Dietrich Ewald von Grotthuß

Dietrich Ewald Freiherr v​on Grotthuß (* 15. April 1751 i​n Mitau, Herzogtum Kurland u​nd Semgallen; † 29. September 1786 i​n Geddutz b​ei Bauske, Kurland, heute: Gedučiai i​n Litauen) w​ar ein deutsch-baltischer Pianist u​nd Komponist. Er brachte Carl Philipp Emanuel Bachs Silbermann-Klavichord v​on Hamburg n​ach Kurland.

Leben

Ein Silbermannsches Pianoforte (1746)
Grothusenhof

Grotthuß entstammte der kurländischen Adelsfamilie der Barone Grotthuß. Seine Eltern waren Johann Gebhard von Grotthuß und Charlotte Agnesa geb. von Müllenheim.[1] Für die Offizier- oder Beamtenlaufbahn bestimmt, diente er kurz in der Preußischen Armee; bei seiner wenig robusten Veranlagung wendete er sich aber der Musik zu. Freundschaftlich verbunden war er mit Johann Georg Witthauer, der ihn und die herzogliche Familie im Klavierspiel unterrichtete. 1773 heiratete er Elisabeth Eleonore von Grotthuß aus dem Hause Geddutz. Bei einem seiner Besuche bei Carl Philipp Emanuel Bach in Hamburg kaufte er 1781 dessen Silbermannsches Clavichord.[2] Bach trauerte ihm mit dem Abschied vom Silbermannschen Klavier nach; das Rondo fügte er dem Instrument – „seinem Liebling“ – bei. Grotthuß bedankte sich mit dem fröhlichen C-Dur-Rondo Freude über den Empfang des Silbermannschen Klaviers. Die beiden Stücke wurden wiederholt gedruckt.[3] 1999 standen sie im Programm einer musikwissenschaftlichen Tagung in Frankfurt (Oder).[4] Bach korrigierte Grotthuß’ Motette Herr, höre meine Worte und führte sie 1781 mehrmals in Hamburg auf. In einigen Werken C. Ph. E. Bachs steht Grotthuß in der Pränumerantenliste. Indem er wiederholt mehrere Exemplare subskribierte, machte er C. Ph. E. Bach in den baltischen Ländern bekannt.

Grotthuß s​tand in Verbindung m​it Johann Adam Hiller u​nd Christian Felix Weiße, d​er 1785 Pate seines Sohnes Theodor Grotthuß (1785–1822) wurde.[5] Sein Bruder Johann Ulrich v​on Grotthuß (1753–1815) schrieb Gedichte u​nd Schriften z​ur baltischen Landeskunde.[6] Grotthuß s​tarb mit 35 Jahren. Von seinen w​ohl nur wenigen Werken s​ind eine zweistimmige Fuge e-Moll u​nd eine Sonate d-Moll für Cembalo (1777) erhalten. Das Silbermannsche Klavier i​st verloren.[7]

Literatur

Leonidas Melnikas: C. Ph. E. Bachas ir Pabaltijys. Apie brolius Grotthusus [C. Ph. E. Bach und das Baltikum. Über die Brüder Grotthuß]. Vilnius 1997 (litauisch, deutsch) (Rezension)

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Einzelnachweise

  1. Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Johann Gebhard v. Grotthuß. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
  2. Silbermann galt lange als Erfinder des Hammerklaviers, hatte aber nur die Erfindung Bartolomeo Cristoforis aufgenommen und weiterentwickelt.
  3. Steffenhagen & Sohn, Mitau 1916
  4. Musikgesellschaft Carl Philipp Emanuel Bach
  5. Grete Ronge: Grotthuß, Christian Johann Dietrich Freiherr von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966, ISBN 3-428-00188-5, S. 171 f. (Digitalisat).
  6. Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Johann Ulrich v. Grotthuss. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
  7. Helmut Scheunchen (Kulturportal West-Ost) (Als Todesdatum wird hier 29./26. September 1786 angegeben.)
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