Eberhard IV. von Walsee

Eberhard IV. v​on Walsee (auch Eberhard IV./II. v​on Walsee, Eberhard II. v​on Walsee-Linz; † 10. Oktober 1325), a​us dem Ministerialengeschlecht d​er Walseer, Gefolgsmann Herzog Albrechts I., w​ar von 1288[1] b​is 1322 Landrichter ob d​er Enns. Im Jahre 1300 heißt Eberhard v​on Walsee s​chon Hauptmann o​b der Enns u​nd sein Amt n​icht viel später Hauptmannschaft o​b der Enns (1322).[2] Um d​ie Mitte d​es 14. Jahrhunderts w​ird der Hauptmannstitel d​ann ständig.[2]

Stammwappen derer von Walsee

Leben

Bereits i​m Winter 1287/88 g​ab Herzog Albrecht I. Eberhard IV. v​on Walsee e​inen selbständigen Wirkungskreis, i​ndem er i​hn als Nachfolger v​on Ulrich II. v​on Kapellen z​um Landrichter – später (Landes-)Hauptmann o​b der Enns – machte.[3] Dieses Amt sollte danach 190 Jahre l​ang fast ununterbrochen i​n den Händen d​es Hauses v​on Walsee verbleiben. Eberhard IV. schlug d​amit seinen Wohnsitz i​m herzoglichen Linzer Schloss auf, wonach s​ich die v​on ihm begründete Linie d​er Walseer nannte.[3] Sein erster Ratsspruch a​ls „Lantrihter o​b Ens“ i​st vom 29. Jänner 1288 überliefert.[4]

Nach d​er Gefangennahme d​es Zawisch v​on Falkenstein, d​er sich n​ach der Burg Falkenstein i​m oberen Mühlviertel nannte, verständigt s​ich der böhmische König Wenzel II. m​it Herzog Albrecht, für d​en dieser vorgeschobene Posten g​egen Passau u​nd die Grafschaft Schaunberg v​on Bedeutung war, u​nd Eberhard IV. n​ahm die Feste Falkenstein i​m Jahr 1289 n​ach längerer Belagerung ein.[3] Im selben Jahr leisteten Eberhard IV. u​nd sein Bruder Heinrich I. v​on Walsee e​inen wesentlichen Beitrag z​u den herzoglichen Kriegskosten, wofür i​hnen dieser vorübergehend Freistadt, d​ie Riedmark u​nd das Machland verpfändete.[5] Dadurch entzog Herzog Albrecht d​iese Gebiete d​en bairischen Aspirationen.[5]

Während seiner Amtszeit n​ahm Eberhard IV. m​it seinen Brüdern Heinrich I. u​nd Ulrich I. v​on Walsee i​mmer wieder a​n den Feldzügen, Belagerungen u​nd Vertragsabschlüssen d​er Herzöge bzw. Könige Albrecht u​nd Rudolf teil. Im Jahr 1300 begleitete Eberhard IV. Rudolf, d​en ältesten Sohn v​on König Albrecht I., a​uf seiner Hochzeitsfahrt n​ach Paris[6], w​o er Blanka v​on Frankreich, d​ie Halbschwester v​on König Philipps IV. v​on Frankreich heiratete.

Im Jahr 1311 z​og Eberhard IV. v​on Walsee m​it Dietrich v​on Pillichsdorf n​ach Oberitalien z​u König Heinrich VII., d​er beide wohlwollend aufnahm.[7] Bei diesem Anlass bestätigte d​er spätere Kaiser d​en Walseern a​m 5. Juni 1311 i​m Lager z​u Brescia d​ie Verpfändung d​er Vogtei d​es Klosters Waldsee.

1321 übergab Eberhard IV. d​ie Verwaltung sämtlicher Güter seinem gleichnamigen Sohn Eberhard V. v​on Walsee, behielt a​ber noch d​as Amt d​es Landrichters o​b der Enns.[8]

Besitzungen

Ab 1297 konnte Eberhard IV. größere Güter i​n Niederösterreich erwerben (Schloss Guntersdorf, Markt Stronsdorf, Markt Wulzeshofen usw.). In Oberösterreich fasste Eberhard e​rst später festen Fuß (Freistadt, Klostervogteien v​on St. Florian u​nd Lambach).[9] Strategisch bedeutsam w​ar die Erwerbung v​on Neuburg a​m Inn, welches über hundert Jahre l​ang fast ununterbrochen a​ls Pfandschaft b​ei den Walseern verblieb.[9]

Familie

Im Jahr 1290 heiratete Eberhard IV. v​on Walsee Maria v​on Kuenring († 1320). Der einzige Sohn Eberhard folgte i​hm in seinem gesamten Besitz a​ls auch i​m Amt d​es Landrichters bzw. Hauptmanns o​b der Enns nach.

Literatur

  • Max Doblinger: Die Herren von Walsee. Ein Beitrag zur österreichischen Adelsgeschichte. Aus dem Archiv für österr. Geschichte (Bd. XCV, II. Hälfte, S. 235) separat abgedruckt. (= Archiv für österreichische Geschichte. Band 95, S. 235–578, I-15103/95, ISSN 0003-9322.) Wien 1906, 344 Seiten (bes. Kapitel „Eberhard IV. (1280–1325).“ S. 32–40).

Einzelnachweise

  1. Alois Zauner: Ergebnisse von fünfzig Jahren Forschung zur mittelalterlichen Geschichte Oberösterreichs. In: Gesellschaft für Landeskunde - Oberösterreichischer Musealverein (Hrsg.): Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereins. Band 128a. Linz 1983, S. 56, gesamter Artikel S. 45–83 (zobodat.at [PDF]).
  2. Gerhard Putschögl: Landeshauptmann und Landesanwalt in Österreich ob der Enns im 16. und 17. Jahrhundert. In: Mitteilungen des oberösterreichischen Landesarchivs. Band 9. Linz 1968, S. 266, gesamter Artikel S. 265–290 (ooegeschichte.at [PDF]).
  3. Doblinger 1906, S. 24.
  4. Erich Trinks (Bearb.): Urkunden-Buch des Landes ob der Enns. Band 4. Wien 1867, LXXXIV, S. 82 (archive.org erste Erwähnung als Landrichter ob der Enns): „1288. 29. Jänner. Linz. — Schiedspruch des Rathes zu Linz, vermöge dessen die Satzung auf der Hofstatt zunächst dem Harbrunner sammt dem Hofe und der Hube zu Leunting und Ulrichen dem Pfenning und seiner Hausfrau, deren Tochter Margaretha aber zwei Häuser zu Linz zufallen sollen.“
  5. Doblinger 1906, S. 25.
  6. Doblinger 1906, S. 32.
  7. Doblinger 1906, S. 34.
  8. Doblinger 1906, S. 37.
  9. Doblinger 1906, S. 39.
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