Doina Bumbea
Doina Bumbea (* 25. Januar 1950 in Bukarest[1]; † möglicherweise im Januar 1997 in Nordkorea) war eine rumänische Künstlerin, die im Alter von 28 Jahren in Italien verschwand. Es gibt Vermutungen, dass sie nach Nordkorea entführt und dort mit einem US-amerikanischen Deserteur zwangsweise verheiratet wurde.
Leben
Bumbea wurde 1950 in Bukarest geboren. 1971 heiratete sie einen Italiener und lebte seitdem in Rom, wo sie ein Kunststudium absolvierte und als Bildhauerin arbeitete. Einige Quellen berichten, sie habe in den frühen 1970er-Jahren eine Fehlgeburt erlitten, die auf einen ausschweifenden Lebensstil und auf Drogenkonsum zurückzuführen gewesen sein soll. Die Ehe wurde nach einigen Jahren geschieden. Im Oktober 1978 wurde Bumbea nach Angaben ihrer Eltern von einem Italiener eingeladen, ihre Werke in Hongkong oder Japan öffentlich auszustellen. Bumbea wollte der Einladung folgen. Seitdem ist sie verschollen. Die Eltern ließen sie in den 1980er-Jahren für tot erklären und organisierten eine Beisetzungsfeier in Rumänien.[2]
Mögliche Entführung nach Nordkorea
28 Jahre nach Bumbeas Verschwinden kamen Vermutungen über ihre Entführung nach Nordkorea auf. Auslöser waren einerseits der britische Dokumentarfilm Crossing The Line aus dem Jahr 2006, der die Lebensgeschichte des amerikanischen Soldaten James Joseph Dresnok nachzeichnete, und andererseits die zwei Jahre später erschienene Autobiografie von Charles Robert Jenkins. Dresnok und Jenkins waren 1962 bzw. 1965 über die Demilitarisierte Zone nach Nordkorea übergelaufen und lebten jeweils mehrere Jahrzehnte in dem Land.
Dresnok erklärte in dem Film, dass er ab 1980 mit „einer mysteriösen Rumänin (verheiratet war), die sich stets weigerte, über ihre Vergangenheit zu sprechen“.[3] Ihren Namen gab Dresnok nie bekannt. Charles Richard Jenkins, der nahezu zwei Jahrzehnte lang mit Dresnok und dessen Ehefrau in Pjöngjang zusammenlebte, nennt sie in seiner Autobiografie „Dona“.[4] Jenkins führt darin aus, dass „Dona“ eine rumänische Künstlerin gewesen sei, die in den 1970er-Jahren in Italien gelebt habe. Sie sei von einem nordkoreanischen Agenten unter falschen Versprechungen nach Ostasien gelockt und auf der Reise bei einem Zwischenstopp in Pjöngjang in Nordkorea festgehalten worden. Diese Erkenntnisse habe er in Gesprächen mit „Dona“ gewonnen.[4]
Nach Angaben von Charles Robert Jenkins war Bumbea Teil eines Programms, mit dem das nordkoreanische Regime Überläufer mit Ehefrauen versorgen wollte, um einerseits Mischehen zwischen diesen und Koreanerinnen zu verhindern und andererseits Kinder entstehen zu lassen, die leichter als Agenten einsetzbar waren. Insgesamt sollen bis zu zwei Dutzend Staatsangehörige aus Japan, Thailand, Malaysia, Singapur, Macao, dem Libanon, Jordanien, Frankreich, Italien und den Niederlanden neben der Rumänin Doina Bumbea entführt worden sein.[5]
Dresnok hatte mit seiner Ehefrau zwei Kinder: Ted Ricardo (* 1981) und James Gabriel (* 1983), die wie Dresnok selbst auch 2016 noch in Nordkorea lebten. Dresnoks Ehefrau starb im Januar 1997 in Pjöngjang an Lungenkrebs,[6] Dresnok selbst starb 2016.
Die Vermutung, dass es sich bei der (ersten) Ehefrau Dresnoks um Doina Bumbea handelt, stützt sich auf die Ähnlichkeit der Vornamen beider Personen und die übereinstimmende Nationalität, die auch von Dresnok konzediert wurde. Bumbeas Familie will darüber hinaus eine erhebliche äußerliche Ähnlichkeit von Dresnoks zweitem Sohn James Gabriel mit Bumbea erkennen.[2] Ein weiteres Indiz wird in dem Umstand gesehen, dass Dresnoks zweiter Sohn mit (zweitem) Vornamen Gabriel heißt; diesen Namen trägt auch Doina Bumbeas älterer Bruder.[5] Anders als im Falle diverser Japaner, deren Entführung das nordkoreanische Regime im Jahr 2002 öffentlich zugegeben hat,[7] gibt es zu Doina Bumbea keine offizielle Erklärung Nordkoreas. Angeblich ist auch die rumänische Regierung nicht um Aufklärung bemüht.[8]
Literatur
- Charles Robert Jenkins, Jim Frederick: The Reluctant Communist: My Desertion, Court-Martial, and Forty-Year Imprisonment in North Korea, University of California Press 2008, ISBN 978-0-520-25333-9.
- Laurentiu Mihu: La noi nu interesează pe nimeni cazul româncei răpite de Coreea de Nord (dt. etwa: „Niemand kümmert sich, wenn ein Rumäne nach Nordkorea entführt wird“). Interview mit Gabriel Bumbea vom 15. April 2014 in der rumänischen Zeitung Romania Libera.
- Mark Seddon: The Dear Leader takes care of me. Interview mit James Dresnok in: The Guardian vom 9. September 2008.
- John Sweeney: North Korea Undercover. Inside The World's Most Secret State. Random House, London 2013, ISBN 978-1-4481-7094-4 (Kapitel 17: The American Who Went To North Korea And Stayed)
Weblinks
Einzelnachweise
- Anamaria Dobrişan: O femeie a fost răpită acum 30 de ani pentru a fi spion (Memento des Originals vom 10. September 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (Expresul de Sud, 6. April 2007, rumänisch, abgerufen 10. September 2014)
- Kurzbiografie zu Doina Bumbea vom 22. März 2007 auf www.choson.com (abgerufen am 10. September 2014).
- Mark Seddon: The Dear Leader takes care of me. Interview mit James Dresnok in: The Guardian vom 9. September 2008.
- Charles Robert Jenkins, Jim Frederick: The Reluctant Communist: My Desertion, Court-Martial, and Forty-Year Imprisonment in North Korea, University of California Press 2008, ISBN 978-0-520-25333-9, S. 73.
- N.Korea kidnap victim's brother wants Pyongyang to come clean (Bangkok Post, AFP, 17. März 2014, abgerufen 10. September 2014)
- Charles Robert Jenkins, Jim Frederick: The Reluctant Communist: My Desertion, Court-Martial, and Forty-Year Imprisonment in North Korea, University of California Press 2008, ISBN 978-0-520-25333-9, S. 133.
- John Sweeney: North Korea Undercover. Inside The World's Most Secret State. Random House, London 2013, ISBN 978-1-4481-7094-4, S. 308.
- Laurentiu Mihu: La noi nu interesează pe nimeni cazul româncei răpite de Coreea de Nord (dt. etwa: „Niemand kümmert sich, wenn ein Rumäne nach Nordkorea entführt wird“). Interview mit Gabriel Bumbea vom 15. April 2014 in der rumänischen Zeitung Romania Libera.