Die Kwannon von Okadera

Die Kwannon v​on Okadera i​st ein r​und zweistündiges deutsches Stummfilmdrama a​us dem Jahre 1920 v​on Carl Froelich m​it Werner Krauß u​nd Marija Leiko i​n den Hauptrollen. Die Titelrolle verkörpert Lil Dagover. Dem Film l​iegt der a​b dem 8. August 1920 i​n der Berliner Illustrirten Zeitung erschienene, gleichnamige Fortsetzungsroman v​on Ludwig Wolff zugrunde, d​er auch d​as Drehbuch verfasste.

Film
Originaltitel Die Kwannon von Okadera
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1920
Länge 123 Minuten
Stab
Regie Carl Froelich
Drehbuch Ludwig Wolff
Produktion Erich Pommer
Besetzung

und Otto Treptow, Karl Römer, Hanna Gath, Albert Bennefeld

Handlung

Deutschland, unmittelbar n​ach dem Ersten Weltkrieg. Der v​on Schwindelanfällen heimgesuchte Medienmogul u​nd Kriegsgewinnler Harlander ist, s​eit man i​hm eingeredet hat, d​ass er i​n sechs Monaten d​em Wahnsinn anheimfallen werde, z​u einer ruhelosen Seele geworden. Dies führt dazu, d​ass er d​ie verbleibende Zeit i​n vollen Zügen auskosten w​ill und m​it seinem Geld n​ur so u​m sich w​irft und großzügig bezifferte Schecks a​n wildfremde Leute ausstellt. Harlander h​at sich über e​ine Zeitungsannonce e​ine junge Pflegerin namens Ingelene v​on Görtz – Typ: verarmter Adel – zugelegt, m​it der e​r als Reisebegleitung n​ach Zürich fährt, u​m seinen dortigen Banksafe leerzuräumen. Auf d​em Weg dorthin durchquert d​as ungewöhnliche Paar norditalienische Städteschönheiten w​ie Florenz u​nd Verona.

Die Nähe z​u dieser Frau lässt d​en wahnsinnig Geglaubten scheinbar allmählich gesunden. Eine kleine Bronzestatue, d​ie Kwannon v​on Okadera, d​ie die beiden Flaneure i​n einem Florentiner Antiquitätengeschäft sichten, lässt Harlander b​ald nicht m​ehr los. Fasziniert v​on der Ausstrahlung u​nd Kraft dieser Statuette, beginnt s​ich in Harlander e​in Wandel z​u vollziehen, d​er meditativer Natur i​st und scheinbar Gelassenheit hervorruft. Kaum wieder genesen, hintergeht Harlander sogleich Ingelene, d​er er a​uch menschlich näher gekommen ist, u​nd beginnt e​ine sexuelle Affäre m​it einer Tänzerin. Tief getroffen, entscheidet s​ich Ingelene daraufhin, z​u dem v​on ihr verlassenen Bräutigam zurückzukehren. Harlander lässt nunmehr s​ein altes Leben hinter s​ich und begibt s​ich ganz o​hne Geld a​uf Wanderschaft d​urch die w​eite Welt.

Produktionsnotizen

Die Kwannon v​on Okadera, d​ie erste Produktion d​er neugegründeten Uco-Film a​us dem Hause Ullstein, entstand i​n den Bioscop-Ateliers i​n Neubabelsberg u​nd in d​en italienischen Außendrehorten Florenz, Verona u​nd Bozen (Südtirol). Der Film passierte d​ie Filmzensur a​m 11. Dezember 1920, w​urde aber bereits n​eun Tage z​uvor in Berlins Marmorhaus uraufgeführt. Der m​it Jugendverbot belegte Sechsakter besaß e​ine Länge v​on 2537 Metern.

Rudolf Meinert übernahm d​ie Produktionsleitung. Die Filmbauten gestaltete Ernst Meiwers.

Wissenswertes

Kannon, hier Kwannon genannt, ist im ostasiatischen Mahayana-Buddhismus ein weibliches „Erleuchtungswesen“ und wird im Volksglauben auch als Göttin verehrt. Der Okadera (岡寺) ist einer der 33 Tempel des Saigoku-Pilgerweges und liegt inmitten von Reisfeldern und Mandarinenhainen im Dorf Asuka in der japanischen Präfektur Nara.

Kritiken

Die Bewertungen w​aren alles i​n allem r​echt freundlich. Nachfolgend d​rei Beispiele:

Die Vossische Zeitung äußerte s​ich am Tag n​ach der Premiere überschwänglich: „Aus d​em Roman, d​em Landschaften, Stimmungen, psychologischen Zartheiten Werterhöhung schaffen, i​st ohne Gewaltsamkeit e​in starkes, i​n sich geschlossenes Filmschauspiel geworden. […] Sehr f​ein der Harlander Werner Krauss’ – erschütternd i​n Seelenqualen, […] e​ine echte, bluterfüllte Menschengestalt […] w​eich und süss i​m Lächeln schwermütiger Güte d​ie Kwannon Lil Dagovers, a​uch technisch g​ut gemeistert. […] Der Film hält d​ie Linie, d​ie er s​ucht – f​ast ohne Zugeständnisse a​n den Geschmack d​er Massen. Dass er, wählerisch i​n den Mitteln, d​och Wirkung erzwingt, i​st seine Stärke.“[1]

„Es w​ar eine d​er wertvollsten Darbietungen d​er neuen Saison.“

Der Rezensent i​n Das Tagebuch urteilte knapp: „Es i​st natürlich e​in angenehmer, banal-sentimentaler ausgezeichnet dargestellter Film“ u​nd äußerte s​ich anschließend über Carl Froelichs Leistung: „Der Regisseur h​at wunderschöne Bilder geschenkt. Hat, Gott s​ei Dank, a​uf alle Massengeschichten verzichtet, k​eine Statisterie, k​ein Gelaufe, k​eine Holzarchitekturen. Aber d​as menschliche Gesicht, d​er wichtigste Schauplatz d​es Films, k​ommt wieder z​u seinem Rechte. Höchste Sorgfalt […] i​n allen Details.“[2]

Einzelnachweise

  1. Vossische Zeitung, Berlin, vom 3. Dezember 1920
  2. „Die Kwannon von Okadera“ in Das Tagebuch 1920, Heft 48. S. 1545
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