Drehpendeluhr
Namensgebend für die Drehpendeluhr ist ein Torsionspendel, das sich in einer horizontalen Ebene ähnlich einer Unruh dreht. Typische Vertreter dieses Uhrentyps sind die sogenannten „Jahresuhren“, die eine Laufzeit von mehreren Monaten bis über einem Jahr mit einem Aufzug erreichen.
Geschichte
Drehpendeluhren kamen zu Anfang des 20. Jahrhunderts in größerer Stückzahl auf und waren vor allem in den Vereinigten Staaten, in England und in Deutschland verbreitet. Als ihr Erfinder gilt Johann Anton Harder (1811–1888), der zusammen mit dem Uhrmacher Lorenz Jehlin am 16. September 1877 ein Patent[1] für ein Torsionspendel erhielt. Nach Fehlversuchen der Uhrenfirmen A. Willmann & Co. und Gustav Eduard Becker, beide in Freiburg in Schlesien ansässig, erhielt Ende des Jahres 1881 August Schatz den Auftrag, Jahresuhren anzufertigen, woraus sich später die Jahresuhrenfabrik in Triberg im Schwarzwald entwickelte. Nach Ablauf der Patentrechte nahmen einige führende deutsche Uhrenhersteller diesen Uhrentyp ins Programm auf.[2]
Mechanik
Bei den Uhrwerken handelt es sich um runde oder eckige Pfeilerwerke mit Graham- oder Stiftenhemmung. Frühe Exemplare hatten zum Teil auch einen Spindelgang.[3] Der Antrieb erfolgt über eine Zugfeder im Federhaus. Die Pendelmasse bestand zunächst aus einer massiven Messingscheibe, später wurden zur Kompensation auch Bimetallreife mit verschiebbaren Gewichten und Quecksilberkompensationpendel eingesetzt. Jüngere Exemplare haben vier Stahlkugeln als Pendelgewichte.[4]
Das Pendelgewicht ist an einem feinen Stahldraht aufgehängt, der um seine Achse verdreht wird und als Torsionsfeder wirkt. Die Schwingungen des Torsionspendels sind isochron. Für einen kompletten Durchlauf einer Schwingung werden ca. zwischen 15[4] und 30 Sekunden, also eine vergleichsweise lange Zeit, benötigt. Aufgrund der langsamen Drehgeschwindigkeit geht nur wenig Energie durch den Luftwiderstand des Drehpendels verloren, so können auch mit einem kleinen Energiespeicher lange Laufzeiten erzielt werden.[5] Nachteile der Bauweise ist ihre Sensibilität gegenüber Erschütterungen und die allgemein nur mäßige Ganggenauigkeit.[4] Dies kann sich in Verbindung mit der langen Gangdauer zu größeren Gangabweichungen summieren.
Nachbauten
Bei modernen Nachbauten sind Modelle verbreitet, die äußerlich zwar Drehpendeluhren gleichen, bei denen sich jedoch das Pendel unabhängig vom meist batteriebetriebenen Uhrwerk dreht und somit keinen Einfluss auf die Ganggenauigkeit der Uhr hat.
- mechanische Drehpendeluhr
- elektrische Drehpendeluhr
- Drehpendeluhr ohne Aufzug oder Batterie
Literatur
- Hans-Heinrich Schmid: Lexikon der Deutschen Uhrenindustrie 1850–1980. Firmenadressen, Fertigungsprogramm, Firmenzeichen, Markennamen, Firmengeschichten. Hrsg.: Deutsche Gesellschaft für Chronometrie e.V.; ISBN 978-3-941539-92-1
Weblinks
Einzelnachweise
- D.R.P. Nr. 2437
- Alte Uhren. Callwey Verlag, München. Heft 1, 1982. S. 30ff.
- UH Aktivitäten Restaurierung Restaurierung eines Chronometers. In: uhrenhanse.de. Abgerufen am 7. August 2012.
- Eric Smith: Reparieren alter Uhren. Callwey, München 1983, ISBN 3-7667-0673-X.
- Fritz von Osterhausen: Callweys Uhrenlexikon. Callwey, München 1999, ISBN 3-7667-1353-1.