Dorfkirche Frauenmark
Die Dorfkirche Frauenmark ist eine Kirche der Evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde Klinken im Landkreis Ludwigslust-Parchim. Die Gemeinde gehört zur Propstei Parchim im Kirchenkreis Mecklenburg der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche).
Geschichte
Die um 1230 gegründete Kirche ist eine der ältesten Kirchen Mecklenburgs. Als Stifter der Kirche und vermutlich auch als Gründer des Dorfes Frauenmark wird Hermann von Draguhn genannt. Sein Vater, Eilbertus von Draguhn, war ein Vasall der deutschen Grafen von Ratzeburg und wurde um 1200 zum Lokator der Hauptburg Gadebusch berufen und in den Adelsstand erhoben. Am 13. Februar 1264 „bestätigt der Bischof Hermann I. von Schwerin dem Kloster in Rhün das Patronat der Kirche zu Frauenmark, welches dem Kloster von dem Grafen Gunzelin von Schwerin geschenkt wurde.“[1] Auf Vorschlag des Klosters Rühn wurde Hermann Köppen am 1. Februar 1397 vom Papst Bonifaz als Pfarrer in Frauenmark eingesetzt und am 6. Juli 1429 von Schweriner Domkapitel zum Bischof des Bistums Schwerin gewählt.[2]
Baubeschreibung
Die Kirche besteht von Ost nach West aus einer halbrunden Apsis, einem wenig höheren leicht eingezogenen Chor, dem wiederum wenig höheren kurzen Schiff und einem ebenso breiten quadratischen Turm mit längsgerichtetem Satteldach. Das Dehio-Handbuch bezeichnet sie als spätromanischen Feldsteinbau von seltener Einheitlichkeit. Hauptmaterial ist Feldstein, jedoch gibt es einige Bauelemente aus Backstein.
Tatsächlich weisen die Apsis und der dendrochronologisch auf 1247 datierte Chor ganz und gar romanische Formen auf, ebenso der Triumphbogen zwischen Chor und Schiff. Sämtliche Öffnungen des etwas jüngeren (1259) Schiffs und der Blendengiebel des Turms weisen jedoch gotische Spitzbögen auf. Der Blendengiebel ist zusätzlich mit Fialen geschmückt und unten durch einen Vierpassfries gegen das Feldsteinmauerwerk begrenzt. Der Giebel, das darunter liegende Rundfenster und die Dreifenstergruppe an der Südseite des Schiffs sind in Backstein gefasst, teilweise in originalgetreuen Steinformaten erneuert. Das gestufte Westportal besteht überwiegend aus Natursteinquadern.
Die Apsis ist mit einer gleichmäßigen Halbkuppel gedeckt, der Chor mit einem beinahe domikalen Kreuzgewölbe mit angedeuteten oder auch nur aufgemalten Bandrippen. Das Schiff hat eine flache Holzdecke, die wohl später erneuert wurde, aber mit der mittelalterlichen Wandbemalung harmonisiert.
Ausstattung
Während der Restaurierung 1968/69 wurden die 1872 mit einer neugotischen Ausmalung überdeckten, teilweise erhaltenen Wandmalereien aus der Bauzeit mit einem nur noch schemenhaft erkennbaren, von Engeln getragenen Gemmenkreuz in der Apsis und der Ritzzeichnung eines Ritters im Triumphbogen freigelegt. Dabei handelt es sich um das wohl älteste Bild eines Ritters in Mecklenburg. Vermutlich wurde hier dem Stifter der Kirche ein Denkmal gesetzt.
Mit der Umgestaltung des Innenraums wurde den freigelegten Ausmalungen und der spätromanischen Raumwirkung Rechnung getragen. Der prächtige geschnitzte Flügelaltar aus dem 15. Jahrhundert wurde seitlich im Kirchenschiff aufgestellt und das geschnitzte Kruzifix, ebenfalls aus dem 15. Jahrhundert, an einem filigranen Stahlkreuz, das den Blick auf die Apsis freigibt, angebracht. Er zeigt in der Gestaltung und im Bildprogramm Parallelen zu den Altären in den Dorfkirchen Slate, Gischow und in der Marienkirche Parchim. Altar, Kanzel und Taufstein aus Beton wurden von dem Crivitzer Bildhauer Wieland Schmiedel in einer schlichten, dem spätromanischen Kirchenraum entsprechenden Form gestaltet.[3][4]
Orgel
Die Orgel auf der Westempore wurde 1873 von dem Orgelbauer Johann Heinrich Runge erbaut. Das Werk befindet sich in einem neugotischen Orgelgehäuse mit spitzbogigen Pfeifenfeldern; das mittlere ist giebelbekrönt. Flankiert werden die Pfeifenfelder von jeweils einem Turm ohne Pfeifenfeld. Eine Besonderheit ist, dass die Register des I. Manuals als Oktavtransmissionen im II. Manual spielbar sind. Das Schleifladen-Instrument hat 8 Register auf zwei Manualen und Pedal, und 5 Transmissionen (II. Manual).[5]
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- Koppeln: II/I, I/P
Literatur
- Mecklenburgisches Jahrbuch MJB XXV. (1860), Friedrich Lisch: Die Kirche zu Frauenmark. S. 282–307.
- Friedrich Schlie: Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin. IV. Band, Schwerin 1901, S. 477–482.
Einzelnachweise
- FRAUENMARK, 725-Jahrfeier 1989 - Aus der Chronik, Hans-Joachim Ulbrich 1989
- Bernhard Hederich: Verzeichnisse der Bischöfe von Schwerin. 1739 S. 452.
- Horst Ende: Dorfkirchen in Mecklenburg. Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1978
- Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Mecklenburg-Vorpommern. Deutscher Kunstverlag, 2000
- Nähere Informationen zur Orgel