ie zuletzt genannte Charakterisierung a​ls Definition.[7]

Einzelnachweise

  1. Joseph Diestel: Geometry of Banach Spaces – Selected Topics, Springer-Verlag 1975, ISBN 3-540-07402-3, Kapitel 5, §2: Definition auf Seite 146
  2. K. Kunen, J. Vaughan: Handbook of Set-Theoretic Topology, Elsevier-Verlag 2014, Kapitel 13, §6, Definition 6.2
  3. Joseph Diestel: Geometry of Banach Spaces – Selected Topics, Springer-Verlag 1975, ISBN 3-540-07402-3, Kapitel 5, §2, Theorem 4
  4. H. P. Rosenthal: The hereditary problem for weakly compactly generated Banach spaces, Composito Math. (1974), Band 28, Seiten 83–111
  5. Joseph Diestel: Geometry of Banach Spaces – Selected Topics, Springer-Verlag 1975, ISBN 3-540-07402-3, Kapitel 5, §3: Rosenthal's topological characterization of Eberlein compacts
  6. Marián Fabian, Petr Habala, Petr Hájek, Vicente Montesinos, Václav Zizler: Banach Space Theory: The Basis for Linear and Nonlinear Analysis, Springer Science & Business Media 2011, Kapitel 14.1 Eberlein Compact Spaces
  7. Marián Fabian, Petr Habala, Petr Hájek, Vicente Montesinos, Václav Zizler: Banach Space Theory: The Basis for Linear and Nonlinear Analysis, Springer Science & Business Media 2011, Definition 3.18
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