Die 39 Stufen (1935)
Die 39 Stufen (Originaltitel: The 39 Steps) ist ein britischer Thriller von Alfred Hitchcock aus dem Jahr 1935 nach dem Roman Die neununddreißig Stufen (The Thirty-Nine Steps) von John Buchan.
Film | |
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Titel | Die 39 Stufen auch: 39 Stufen |
Originaltitel | The 39 Steps |
Produktionsland | Großbritannien |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahr | 1935 |
Länge | 86 Minuten |
Altersfreigabe | FSK 16 |
Stab | |
Regie | Alfred Hitchcock |
Drehbuch | Charles Bennett |
Produktion | Michael Balcon für Gaumont British Picture Corporation |
Musik | Louis Levy, Hubert Bath |
Kamera | Bernard Knowles |
Schnitt | Derek N. Twist |
Besetzung | |
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→ Synchronisation |
Handlung
Während eines Auftritts von „Mister Memory“, eines Mannes, der mit seinem unglaublichen Gedächtnis, das auf jede Frage eine Antwort findet, sich auf Jahrmärkten sein Geld verdient, fallen Schüsse. Panik bricht aus, die Menschen stürmen hinaus, und Annabelle Smith fällt buchstäblich in die Arme des Kanadiers Richard Hannay. Sie fühlt sich verfolgt und lädt sich zu Hannay nach Hause ein, wo sie ihm anvertraut, eine Spionin zu sein. Eine gewisse ausländische Macht habe geheime Dokumente gestohlen, alles drehe sich um die mysteriösen „39 Stufen“, vertraut sie Hannay an, der sich daraus jedoch keinen rechten Reim machen kann. Sie erwähnt einen Ort in Schottland und dass der Anführer der Spione einen verstümmelten kleinen Finger habe.
Nachts kommt Annabelle an Hannays Bett geeilt, wo sie nach wenigen Worten mit einem Messer im Rücken stirbt, in ihrer Hand eine Landkarte mit einem markierten Ort in Schottland. Verfolgt von der Polizei, die ihn für Annabelles Mörder hält, flüchtet Hannay und macht sich mit dem Zug auf die Reise in das schottische Hochmoor. Als der Zug von der Polizei durchsucht wird, küsst er eine ihm unbekannte junge Frau, Pamela, um so seine Verfolger zu täuschen. Er erklärt ihr die Situation und bittet sie ihn zu decken, was sie jedoch nicht tut, sondern ihn der Polizei gegenüber als den gesuchten Mann identifiziert. Hannay entkommt durch einen Sprung aus dem Zug und flieht zu Fuß. Er gelangt zu einem einsamen Haus in den Bergen, wo er um Unterkunft ersucht. Margaret, die junge Gattin des mürrischen, wesentlich älteren Pächters, erkennt Hannay wegen seiner ungeschickten Reaktion auf einen Bericht über ihn in der Zeitung. Sie verhilft ihm zur Flucht und überlässt ihm einen Mantel ihres Mannes.
Hannay trifft an dem gesuchten Ort auf Professor Jordan, einen offensichtlich angesehenen Bürger mit Frau und Kindern, den er in seine Geschichte einweiht. Der Professor entpuppt sich jedoch als eben der Spion mit dem verstümmelten kleinen Finger und schießt auf Hannay. Ein Gesangbuch in der Brusttasche des Mantels rettet Hannay das Leben. Er sucht nun Unterstützung bei der Polizei, die ihm nicht glaubt. Hannay muss erneut fliehen und landet in einer Wahlkampfveranstaltung, wo man ihn für den Hauptredner hält. Er improvisiert eine Ansprache, beantwortet sogar Fragen aus dem Publikum und wird zum Schluss bejubelt. In der Zwischenzeit ist jedoch ausgerechnet Pamela aufgetaucht, die ihn der „Polizei“ übergibt. Die „Polizisten“ (tatsächlich Mitarbeiter von Professor Jordan) nehmen auch Pamela mit (die ihn für schuldig hält) und ketten sie mit Handschellen an Hannay.
