Die große Welle vor Kanagawa
Die große Welle vor Kanagawa (jap. 神奈川沖浪裏 Kanagawa oki nami ura), eigentlich Unter der Welle im Meer vor Kanagawa, ist der Titel eines Farbholzschnitts im Ukiyo-e Stil des japanischen Künstlers Katsushika Hokusai.
Die große Welle vor Kanagawa |
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Katsushika Hokusai, 1830–1832 |
Japanischer Farbholzschnitt |
25 × 37 cm |
Nationalmuseum Tokio |
Der Druck bildet das erste und bekannteste Blatt von Hokusais 1830 bis 1836 entstandener Bildserie 36 Ansichten des Berges Fuji, in der er auf insgesamt 46 Bildern die Landschaften rund um den Fuji darstellte. Hokusai, der knapp neunzig Jahre alt wurde, fertigte diesen Holzschnitt mit ca. siebzig Jahren an. Das Blatt ist der bekannteste japanische Druck und gehört zu den berühmtesten graphischen Werken der Welt.
Beschreibung
Der Druck ist im Original 25 × 37 cm groß und zeigt drei von Edo kommende Boote in einer Welle vor der Küste Kanagawas im heute gleichnamigen Stadtbezirk von Yokohama (siehe auch Kanagawa) und vor der Kulisse des Fuji.[1] Das dunkelblaue Wasser der schweren See umschließt die zerbrechlichen Boote, die pfeilschnell das Wellental durchqueren. Die Boote sind vom Typ Oshiokuri-bune (ja:押送船), etwa 12–15 m lange Boote zum Fischtransport.[2] Die Fischer kauern in den Booten, über die jeden Moment die Welle hereinbricht. Hokusai spielt gekonnt mit der Perspektive. Japans höchster Berg erscheint als kleiner dreieckiger Hügel, den die ansteigende Welle umschließt. Der Maler ist für seine Landschaftsabbildungen berühmt, die er mit seiner Palette von Indigo und importiertem Preußisch Blau schuf.
Ausführungen
Die Zahl der existierenden Originalabzüge, wohl einige hundert, ist nicht bekannt. Diese sind mehr als 180 Jahre alt und die einzelnen Ausgaben weisen Unterschiede in den Farben und einzelnen Elementen auf infolge der Abnutzung der Holzblöcke. Auf einigen sind die Wolken und die Gischt kaum zu erkennen. Auf manchen variiert die Farbe des oberen Himmels von gelb bis rosa.
Abzüge werden im Museum für angewandte Kunst (Wien), im Nationalmuseum Tokio, im Metropolitan Museum of Art in New York City, im Los Angeles County Museum of Art, im Britischen Museum in London, im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, in Claude Monets Haus in Giverny und im Rijksmuseum Amsterdam aufbewahrt. Das Tokyoter Sumida Hokusai Museum verfügt über eine Replik des Drucks.
Einfluss
Das Bild gilt als eines der weltweit bekanntesten Werke der japanischen Kunst mit zahlreichen Nachbildungen insbesondere im Jugendstil in Europa. Es beeinflusste unter anderem Rainer Maria Rilkes Gedicht Der Berg und Debussys Komposition La Mer.[3]
Auf der Augustusbrücke in Dresden befindet sich seit 2006 die Skulptur Die Woge, die an das Elbehochwasser 2002 erinnern soll und sich stark an der Großen Welle vor Kanagawa orientiert.[4]
Literatur
- Julyan Cartwright, Hisami Nakamura: What kind of a wave is Hokusai’s Great wave off Kanagawa? In: Notes and Records of the Royal Society. Band 63, Nr. 2, 20. Juni 2009, S. 119–135, doi:10.1098/rsnr.2007.0039.
- Doak C. Cox: The inappropriate tsunami icon. In: Science of Tsunami Hazards. Band 19, Nr. 2, 2001, S. 87–92 (tsunamisociety.org [PDF]).
- Hokusai: The Metropolitan Museum of Art Bulletin, v. 43, no. 1 (Summer, 1985) (online) (pdf; 28,1 MB; englisch)
Weblinks
- Beschreibung des Farbholzschnitts in der MAK-Sammlung Online
- Beschreibung des Drucks im Metropolitan Museum of Modern Art (englisch)
- Beschreibung des Drucks im Museum für Kunst und Gewerbe
- Wissenschaftliche Beschreibung des Britischen Museums: Inventarnummer 2008,3008.1.JA (englisch)
- BBC: Hokusai's The Great Wave, Folge 93 der Radioserie zur Kulturgeschichte der Menschheit A History of the World in 100 Objects, Sendedatum 13. Oktober 2010.
- Zeit.de „Vom Souvenir zur Weltikone“, Kurz-Dokumentation vom 26. Januar 2021
Einzelnachweise
- Cox: The inappropriate tsunami icon. S. 88.
- Cartwright, Nakamura: What kind of a wave is Hokusai’s Great wave off Kanagawa? S. 121.(online)
- Cartwright, Nakamura: What kind of a wave is Hokusai’s Great wave off Kanagawa? S. 119.(online)
- Woge auf der Augustusbrücke – Jury entschied über Gestaltung zum Thema Flut 2002. In: dresden.de. Landeshauptstadt Dresden, 27. Juni 2005, abgerufen am 13. Dezember 2016 (Pressemitteilung).