Dimitrij Schaad
Dimitrij Schaad (russisch Дмитрий Александрович Шаад, wiss. Transliteration Dmitrij Aleksandrovič Šaad; * 17. September 1985 in Kaskelen, Kasachische SSR, Sowjetunion) ist ein deutscher Schauspieler und Autor. Er ist der Bruder und enger Mitarbeiter des Regisseurs Alex Schaad.
Leben
Dimitrij Schaad wuchs bis zu seinem achten Lebensjahr nahe der ehemaligen kasachischen Hauptstadt Almaty auf. 1993 übersiedelte er ohne deutsche Sprachkenntnisse mit seiner Familie nach Deutschland und besuchte bis 2005 das Gymnasium Mengen.
Nach dem Abitur studierte er von 2005 bis 2009 Schauspiel an der Bayerischen Theaterakademie August Everding und 2009 am Staatlichen Institut der darstellenden Künste in Sankt Petersburg. Er spielte am Metropoltheater München, den Münchner Kammerspielen und erhielt 2006 und 2008 das Schauspielstipendium des Deutschen Bühnenvereins.
2009 begann er sein Erstengagement am Schauspiel Essen und wechselte 2010 mit Intendant Anselm Weber ans Schauspielhaus Bochum, dessen Ensemble er bis 2013 angehörte. Dort arbeitete er mit den Regisseuren Sebastian Nübling, Roger Vontobel und Jan Klata zusammen.
Seit 2013 ist er unter Shermin Langhoff und Jens Hillje Ensemblemitglied am Maxim-Gorki-Theater Berlin. Hier arbeitete er unter anderem wieder mit Sebastian Nübling sowie Yael Ronen, Hakan Savaş Mican, Mirko Borscht und Sebastian Baumgarten. Schaad hat bisher in fast jedem Stück am Maxim-Gorki-Theater einen Monolog gesprochen, die Texte dafür schreibt er selbst.[1] Für seine Rollen in der Spielzeit 2013/14 wurde er in der Kritikerumfrage von Theater heute mit sieben Stimmen zum Nachwuchsschauspieler des Jahres gewählt.[2]
Er steht auch für Fernseh- und Filmproduktionen vor der Kamera und lebt und arbeitet in Berlin.
Seit 2015 ist er freier Dozent an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch.[3]
In der von X-Filme produzierten Kino-Verfilmung des Bestsellers „Die Känguru-Chroniken“ von Marc-Uwe Kling übernimmt Schaad die Hauptrolle des Kleinkünstlers Marc-Uwe.[4]
Autor
Neben seinen Texten für Theater schreibt Schaad auch mit seinem Bruder Alex, Student für Filmregie an der HFF München, dessen Drehbücher. Ihr Film Invention of Trust, in dem er auch die Hauptrolle übernommen hat, wurde zum Filmfestival Max Ophüls Preis 2016 eingeladen und gewann den Preis für den besten Mittellangen Film. Wenige Monate später gewann der Film auch den Studenten-Oscar in Gold.[5][6]
Das von Schaad mitentwickelte und -geschriebene Stück The Situation von Yael Ronen und Ensemble wurde in der Kritikerumfrage von Theater heute zum besten deutschsprachigen Stück in der Spielzeit 2015/16 gewählt. Im Januar 2017 hatte mit Die Konsistenz der Wirklichkeit (AT) sein erstes selbstgeschriebenes Stück Premiere an der Bayerischen Theaterakademie. Er entwickelte das Stück mit Alex Schaad und den Studierenden des 3. Jahrgangs und führte erstmals auch selbst Regie.[7] Es wurde beim Schauspielschultreffen 2017 mit dem mit 10.000 Euro dotierten Hauptpreis (Ensemblepreis der Konferenz der Darstellenden Künste und des Literarischen Schreibens Schweiz) sowie mit dem mit 2.000 Euro dotierten Preis der Studierenden ausgezeichnet.