Die Weibervolksversammlung
Die Weibervolksversammlung oder Frauen in der Volksversammlung[1] (griechisch Ἐκκλησιάζουσαι Ekklēsiázousai) ist eine klassische griechische Komödie, die der Dichter Aristophanes um 392 v. Chr. schrieb. In ihr stellte er Frauen als eine latente revolutionäre Kraft dar, ein Thema, das er bereits in seiner früheren Komödie Lysistrata behandelte.
Der Name der Protagonistin Praxagora leitet sich von praxis und agora ab und kann als die in der Versammlung handelnde, also Parlamentarierin, übersetzt werden.
Handlung
Die Frauen Athens sind empört über die Politik ihrer Männer, die aus ihrer Sicht von ständigen Kriegen, Habsucht und Rüstungspolitik geprägt ist. Angeführt von Praxagora betäuben sie ihre Ehemänner, verkleiden sich als diese und gelangen so in die nur den Männern vorbehaltene Volksversammlung. Dort setzen sie aufgrund ihrer in Verkleidung erschlichenen Stimmenmehrheit auf demokratischem Wege durch, dass die Macht im Staat an sie übergeht.
Die Männer sind mehr als überrascht von und mehr als empört über ihre unerwartete Entmachtung. Das Konzept der Frauen ist eine egalitäre, libertäre Gesellschaft, in der jeglicher Besitz zum Gemeingut und die Rolle des Mannes herabgesetzt wird.
Interpretation
Der Text kann als Komödie angesehen werden. Er macht sich lustig über die von den Frauen geschaffenen, eine dem neuzeitlichen Kommunismus ähnlichen, Gesellschaft. Er macht sich lustig, um die damals aktuellen politischen Formen zu bestärken und die revoltierende athenische Frauenelite von weiteren politischen Exkursen abzuhalten.
Er kann auch als Kritik an einer von Frauen dominierten Gesellschaft angesehen werden, da extrem männerfeindliche Gesetze eingeführt werden. So zum Beispiel, der Entzug der Kinder vom Vater und Erziehung in der weiblich geprägten Umgebung.
Der Autor beschreibt die Politik der Frauen, so wird die oben erwähnte „freie Liebe“ umgesetzt, in dem ein Mann mit jeder Frau in Athen schlafen kann, zuvor jedoch mit jeder Frau schlafen muss, die hässlicher ist als seine Angebetete. Dies wird in einer Szene beschrieben, als ein junger Mann namens Epigenes sein Weib abholen will, dabei jedoch von drei alten Frauen ins Haus gezogen wird, die das neue Gesetz zitieren und Beischlaf verlangen, bevor er sein eigenes Weib beschlafen darf.
Auch wird alle Prostitution verboten, die arbeitslos bleibenden Sklavinnen dürfen aber nicht mit einem freien Mann schlafen.
Aller Besitz wird von den Frauen zum Staat übertragen und jeglicher Privatbesitz als illegal eingestuft.
So wird in der letzten Szene berichtet, wie die Frauen ihre Boten aussenden, um einem unwilligen Mann sein Hab und Gut abzunehmen. Sie kommen zu ihm und erzählen ihm von einem großen Fest für die Machtübernahme der Frauen. Er dürfe jedoch nicht kommen, sofern er nicht all seinen persönlichen Besitz aufgebe. Der alte Mann schmeißt die Boten aus seinem Haus und schreit ihnen nach, dass er als freier Mann all seinen Besitz behalten werde, trotzdem am Fest teilnehmen und sich den Bauch vollschlagen werde.
Sonstiges
Aristophanes’ Komödie enthält das längste Wort der Literatur.[2] Es handelt sich dabei um den Namen einer fiktiven Speise:[3]
«λοπαδοτεμαχοσελαχογαλεοκρανιολειψανοδριμυποτριμματοσιλφιοκαραβομελιτοκατακεχυμενοκιχλεπικοσσυφοφαττοπεριστεραλεκτρυονοπτοκεφαλλιοκιγκλοπελειολαγῳοσιραιοβαφητραγανοπτερύγων»
„Austernschneckenlachsmuränen-Essighonigrahmgekröse-Butterdrosselnhasenbraten-Hahnenkammfasanenkälber-Hirnfeldtaubensiruphering-Lerchentrüffeln-gefüllte Schüssel“[4]
Übersetzung und Bearbeitung
- Ludwig Seeger: Die Weibervolksversammlung. In: Aristophanes, Bd. 3. Frankfurt a. M. 1848 (Google-Buchsuche).
- Ilka Boll: Das Frauenfreudenfest. Nach Aristophanes. Manuskriptdruck. Stefani Hunzinger Bühnenverlag, Bad Homburg 1981.
- Frauen in der Vollversammlung. Übersetzt von Niklas Holzberg. Reclam, Stuttgart 2004, ISBN 978-3-15-018305-2.
Einzelnachweise
- Aristophanes: Frauen in der Volksversammlung (hrsg. von Niklas Holzberg), Ditzingen 2017.
- Guinness Book of World Records. 1990, ISBN 0-8069-5790-5, S. 129.
- Aristophanes, Ecclesiazusae, Verse 1170 bis 1175.
- Übersetzung von Ludwig Seeger.