Doppelkastell Kirchlibuck-Sidelen
Das Doppelkastell Kirchlibuck-Sidelen,[1] auch Doppelkastell Sidelen-Kirchlibuck, Doppelkastell Zurzach-Rheinheim, oder Kastell Tenedo war ein spätrömisches Kastell in Bad Zurzach in der Schweiz und wurde gebildet aus zwei bautechnisch verbundenen spätrömischen Kastellen, dem Kastell Sidelen und dem Kastell Kirchlibuck. Eine zeitgleiche Verbindung bestand an der Stelle der heutigen Rheinbrücke Zurzach–Rheinheim, mit dem gegenüberliegenden Brückenkopf, dem Kastell Rheinheim in Rheinheim. Die Brückenverbindung war ein wichtiger Teil der Römerstrasse Neckar-Alb-Aare.
Geschichte
Auf (heute) deutscher Seite entstand bereits um 15 v. Chr. das Römerlager Dangstetten, es wird angenommen, dass bereits in dieser Zeit auch eine erste Rheinbrücke entstand. Nachdem das erste Römische Militärlager Zurzach aus Holzbauten um 50 n. Chr. ausgedient hatte, erstellten die Römer zum Schutz der hier entstandenen hölzernen Rheinbrücke jeweils ein Kastell. Das (auf heute Schweizer Seite) im Gebiet Sidelen (wohl abgeleitet von Citadelle), einer Schotterterrasse über dem Rhein gelegene Kastell war eine grossräumige Anlage aus starkem Mauerwerk, durch die der Brückenkopf optimal überwacht werden konnte. Diese »zangenartige« Anlage war durch die Jahrhunderte niemals vollständig verdeckt gewesen, was ihre massive Bauweise mit Rundtürmen aufzeigt. In Rheinheim wurde der Brückenkopf ebenfalls durch ein massives quaderförmiges Kastell mit Wachtürmen geschützt. Aufgrund der nur unzureichend möglichen Erforschungen ist der genaue Zeitablauf des Entstehens der Wehranlagen nicht präzise anzugeben, als gesichert gilt für die ältere Brücke das Baudatum 368 n. Chr. aus einem dendrologischen Befund eines der fünf Pfähle der acht Pfahlgründungen sowie eine Reparatur an einem Brückenpfeiler 375 n. Chr. Die gesamten Anlagen dürften aber früher entstanden sein und zeigen eine deutliche Defensivpositionierung der Römer ab dem 4. Jahrhundert n. Chr.
Spekuliert wird, dass die römerzeitliche Brücke durch eine fünf- oder sechsjochige Steinbogenbrücke ersetzt worden sein könnte, ihre Erbauung soll um 1275 (also nach der Stauferzeit) durch das Hochstift Konstanz erfolgt sein. Diese jüngere Brücke soll auf vier schiffsbugförmigen Pfeilern mit Pfahlgründungen von je ca. 40 Pfählen gegründet worden sein. Über ihre Erbauung oder Zerstörung durch Krieg- oder Naturgewalt ist nichts überliefert. Im Mittelalter bis in die Neuzeit (Bau der ersten neuen Brücke im Jahr 1906) verkehrte aber hier nurmehr eine Fähre. Für die Zurzacher Messe war dies offenbar kein besonderes Hindernis.
Erhaltene Mauern
Auf Zurzacher Gebiet sind auf dem Kirchlibuck einige Grundmauern rekonstruiert bzw. restauriert und für Besucher frei zugänglich. An der Strasse nach dem Zoll sind kleine Mauerstücke im Beton ausgespart. In Rheinheim sind die Kirche und das Rheinauer Amtshaus auf dem Kastell entstanden, bei Bauarbeiten fand man hier als Spolie einen Grabstein aus dem 1. Jahrhundert n. Chr., eine Kopie ist im Museum Höfli ausgestellt.
Literatur
- Albert Sennhauser, Hans Rudolf Sennhauser, Alfred Huber (Hrsg.): Geschichte des Fleckens Zurzach. Historische Vereinigung des Bezirkes Zurzach, Zurzach 2004, ISBN 3-9522575-2-4.
- Alfred Hidber: Überlegungen zur frühen Siedlungsentwicklung des Fleckens Zurzach. Stiftung für Forschung in Spätantike und Mittelalter – HR. Sennhauser, Bad Zurzach 2012.
Einzelnachweise
- Katrin Roth-Rubi: Zurzach in spätrömischer Zeit. In: Albert Sennhauser, Hans Rudolf Sennhauser, Alfred Huber (Hrsg.): Geschichte des Fleckens Zurzach. Historische Vereinigung des Bezirks Zurzach, Zurzach 2004, S. 65 ff.