Dingozaun
Der Dingozaun oder Hundezaun (engl. Dingo Fence oder Dog Fence) ist ein Zaun in Australien, der die Schafweiden im Südosten des Kontinents vor Raubtieren, hauptsächlich Dingos, aber auch Füchsen, schützen soll. Er besteht aus Maschendraht, hat eine Höhe von über 180 cm und ist mit einer Länge von 5614 km auf den Gebieten der Bundesstaaten South Australia, New South Wales und Queensland[1] der längste ununterbrochene Zaun und das längste Bauwerk der Welt (die Chinesische Mauer ist länger, aber an manchen Stellen unterbrochen, etwa durch natürliche Hindernisse). Durch Stürme, Überschwemmungen und Kamele wird der Dingozaun immer wieder beschädigt und muss aufwendig gewartet werden, organisiert durch Dog Fence Boards. Ganze Siedlungen wie Windorah beschäftigen sich mit der Instandhaltung.
Lage und Beschaffenheit
Der Zaun befindet sich zum größeren Teil auf ebenem Wüstengebiet. Er beginnt im Westen auf dem Kliff von Fowlers Bay bei Yalata, umgeht die Bergbaustadt Coober Pedy, führt im Norden des Lake Torrens vorbei und endet in Queensland in den Darling Downs vor der Ortschaft Jimbour. Der Maschendraht bedeckt auf der Nordseite des Zauns etwa 50 cm weit den Boden, um ein Unterhöhlen durch grabende Dingos zu verhindern. Die kreuzenden Straßen und Eisenbahnlinien wie der Stuart Highway sind auf der Höhe des Zauns mit Bodengittern (Grids) bzw. Spikes gegen Überquerung durch Dingos gesichert, an kleineren Straßen und Wegen wie dem Silver City HWY müssen Tore geöffnet werden. Auf der Nordseite des Zauns befindet sich eine Fahrspur, die zu seinem Unterhalt dient.
Geschichte
Schafe gehören nicht zur ursprünglichen Fauna Australiens und sind eine wesentlich leichtere Beute für die wild lebenden Dingos als Kängurus oder Emus. Während die Dingos keine größere Gefahr für die Rinderzucht darstellten, dezimierten sie die Schafherden im Süden des Kontinents beträchtlich, sodass die Schafproduktion am Ende des 19. Jahrhunderts unmöglich schien. Heute macht die Wollproduktion in Australien dagegen fast 30 % des Weltmarkts aus.
Seit den 1890er Jahren bauten die südaustralischen Pastoralisten ausgedehnte Zäune zum Schutz ihrer Herden. Der Dog Fence Act von 1946 machte den Dingozaun in South Australia zu einer staatlichen Angelegenheit.
In Queensland wurden Schutzzäune gegen Dingos und Kaninchen (Rabbit-Proof Fence) bereits seit 1860 gebaut. Der einheitliche Wild Dog Barrier Fence entstand seit 1948 und war Ende der 1950er Jahre fertiggestellt.
Ein ununterbrochener Zaun durch Australien erwies sich mit der Zeit als praktikable Lösung, den der Staat New South Wales an seiner nördlichen Grenze zu einer lückenlosen Barriere ergänzte.
Ökologische Auswirkungen
Zu den ökologischen Auswirkungen des Dingozauns gibt es kontroverse Meinungen. Manchmal wird die Vermutung geäußert, dass der Dingozaun die „reinen“ Dingopopulationen im Norden vor einer Vermischung mit den Haushunden im relativ dicht besiedelten Südosten bewahre (siehe Karte oben zur Vermischung der Dingos mit anderen Haushunden). Die vom Dingozaun ebenfalls geschützten wilden Kängurus, Emus und Kaninchen stehen in Nahrungskonkurrenz zu den Schafen, und die Känguru- und Emu-Populationen sind südlich des Dingozauns nachweislich höher als im Norden. Ob Dingos solche Populationen tatsächlich regulieren können, ist allerdings nicht geklärt.[2]
Literatur
- Leith Yelland: Holding the Line: A history of the South Australian Dog Fence Board, 1947 to 2000, Adelaide: Primary Industries and Resources South Australia 2001. ISBN 0-7590-1220-2
Weblinks
Einzelnachweise
- australiangeographic.com.au (Memento des Originals vom 19. Juli 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. : Kathie Riley: All quiet on the dog fence, vom 16. Juni 2009, in englischer Sprache, abgerufen am 14. April
- A. R. Pople, G. C. Grigg, S. C. Cairns, L. A. Beard, P. Alexander: Trends in the numbers of red kangaroos and emus on either side of the South Australian dingo fence: evidence for predator regulation?, in: Wildlife Research 27(3):2000, S. 269–276