Hannay kann zwar fliehen, muss aber die unwillige Pamela mit sich ziehen. Mit Hilfe von Drohungen kann er sie zu einer gewissen Kooperation bewegen. Sie finden als angeblich frisch getrautes Ehepaar, dessen Auto eine Panne hat, Unterschlupf in einem Gasthaus. Nachts befreit sich Pamela dort aus den Handschellen und belauscht zufällig ein Telefongespräch der Verfolger und versteht nun, dass diese keine Polizisten sind. Nun endlich vertraut sie Hannay und versucht ihm bei der Aufklärung zu helfen, indem sie Scotland Yard die Geschichte erzählt. Scotland Yard weiß jedoch nichts von gestohlenen Dokumenten und lässt Pamela überwachen, um auf diese Weise Hannay ausfindig zu machen.
Bei einer Veranstaltung in London, auf der der Professor die geheimen Informationen erhalten soll, treffen Hannay und Pamela erneut auf „Mister Memory“. Nun wird Hannay klar, dass „Mister Memory“ den Inhalt der gestohlenen Dokumente auswendig gelernt hat und diese danach zurückgelegt wurden. Hannay fragt ihn vor dem gesamten Publikum nach den „39 Stufen“. Da „Mister Memory“ mit großem Berufsethos auf jede ihm während der Vorstellung gestellte Frage antwortet, rückt er mit der Wahrheit heraus: es handelt sich um eine ausländische Spionageorganisation. Professor Jordan, der sich in einer Loge versteckt hält, schießt auf ihn, woraufhin „Mister Memory“ zusammenbricht. Jordan wird von der Polizei gefasst. Mit letzter Kraft verrät „Mister Memory“ den Inhalt der gestohlenen Dokumente, die Formel für einen lautlosen Flugzeugmotor. In der Schlussszene deutet sich die Liebe zwischen Hannay und Pamela an.
Hintergrund
- Der Film basiert auf dem Roman Die neununddreißig Stufen (The Thirty-Nine Steps) von John Buchan aus dem Jahr 1915, übernimmt von diesem aber nur das Hauptthema und einige Handlungsmotive.
- 39 Stufen ist ein früher Klassiker des Regisseurs. Er folgt dem Prinzip, dass sich Logik und Verlauf des Films an der Spannung orientieren und nicht zwingendermaßen an der Chronologie der Handlung. Daraus ergibt sich ein Episodenfilm, in dem sich Situationen mit den typischen Hitchcock-Mustern wie dem unschuldigen Helden, der im Verlauf einer Flucht oder Suche seine Reputation wiederherstellen muss, aneinanderreihen. Ein Prinzip, das Hitchcock auch in Der unsichtbare Dritte oder Saboteure anwendet.
- In diesem Film gibt es auch die erste Begegnung mit einem MacGuffin, den „39 Stufen“. Dahinter verbirgt sich ein Spionagering, eine Information, die nur dazu dient, die Handlung voranzutreiben.
- Hitchcock hat im Film einen Cameo-Auftritt (ca. bei 00:05:46) als ein Passant, der in einer Gruppe an einem Bus vorbeiläuft und ein Stück Papier wegwirft.
- 1959 drehte Ralph Thomas ein gleichnamiges Remake mit Kenneth More und Taina Elg, das in mehreren Szenen in Sachen Kameraführung, Schnitt und Dialog starke Parallelen zu Hitchcocks Fassung aufweist.
- 1978 folgte die dritte Verfilmung des britischen Regisseurs Don Sharp mit Robert Powell in der Hauptrolle.
Deutsche Fassungen
Der ursprüngliche deutsche Kino- und Fernsehtitel lautete „39 Stufen“ ohne „Die“. Erst bei der DVD-Veröffentlichung kam der Artikel hinzu. Es gibt zwei deutsche Synchronfassungen, wobei die ältere im Auftrag des ZDF 1966 durch eine Neufassung (Synchronbuch: Eberhard Storeck, Synchronregie: Lothar Michael Schmitt) ersetzt wurde.[1] Diese Fassung wird seither gezeigt.