[8] Das mit Schaad geschriebene Exposée zum Langfilm Darktrip (AT) erhielt 2017 das Katja-Eichinger-Drehbuchstipendium[9] Endling,[10] der zweite mittellange Film der Schaad-Brüder feierte seine Premiere beim Filmfestival Max Ophüls Preis 2018 und wurde dort mit dem Publikumspreis für den besten Mittellangen Film ausgezeichnet.[11] Ebenfalls im Januar 2018 hatte Schaads zweites Stück Die unvorstellbaren Folgen einer eingebildeten Revolution Premiere. Wieder erarbeitete er es mit und für den 3. Jahrgang der Theaterakademie München.[12]
Sein zusammen mit Yael Ronen geschriebenes Stück (R)Evolution. Eine Anleitung zum Überleben im 21. Jahrhundert. hatte am 29. Februar 2020 am Thalia Theater, Hamburg, Uraufführung.[13]
Auszeichnungen als Schauspieler
- 2007: Merkur-Theaterpreis mit dem Ensemble von „Dogville“ (Metropoltheater München, Regie: Jochen Schölch)
- 2008: Sonderpreis beim Theatertreffen deutschsprachiger Schauspielstudierender sowie Ensemblepreis
- 2011: Bester Nachwuchsdarsteller in NRW beim NRW Theatertreffen für „Die Labdakiden“ (Regie: Roger Vontobel)[14]
- 2011: Bochumer Theaterpreis in der Kategorie Nachwuchs für „Amerika“ (Regie: Jan Klata)[15]
- 2014: Nachwuchsschauspieler des Jahres in der Kritikerumfrage der Theater heute für seine Rollen am Maxim Gorki Theater
Auszeichnungen als Autor/Regisseur
- 2016: Deutschsprachiges Stück des Jahres in der Kritikerumfrage der Theater heute für "The Situation" (Co-Autor)
- 2016: Studentenoscar in Gold sowie Max-Ophüls-Preis bester mittellanger Film für "Invention of Trust" (Autor/Hauptdarsteller)
- 2017: Hauptpreis und Publikumspreis beim Theatertreffen deutschsprachiger Schauspielstudierender für die Inszenierung seines Stücks "Die Konsistenz der Wirklichkeit"
- 2018: Max-Ophüls-Preis bester mittellanger Film für "Endling" (Autor/Hauptdarsteller)
Rollen/Produktionen (Auswahl)
- Tom (Von Trier „Dogville“, Regie: Jochen Schölch)
- Romeo („Romeo und Julia“, Regie: Cilly Drexel)
- Billy (Albee „Die Ziege“, Regie: Henner Kallmeyer)
- Ferdinand Havlicek (Horvath „Hin und Her“, Regie: Antje Schupp)
- Haimon/Polyneikes (Sophokles, Aischylos und Euripides „Die Labdakiden“, Regie: Roger Vontobel)
- Karl Rossmann (Kafka „Amerika“, Regie: Jan Klata)
- Lionel/La Hire (Schiller „Die Jungfrau von Orleans“, Regie: Roger Vontobel)
- Biff Loman („Tod eines Handlungsreisenden“, Regie: Agnese Cornelio)
- Spiegelberg (Schiller „Die Räuber“, Regie: Jan Klata)
- Hamlet (Shakespeare „Hamlet“, Regie: Jan Klata)
- Cem sowie Musik und Texte in „Der Russe ist einer der Birken liebt“ (nach dem Roman von Olga Grjasnova, Regie: Yael Ronen)
- Woyzeck III sowie Texte für "Woyzeck III – Magic Murder Mystery" (frei u. a. nach „Woyzeck“, Regie: Mirko Borscht)
- Hagen (Hebbel „Die Nibelungen“, Regie: Sebastian Nübling)
- Astrov (Tschechov „Onkel Wanja“, Regie: Nurkan Erpulat)
- Diverse in "Das Kohlhaas-Prinzip" (Text: Yael Ronen und Ensemble, Regie: Yael Ronen)
- Stefan/Sergej in "The Situation" (Text: Yael Ronen und Ensemble, Regie: Yael Ronen)
