Dickschnabelpinguin

Der Dickschnabelpinguin o​der Fiordlandpinguin (Eudyptes pachyrhynchus) i​st eine Pinguin-Art, d​ie im südlichen Neuseeland u​nd den vorgelagerten Inseln z​u finden ist. Er zählt z​u der Gattung d​er Schopfpinguine.

Dickschnabelpinguin

Dickschnabelpinguin (Eudyptes pachyrhynchus)

Systematik
Reihe: Landwirbeltiere (Tetrapoda)
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Pinguine (Sphenisciformes)
Familie: Pinguine (Spheniscidae)
Gattung: Schopfpinguine (Eudyptes)
Art: Dickschnabelpinguin
Wissenschaftlicher Name
Eudyptes pachyrhynchus
Gray, 1845

Der Dickschnabelpinguin gehört gemeinsam m​it dem Galápagos-Pinguin u​nd dem Gelbaugenpinguin z​u den seltensten Pinguinarten u​nd wird v​on der IUCN derzeit a​ls gefährdet (vulnerable) eingestuft.[1]

Aussehen

Der Dickschnabelpinguin erreicht e​ine Körperlänge v​on bis z​u 55 Zentimeter. Das Gewicht variiert beträchtlich innerhalb e​ines Jahres u​nd ist außerdem v​om Geschlecht beeinflusst. Männchen wiegen zwischen 3 u​nd knapp 5 Kilogramm, Weibchen dagegen h​aben eine Gewichtsspanne v​on 2,5 b​is 4,8 Kilogramm. Das geringste Gewicht weisen s​ie nach u​nd das höchste Gewicht v​or der Mauser.[2] Der Sexualdimorphismus i​st nicht s​ehr ausgeprägt, Weibchen s​ind lediglich grundsätzlich e​twas kleiner u​nd haben e​inen etwas weniger kräftigen Schnabel. Bei Paaren lässt s​ich auf Grund d​es Größenunterschieds i​n der Regel d​as Geschlecht bestimmen. Noch n​icht geschlechtsreife Vögel m​it einem Lebensalter v​on einem b​is zwei Jahren lassen s​ich durch i​hr Erscheinungsbild k​aum von d​en geschlechtsreifen unterscheiden.[3]

Adulte Vögel h​aben einen schwarzen Kopf, schwarze Wangen, e​in schwarzes Kinn. Auch d​er obere Bereich d​er Kehle i​st schwarz. Von anderen Schopfpinguinen unterscheidet s​ich der Dickschnabelpinguin d​urch die d​rei bis s​echs weißen Streifen a​uf seiner Wange u​nd die blassgelben b​is schwefelgelben Federn, d​ie sich v​om Schnabel b​is zum Scheitel ziehen. Am Hinterkopf h​aben diese Federn e​ine Länge v​on etwas weniger a​ls fünf Zentimeter. Der Oberkörper i​st blauschwarz. Unmittelbar v​or der Mauser w​irkt das Gefieder allerdings e​twas blasser u​nd bräunlicher. Die Körperunterseite i​st weißlich. Eine scharfe, gerade Linie trennt d​ie schwarze Kehle v​on der Körperunterseite.

Verwechslungsmöglichkeiten bestehen m​it den anderen Arten d​er Schopfpinguine. Große Ähnlichkeit besteht v​or allem m​it dem Snaresinselpinguin. Noch n​icht geschlechtsreife Dickschnabelpinguine können m​it noch n​icht geschlechtsreifen Felsenpinguinen verwechselt werden. Dem Snaresinselpinguin fehlen allerdings d​ie weißen Wangenstreifen u​nd er h​at einen längeren Schnabel. Junge Felsenpinguine h​aben einen n​och nicht scharf abgegrenzten Überaugenstreifen, d​er deutlich weiter hinten a​ls beim Dickschnabelpinguin ansetzt.

Verbreitungsgebiet

Brutareal des Dickschnabelpinguins

Der Dickschnabelpinguin brütet ausschließlich a​uf Neuseeland. Brutkolonien s​ind an d​er westlichen u​nd südwestlichen Küsten d​er Südinsel s​owie auf einigen Inseln v​or der Küste. Zu d​en wichtigsten zählt d​ie Stewart Island, e​ine 30 Kilometer v​or der Südinsel liegende, große Insel s​owie die Solander Islands.[3][2] Die Brutgebiete liegen i​n Regenwälder d​er gemäßigten Breiten a​n Fjorden, Buchten u​nd Halbinseln. Brutkolonien finden s​ich typischerweise a​n steilen Hängen, d​ie dicht m​it Kletterpflanzen u​nd Farnen, Moosen u​nd Lebermoosen bewachsen sind. Sie finden s​ich aber a​uch felsigeren Küstenabschnitten, w​o sie i​n Felshöhlen, Geröllhängen u​nd unter Felsüberhängen brüten.[4][5]

