Die Brücke (Gifhorn)
Die Brücke ist ein 1993 in Gifhorn in Niedersachsen ins Leben gerufenes Kulturinstitut, in dem russische Kunsthandwerker praktisch ausgebildet werden sollen. Die sponsorenfinanzierte Einrichtung errichtete ab 1996 den Glockenpalast als ausgedehnten Gebäudekomplex im altrussischen Baustil. Aufgrund langer Bauzeit und Finanzmangels wurde er erst 2013 in Betrieb genommen. Initiator des Instituts ist Horst Wrobel, der Gründer und langjährige Leiter des benachbarten Mühlenmuseums Gifhorn.
Entstehung
Träger des Kulturinstituts ist der gemeinnützige Verein Europäisches Institut zur Förderung des russischen sowie internationalen Kunsthandwerks e.V. Initiiert wurde er 1993 von Horst Wrobel. Eine Inbetriebnahme scheiterte lange an Finanzmangel, weil unter anderem staatlicherseits keine Mittel zur Verfügung gestellt wurden.
Bauwerk
Im September 1996 legte Michail Gorbatschow den Grundstein des Gebäudekomplexes und übernahm die Schirmherrschaft. Das Bauwerk mit einem Innenhof ist quadratisch angeordnet und verfügt über drei Stockwerke. Seine Türme, Kuppeln und die umlaufende Galerie mit Schnitzereien und Verzierungen stehen in der Tradition der russischen Holzbaukunst. Der Bau ist der Art eines orthodoxen Klosters nachempfunden. Die 50 goldenen Kuppeln auf dem Gebäude stehen für 50 Jahre Frieden in Deutschland. Im Zentrum der Anlage steht eine große Gebäudehalle mit meterhohen Rundbogenfenstern, die als Glockengießersaal angelegt ist. Auf dem Dach darüber befindet sich eine Nachbildung der schwersten Glocke der Welt, der Zarenglocke von 1730. Das Original befindet sich heute auf dem Moskauer Kreml. Über der Glocke thront in 20 Metern Höhe die überlebensgroße Plastik des Heiligen Joseph, dem Schutzpatron der Handwerker.
Der Gebäudekomplex erhielt im November 2007 den Namen „Glockenpalast“.
Nutzung
Am 9. November 2007 wurde das Kulturinstitut 11 Jahre nach Baubeginn offiziell eröffnet. Im Anschluss an die Eröffnung wurde die neben dem Gebäude aufgehängte Freiheitsglocke eingeweiht, die an den Mauerfall 1989 erinnern soll.[1] Als Gebäudenutzung sind in der Folgezeit zunächst Ausstellungen internationaler Künstler vorgesehen.
Ursprünglich war vorgesehen, dass nach Inbetriebnahme des Kulturinstituts jährlich 40 kunsthandwerklich talentierte Menschen aus Russland zu Kunsthandwerkern ausgebildet werden sollten. Diese Pläne verzögerten sich durch die lange Bauzeit des Glockenpalastes und die über Jahre ungewisse Situation der Einrichtung. Hier sollten die auszubildenden Kunsthandwerker in den Bereichen Kunstschmiede, Glockengießerei, Kunstdruckerei, Altarbau, Mosaikherstellung und Ikonenmalerei unterrichtet werden.[2] Während der Ausbildung sollten sich Angehörige verschiedener Völker durch gemeinsames künstlerisches Schaffen kennenlernen. Auf diese Weise sollte eine Brücke zwischen den Völkern Europas entstehen. Nach einjährigem Aufenthalt in Gifhorn sollten die Kunsthandwerker nach Russland zurückkehren und dort Betriebe gründen.
Seit der Inbetriebnahme am 8. Mai 2013 firmiert der Glockenpalast als Europäisches Kunsthandwerkerinstitut, in dem Künstler aus Osteuropa in acht Ateliers arbeiten können. Für Besucher, die das Gebäude besichtigen oder den Künstlern bei ihrer Arbeit zuschauen wollen, wird Eintritt erhoben. 2019 wurde bekannt, dass das Gebäude für 4,8 Millionen Euro zum Verkauf steht.[3]
Weblinks
Einzelnachweise
- Aller-Zeitung, Gifhorn, 10. November 2007.
- Sebastian Wamsiedler: Glockengießer in Gifhorn gesucht. In: wamsiedler.de, 1. September 2013.
- Neuer Besitzer für den Glockenpalast gesucht bei ndr.de vom 13. September 2019