- In unserem Namen (Textfassung von Sebastian Nübling, Ludwig Haugk, Julia Pustet. Unter Verwendung von Aischylos' Die Schutzflehenden, Elfriede Jelineks Die Schutzbefohlenen, der 42. Sitzung des Innenausschusses des Deutschen Bundestages sowie Originalbeiträgen der Schauspieler)[16]
- Johannes Pinneberg in "Kleiner Mann – was nun?" (Hans Fallada, Regie: Hakan Savas Mican)[17]
- Jimmy in Denial, Maxim-Gorki-Theater, Berlin, Regie: Yael Ronen
- Arda in "Get deutsch or die tryin'" (Necati Öziri, Regie: Sebastian Nübling)
- Iwan in "Die Letzten" (Maxim Gorki, Regie: András Dömötör)
Filmografie
- 2013: Wilsberg: Gegen den Strom
- 2018: Polizeiruf 110: Demokratie stirbt in Finsternis
- 2020: Die Känguru-Chroniken
- 2020: Das Boot (Fernsehserie)
Weblinks
- Dimitrij Schaad in der Internet Movie Database (englisch)
- Dimitrij Schaad bei Die Agenten
- Dimitrij Schaad bei filmportal.de
- Dimitrij Schaad bei castupload.com
- Dimitrij Schaad beim Maxim-Gorki-Theater
- Dimitrij Schaad beim Schauspielhaus Bochum (Memento bei archive.org vom 2. Juni 2018, abgerufen am 2. Dezember 2020)
Einzelnachweise
- Mounia Meiborg: Hi, ich bin Dimi. Dimitrij Schaad gehört zum multinationalen Berliner Gorki-Theater - ein Schauspieler, der selbstbewusst von sich und der Welt erzählt. In: Süddeutsche Zeitung, Nr. 261, 12. November 2015, S. 13.
- Die Höhepunkte des Jahres – Feine Unterschiede. In: Kultiversum, 9. September 2014
- Fievent.com: Vorspiel Szenenstudien 2. Studienjahr HfS "Ernst Busch" (WERKSTATT IM BAT) | Fievent.com. In: Fievent.com. Abgerufen am 12. September 2016 (deutsch).
- «Die Känguru-Chroniken» werden zum Kinofilm. In: Quotenmeter. 2. Oktober 2018 (quotenmeter.de [abgerufen am 18. Oktober 2018]).
- INVENTION OF TRUST von HFF-Student Alex Schaad wird mit Studenten-Oscar® ausgezeichnet. In: idw-online.de. Abgerufen am 12. September 2016.
- Alex Schaad: Deutscher Regisseur gewinnt Studenten-Oscar. In: Die Zeit. 23. September 2016, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 27. September 2016]).
- Christiane Lutz: Kurzkritik: Tragikomisch. In: sueddeutsche.de. ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 26. Januar 2017]).
- Preisträger. In: schauspielschultreffen.de. (schauspielschultreffen.de [abgerufen am 6. Juli 2017]).
- HFF-Stipendium für Alex Schaad. In: sueddeutsche.de. 19. Mai 2017, ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 6. Juli 2017]).
- Alex Schaad: Endling. 25. Februar 2017, abgerufen am 29. Januar 2018.
- Max Ophüls Preis 2018: Publikumspreis & Preis für beste Filmmusik für Filme aus der HFF München. Abgerufen am 29. Januar 2018.
- Egbert Tholl: Schaulaufen der Erben. In: sueddeutsche.de. 2018, ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 29. Januar 2018]).
- (R)Evolution. Abgerufen am 14. März 2020 (englisch).
- Dimitrij Schaad ausgezeichnet. In Lokalkompass, 9. September 2014
- Robiné und Schaad ausgezeichnet. In: Ruhrnachrichten, 9. September 2014
- Mitteilung des Maxim-Gorki-Theaters zu In unserem Namen, abgerufen am 15. November 2015.
- Christine Wahl: Maxim Gorki Theater: 'Kleiner Mann - was nun?' Albträume eines Angestellten, www.tagesspiegel.de, 16. Januar 2016, abgerufen am 20. Januar 2016.