Dr. von Morgenstern Schulen
Die Dr. von Morgenstern Schulen sind staatlich anerkannte Berufsfachschulen mit Standorten in Braunschweig und Lüneburg. Die Privatschule ist benannt nach ihrem Gründer: dem Chemiker Ferdinand von Morgenstern.
Dr. von Morgenstern Schulen | |
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Schulgebäude der Dr. von Morgenstern Schulen in Braunschweig | |
Schulform | Berufsfachschule |
Gründung | 1913 |
Adresse |
Freisestraße 14 |
Ort | Braunschweig (Zweiter Standort in Lüneburg) |
Land | Niedersachsen |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 52° 16′ 0″ N, 10° 30′ 29″ O |
Schüler | etwa 540 |
Lehrkräfte | 64 |
Leitung | Hannes Pook |
Website | www.morgenstern-schulen.de |
Gründung
Im Jahr 1913 gründete Ferdinand von Morgenstern eine Ausbildungsstätte für chemische Laboranten in Braunschweig. Der Schulbetrieb begann mit fünf Schülern in der Friedrich-Wilhelm-Straße 35. Die Ausbildung erfolgte in enger Zusammenarbeit mit zuckerverarbeitenden Unternehmen.[1] Das Herzogtum Braunschweig, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein Zentrum für die Zuckerindustrie war, benötigte Fachkräfte, um seinen Stellenwert in diesem Wirtschaftszweig zu behaupten.[2]
Ferdinand von Morgenstern
Ferdinand von Morgenstern, geboren 1873 in Potsdam, war ein deutscher Chemiker. Er studierte Chemie an der Universität Rostock und veröffentlichte 1906 seine Dissertation.[3] Drei Jahre später übernahm er das Handelslaboratorium Dr. Friedrich in Braunschweig, das sich auf die Analyse von Rohzucker der 30 Zuckerfabriken des Braunschweigischen Landes spezialisiert hatte. Aus diesem Laboratorium heraus gründete von Morgenstern die Dr. von Morgenstern Schulen.[1] Gemeinsam mit dem Chemiker Eduard Freise, Gründer der Deutschen Drogistenakademie, verfasste er das Lexikon Der Drogist: Lehr- und Nachschlagebuch für Drogisten und Apotheker.[4]
Ausbau
1968 etablierte die Schule neben Chemie ihre zweite Fachrichtung: die Pharmazie. Nun bildete sie neben Chemotechnikern auch Pharmazeutisch-technische Assistenten aus. Ein Jahr später bekamen die Dr. von Morgenstern Schulen mit Lüneburg einen zweiten Schulstandort. In den 1980er Jahren baute die Schule ihre dritte (Kosmetik) und vierte Fachrichtung (Biologie) auf. Im Schuljahr 1988/89 unterrichtete sie in Braunschweig und Lüneburg insgesamt 550 Schüler. Der dritte Schulstandort Magdeburg wurde 1990 eröffnet. Der Standort stellte 2012 die Ausbildung ein.[5] Im Jahr 2013 feierten die Dr. von Morgenstern Schulen ihr hundertjähriges Jubiläum.
Familientradition
Nach dem Tod des Gründers und Leiters der Schule Ferdinand von Morgenstern im Jahr 1958 übernahmen dessen Töchter Ingeborg Ernst-von-Morgenstern und Jutta Beyer-von-Morgenstern die Geschicke der Schule. Peter Pook, Sohn von Jutta Beyer-von-Morgenstern, lenkte die Schule von 1971 an.[1] Hannes Pook, Sohn von Peter Pook und Urenkel von Schulgründer Ferdinand von Morgenstern, führt die Familientradition fort und leitet die Dr. von Morgenstern Schulen aktuell in vierter Generation. Hannes Pook ist Vorsitzender des Verbands Deutscher Privatschulen Niedersachsen-Bremen.[6]
Schule heute
Heute bieten die Dr. von Morgenstern Schulen zweijährige Berufsausbildungen in vier Fachrichtungen an: Biologisch-technischer Assistent, Chemisch-technischer Assistent, Pharmazeutisch-technischer Assistent und staatlich geprüfte Kosmetikerin. In diesen vier Bereichen hat die Schule seit Gründung mehr als 11.000 Fachkräfte ausgebildet.[7]
Engagement
Am 18. und 19. Mai 2005 fanden die nationalen Vorentscheidungen zur Teilnahme an der internationalen Veranstaltung „Grand Prix Chimique“ in Prag an dieser Schule statt. Dieser Wettbewerb wird alle zwei Jahre ausgetragen und bietet Schülern und Auszubildenden die Möglichkeit, sich im Wettbewerb miteinander zu messen und ihre Fähigkeiten im Fach Chemie praktisch anzuwenden. Ein Schüler der Dr. von Morgenstern Schulen gewann den nationalen Vorentscheid. Die Jury bewertet neben den Ergebnissen auch die Arbeitsweise im Labor.[8]
Seit 2013 besteht zwischen den Schulen und der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften eine Kooperation, die den Auszubildenden, die ihren Abschluss als Biologisch- oder Chemisch-technische Assistenten (BTA / CTA) machen und die anschließend den Studiengang „Bio- und Umwelttechnik“ an der Ostfalia Hochschule belegen möchten, den Zugang zur Hochschule und das Studium erleichtert.[9]
Die Dr. von Morgenstern Schulen tragen den Titel Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage; Patin ist Isabel Edvardsson.[10] Projektpatin ist Isabel Edvardsson, mehrfache deutsche Meisterin in den Standardtänzen.[11]
Die Schulen unterstützen die Aktion Herzen gegen Schmerzen.[12]
Gebäude
Die Braunschweiger Schule ist in der Freisestraße 14 beheimatet. Bis zu ihrer Schließung im Jahr 1979 waren in diesem Gebäude die Unterrichtsräume der Deutschen Drogisten-Akademie ansässig.[13]
Sonstiges
Im Oktober 2015 schaffte es eine ehemalige Schülerin der Dr. von Morgenstern Schulen auf die Titelseite der Braunschweiger Zeitung – als Beispiel dafür, was man alles erreichen kann. Sie hat über den Ausbildungsweg Hauptschule, Realschulabschluss, Ausbildung zur Pharmazeutisch-technischen Assistentin an den Dr. von Morgenstern Schulen und Abendschule die Zugangsberechtigung zur Hochschule erlangt. Sie studiert nun Pharmazie an der Technischen Universität Braunschweig.[14]
Bekannte ehemalige Schüler
- Ina Müller (* 1965), Sängerin, Musik-Kabarettistin, Autorin und Fernsehmoderatorin. In Lüneburg ließ sie sich zur Pharmazeutisch-technischen Assistentin ausbilden.