Rolle | Darsteller | Synchronsprecher (Fassung 1935)[2] | Synchronsprecher (Fassung 1966)[3] |
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Richard Hannay | Robert Donat | Axel Monjé | Claus Jurichs |
Pamela | Madeleine Carroll | Else Bernhard | Lis Verhoeven |
Professor Jordan | Godfrey Tearle | Werner Pledath | Hans Cossy |
Miss Smith | Lucie Mannheim | Till Klockow | Ingrid Andree |
Mrs. Margaret Crofter | Peggy Ashcroft | Ursula Krieg | Eva Kinsky |
Mr. Crofter | John Laurie | Karl Hellmer | Hans Jürgen Diedrich |
Mrs. Jordan, Frau des Professors | Helen Haye | Luise Morland | Toni Treutler |
Schottischer Sheriff | Frank Cellier | Karl Hannemann | Wolf Ackva |
Mr. Memory | Wylie Watson | Willi Rose | Thomas Reiner |
Auszeichnungen
Das British Film Institute wählte Die 39 Stufen 1999 auf Platz 4 der größten britischen Filme aller Zeiten.
Kritiken
„Halbwegs geschickte Konzeption, gute Bildeinfälle, mißglückte Synchronisation.“
„Der Film springt von einem Höhepunkt zum anderen. Ein Meisterwerk des englischen Vorkriegskinos.“
„Mit einem unrealistischen, aber raffinierten Plot, intelligenten Dialogen und einer Regie, die alle filmischen Mittel virtuos verwendet, ist der Agententhriller eine glückliche Synthese von hoher Kriminalspannung und absurdem Witz. Beste Kinounterhaltung.“
„Die absurde Handlung, die um eine Kette unglaubwürdiger Zufälle gewoben wird, ließ Hitchcock freien Spielraum zur Entfaltung seiner Imaginationskraft. So entwickelt sich der Film in einer raschen Abfolge stetig wechselnder Schauplätze (…), hält aber einen durchgehend zügigen Rhythmus ein. Robert Donats Weltläufigkeit wird bewundernswert durch den kühlen Charme Madeleine Carrolls ergänzt, die Hitchcock hier zu ihrer besten Darstellung führte. Beider Leistungen und das so witzige wie spannende Drehbuch machen den Film zu einem Meisterwerk des humorvollen Thrillers.“
Medien
DVD-Veröffentlichung
- Die 39 Stufen – The 39 Steps. Euro Video 2002
- 39 Stufen. Falcon Neue Medien
Soundtrack
- Hubert Bath, Jack Beaver, Charles Williams, Louis Levy: The Thirty Nine Steps – Excerpts from the Original Motion Picture Score, auf: Rebecca. Music From the Alfred Hitchcock Movies. Disconforme sl/The Soundtrack Factory, Andorra 2001. Tonträger-Nr. SFCD33561 − Original Soundtracks.
- Jack Beaver, Louis Levy: The The Thirty Nine Steps – Suite, auf: Psycho. The Essential Alfred Hitchcock. 2-CD-Set. Silva Screen Records, London 1999. Tonträger-Nr. FILMXCD 320 – digitale Neueinspielung der Prager Philharmoniker unter der Leitung von Paul Bateman.
Literatur
- John Buchan: Die neununddreißig Stufen. Roman (OT: The thirty-Nine steps). Diogenes, Zürich 1980, ISBN 3-257-20210-5
- Robert A. Harris, Michael S. Lasky, Hrsg. Joe Hembus: Alfred Hitchcock und seine Filme (OT: The Films of Alfred Hitchcock). Citadel-Filmbuch bei Goldmann, München 1976, ISBN 3-442-10201-4
Weblinks
- Die 39 Stufen in der Internet Movie Database (englisch)
- Die 39 Stufen bei Rotten Tomatoes (englisch)
- Download des Films im Internet Archive
Einzelnachweise
- Thomas Bräutigam: Lexikon der Film- und Fernsehsynchronisation. Mehr als 2000 Filme und Serien mit ihren deutschen Synchronsprechern etc. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-289-X, S. 273
- Die 39 Stufen in der Deutschen Synchronkartei
- Die 39 Stufen in der Deutschen Synchronkartei
- 6000 Filme. Kritische Notizen aus den Kinojahren 1945 bis 1958. Handbuch V der katholischen Filmkritik, 3. Auflage, Verlag Haus Altenberg, Düsseldorf 1963, S. 322
- Die 39 Stufen. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. März 2017.
- Wolfram Tichy, Liz-Anne Bawden, et al.: rororo Filmlexikon. Band 3: Filme T–Z (OT: The Oxford Companion to Film). Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1978, ISBN 3-499-16230-X, S. 664