Dresdner Hof (Leipzig)
Der Dresdner Hof in Leipzig ist ein ehemaliges Messehaus am Neumarkt, Ecke Kupfergasse. Der überwiegende Teil des Hauses dient heute als Seniorenwohnheim. Es steht unter Denkmalschutz.[1]
Geschichte
Im September 1911 wurde eine Bau-Aktiengesellschaft gegründet, die am Neumarkt (Nr. 21–27), der Kupfergasse (Nr. 2–12) und der Magazingasse (Nr. 7) insgesamt elf Häuser mit dem Ziel erwarb, sie abzureißen und ein großes Messehaus zu errichten. Unter diesen Häusern befand sich mit der Nr. 12 in der Kupfergasse ein Gasthof, der 1677 erstmals als Dresdnische Herberge erwähnt wurde und der ab 1842 Dresdner Hof hieß. Hier kehrten besonders die Dresdner Mietkutscher ein.[2] Dieser Name wurde übernommen. Beim Bau des Dresdner Hofs wurde die vorher äußerst schmale Kupfergasse um 3,5 Meter verbreitert.[3]
Als Architekt werden in der angeführten Literatur sowohl Leopold Stentzler als auch Alfred Stentzler angegeben. Sie waren Brüder und betrieben während der Bauzeit gemeinsam ein Architekturbüro in der Reichsstraße.[4] Nach nur elfmonatiger Bauzeit wurde der Dresdner Hof zur Frühjahrsmesse 1913 in Betrieb genommen. Die Bauausführung lag bei der Firma Max Pommer. Der Bauschmuck stammte von der Leipziger Bildhauerfirma Wollstädter.
- Werbekarte um 1915
- Kino Casino (1962)
- Naumannbräu (um 1915)
- Der Kupfersaal (2018)
Der Dresdner Hof bot Platz für etwa 600 Aussteller der Branchen Pharmazie, Kosmetik und Haushaltchemikalien. Im Erdgeschoss befand sich die große Bier- und Speisegaststätte Naumannbräu, die mit 1000 Plätzen die größte der Stadt war.[5] Am 22. Februar 1913 begann das Kino Casino-Lichtspiele im Dresdner Hof mit 547 Plätzen seinen Betrieb. Es existierte bis zum 28. März 1993.[6] 1928 wurde im Kellergeschoss nach einem Entwurf des Leipziger Architekten Walter Gruner im Stil des Art-déco eine moderne Empfangshalle mit Informationsangebot, Diktier-, Konferenz- und Ruheräumen eingerichtet. Große Teile der Einrichtung sind heute noch vorhanden.
Von Zerstörung im Zweiten Weltkrieg war der Dresdner Hof nur wenig betroffen, sodass der Messebetrieb bald wieder aufgenommen werden konnte. Er endete 1990 mit dem Übergang zu Fachmessen. Die Räume des Naumannbräu wurden während der DDR-Zeit zum Jugendklub und der Universitätsmensa Kalinin. 1980 zog in den ehemaligen Empfangsbereich im Keller des Hauses das Kabarett die academixer ein, wo es auch heute noch im academixer-Keller residiert.
Ab 1997 wurde der Dresdner Hof umfassend saniert, und die Obergeschosse wurden zu einer Seniorenresidenz mit über 200 Plätzen umgebaut. Sie wird von der Maternus-Gruppe als Maternus Seniorencentrum Dresdner Hof betrieben. Die Räume der ehemaligen Kalinin-Mensa wurden 2017 zu einem Veranstaltungsort mit Namen Kupfersaal für bis zu 560 Gästen umgebaut. Der Kupfersaal ist Spielstätte der Vereine Livelyrix und Philharmonie Leipzig.[7]
Architektur
Der Dresdner Hof ist ein dreiflügeliges Gebäude. Der dem Neumarkt zugewandte Teil mit sieben Fensterachsen ist etwa 30 Meter lang, jener entlang der Kupfergasse mit 17 Fensterachsen etwa 70 Meter. Der dritte, etwa ebenso lange, verläuft ohne Straßensicht zwischen Neumarkt und Universitätsstraße bis nahe der Magazingasse.
- Ecke Kupfergasse/Neumarkt
- Erster Lichthof
- Alte Pförtnerloge
- Hofflügel (rechts)
Der Dresdner Hof ist ein Stahlbetonbau.
Die Steinputzfassade des fünfgeschossigen Gebäudes ist durch Pfeiler gegliedert. Drei Achsen am Neumarkt und zwei am Anfang der Kupfergasse sind in der ersten Oberetage durch flache Balkone mit allegorischen Figuren betont. In der dritten Oberetage sind die Fenster zum Neumarkt und je vier am Anfang und am Ende der Kupfergasse erkerartig leicht ausgestellt. Die vierte Oberetage ist hinter einer Balustrade zurückgesetzt. Schmale Baukörper trennen den Dresdner Hof nach Süden vom Nachbargrundstück ab, sodass mit dem Haupttreppenhaus dazwischen zwei Lichthöfe entstehen, die jeweils einen Eckerker besitzen und die seit der Sanierung Glasdächer tragen. Gegenüber dem Treppenhaus ist die alte Pförtnerloge mit der Art-déco-Uhr noch vorhanden. Über die beiden Lichthöfe ist durch von der Seniorenresidenz eingerichtete Türen eine Passage vom Neumarkt in die Kupfergasse möglich. Vom zweiten Lichthof erreicht man über einen offenen Hof zwischen dem Hinterflügel des Dresdner Hofs und dem Schrödterhaus die Magazingasse.
Literatur
- Werner Starke: Zur „Dresdnischen Herberge“. In Die Leipziger Messehäuser. Gestalt und Geschichte. 2. Auflage. Leipzig 1962, S. 60–65.
- Horst Riedel, Thomas Nabert (Red.): Stadtlexikon Leipzig von A bis Z. 1. Auflage. Pro Leipzig, Leipzig 2005, ISBN 3-936508-03-8, S. 118.
- Wolfgang Hocquél: Leipzig – Architektur von der Romanik bis zur Gegenwart. 1. Auflage. Passage-Verlag, Leipzig 2001, ISBN 3-932900-54-5, S. 94/95.
- Wolfgang Hocquél: Dresdner Hof. In: Die Leipziger Passagen & Höfe. Architektur von europäischem Rang. Sax-Verlag Beucha, Markkleeberg 2011, ISBN 978-3-86729-087-6, S. 58/59 und 158/159
Weblinks
- Dresdner Hof Leipzig. In: architektur-blicklicht. Abgerufen am 2. August 2018.
- Dresdner Hof (Messehaus). In: Leipzig-Lexikon. Abgerufen am 2. August 2018.
Einzelnachweise
- Liste der Kulturdenkmale in Leipzig-Zentrum, ID-Nummer 09298319
- Ernst Müller: Die Häusernamen von Alt-Leipzig. (Schriften des Vereins für die Geschichte Leipzigs, 15. Band). Leipzig 1931, Reprint Ferdinand Hirt 1990, ISBN 3-7470-0001-0, S. 39
- Werner Starke: Die Leipziger Messehäuser, S. 63
- Werbeanzeige Leopold & Alfred Stentzler. Abgerufen am 4. August 2018.
- Wolfgang Hocquél: Die Leipziger Passagen & Höfe, S. 159
- Casino-Lichtspiele. In: Leipzig-Lexikon. Abgerufen am 5. August 2018.
- Kupfersaal. Abgerufen am 2. August 2018.