- Sven Nagel (* 1970), Comedian und Autor. Er machte eine Ausbildung zum Biologisch-technischen Assistenten in Braunschweig.
- Willy Reichert (1896–1973), deutscher Komiker, Volksschauspieler und Sänger. Reichert zählte zu den ersten Absolventen der Schule.[15] In den Jahren 1913 bis 1914 ließ er sich zum Zuckertechniker ausbilden.[16]
Literatur
- Hartmut Nickel: Dr. von Morgenstern Berufsfachschule. In: Luitgard Camerer, Manfred Garzmann, Wolf-Dieter Schuegraf (Hrsg.): Braunschweiger Stadtlexikon. Joh. Heinr. Meyer Verlag, Braunschweig 1992, ISBN 3-926701-14-5, S. 160.
- N. N.: 75 Jahre Berufsfachschule Chemie u. Pharmazie Dr. von Morgenstern gemeinnützige Schulgesellschaft m.b.H. 1913–1988. Braunschweig 1988.
- 90 Jahre Dr. von Morgenstern Schulen. In: Deutsche Apothekerzeitung. 143. 29. Mai 2003, ISSN 0011-9857, S. 86, OCLC 207322667.
Einzelnachweise
- 75 Jahre Berufsfachschule Chemie und Pharmazie Dr. von Morgenstern: Gemeinnützige Schulgesellschaft mbH; 1913–1988.
- Porträt der Stadt Braunschweig: Industrieller Aufbruch. (Memento vom 16. Oktober 2015 im Internet Archive) Website der Stadt Braunschweig. Abgerufen am 20. Oktober 2015.
- Matrikelportal der Universität Rostock ab 1419. Abgerufen am 20. Oktober 2015.
- Eduard Freise, Ferdinand von Morgenstern: Der Drogist. Lehr- und Nachschlagebuch für Drogisten und Apotheker. Killinger, Nordhausen am Harz, OCLC 180595882.
- Magdeburger PTA-Schule muss schließen. (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive) In: Apotheke Adhoc. 27. März 2012. Abgerufen am 20. Oktober 2015.
- Verband Deutscher Privatschulen Niedersachsen-Bremen. Abgerufen am 20. Oktober 2015.
- Webseite der Dr. von Morgenstern Schulen (Memento vom 31. Oktober 2015 im Internet Archive) Abgerufen am 11. November 2015.
- Mai 2005: Schüler der Braunschweiger Dr. von Morgenstern Schule gewinnt die nationale Ausscheidung des Grand Prix Chimique …. auf vdc-cta.de
- Ostfalia Hochschule und Berufsfachschulen Dr. von Morgenstern kooperieren. auf ostfalia.de
- „Schulen ohne Rassismus – Schulen mit Courage“ aus Braunschweig. (Memento vom 6. März 2016 im Internet Archive) auf m.braunschweig.de. Abgerufen am 11. November 2015.
- Webseite Schule ohne Rassismus (Memento vom 10. Dezember 2016 im Internet Archive) Abgerufen am 9. Dezember 2016.
- Urlaub von der Krankheit. Lüneburger Zeitung vom 3. Dezember 2013. Abgerufen am 13. November 2015.
- Stadtchronik Braunschweig: Einträge für das Jahr 1979. Website der Stadt Braunschweig. Abgerufen am 11. November 2015.
- Eine Hauptschülerin hat es allen gezeigt. Braunschweiger Zeitung vom 21. Oktober 2015
- Horst Jaedicke: Willy Reichert: er wollte alles, außer Schwäbisch; eine Biographie. Hohenheim-Verlag, Stuttgart/Leipzig 2010, ISBN 978-3-89850-200-9, S. 55.
- Wer ist wer? Das deutsche Who’s Who. 16. Auflage, Arani, Berlin 1970, OCLC 873065069, S. 1024.