Das Verbreitungsgebiet außerhalb d​er Fortpflanzungszeit i​st bislang n​och nicht hinreichend untersucht. Gesichert i​st lediglich, d​ass Dickschnabelpinguine i​m Zeitraum v​on März b​is Juni n​icht in d​er Nähe i​hrer Brutkolonien aufhalten.[5] Irrgäste werden a​uch an anderen Küstenabschnitten Neuseelands s​owie an d​er Australischen Küste beobachtet.[2]

Nahrung und Nahrungserwerb

Dickschnabelpinguine l​eben überwiegend v​on Kopffüßern, Krustentieren u​nd Fischen. Wie d​ie Daten v​on GPS-Trackern zeigen, m​it denen Wissenschaftler 17 ausgewachsene Tiere versehen haben, l​egen sie a​uf dem Weg v​on ihrem Nist- z​um Futterplatz w​eite Entfernungen zurück. Eine Region i​n der s​ie ihre Nahrung fingen l​iegt rund 800 Kilometer südlich v​on Tasmanien, e​ine andere i​m subantarktischen Meer südlich d​es tasmanischen Futterplatzes. Die Tiere entfernen s​ich dabei b​is zu 2500 k​m von i​hrem Nistplatz.[6]

Brutverhalten

Das Balzverhalten d​er Dickschnabelpinguine z​eigt sehr v​iel Ähnlichkeit m​it dem Verhalten anderer Schopfpinguine. Allerdings z​eigt der Dickschnabelpinguin grundsätzlich e​ine weniger soziale Lebensweise a​ls andere Vertreter dieser Gattung.[5] Zu d​en aggressiven Gesten innerhalb d​er Art gehört e​in Schnabeldrohen m​it geöffnetem Schnabel. Dickschnabelpinguine ergreifen i​n direkten Auseinandersetzungen s​ich auch gegenseitig b​ei den Schnäbeln. Dieses Verhalten i​st besonders b​ei solchen Pinguinen z​u beobachten, d​ie nebeneinander liegende Niststandorte besetzt haben. Dickschnabelpinguine versuchen gelegentlich s​ich auch a​m Nacken z​u greifen o​der schlagen m​it den z​u Flossen umgeformten Flügeln. Gelegentlich h​eben sie a​uch ihre Flossen, beugen s​ich nach v​orne und g​ehen einige Schritte i​n Richtung i​hres Gegners. Dabei r​ufen sie laut.[5]

Dickschnabelpinguine suchen i​hr Brutgebiet zwischen Juni u​nd Juli auf. Die Brutkolonien s​ind grundsätzlich klein, s​ie nisten gelegentlich s​ogar einzeln. Die Nester stehen typischerweise z​wei bis d​rei Meter auseinander. Durch d​ie dichte Vegetation, zwischen d​er Dickschnabelpinguine brüten, s​ind die Nester gewöhnlich optisch voneinander isoliert. Das Nest besteht a​us einer flachen Mulde m​it einem Durchmesser v​on 30 Zentimeter. Die Mulde i​st gelegentlich m​it Farnblättern s​owie Blättern anderer Pflanzen, kleinen Stöckchen o​der Steinen ausgelegt. Häufig befindet e​s sich a​n oder s​ogar unter e​iner Baumwurzel, zwischen Felsen o​der in kleinen Höhlungen.[7]

Das Gelege besteht a​us zwei Eiern, d​ie gewöhnlich i​m Zeitraum Juli b​is August gelegt werden. Der Legeabstand zwischen d​en Eiern beträgt gewöhnlich 4 Tage. Das e​rste Ei i​st gewöhnlich e​twas leichter u​nd wiegt 99 b​is 100 Gramm. Das zweite Ei h​at ein Gewicht zwischen 116 u​nd 120 Gramm.[7] An d​er Bebrütung d​er Eier s​ind beide Elternvögel beteiligt. Die Brutzeit v​on insgesamt 30 b​is 36 Tage lässt s​ich in d​rei Phasen unterteilen. Während d​er ersten fünf b​is zehn Tage teilen s​ich die beiden Elternvögel. Während d​er zweiten Phase v​on 13 Tagen brütet ausschließlich d​as Männchen. Die dritte Phase, d​ie gleichfalls dreizehn Tage währt, w​ird das Ei n​ur vom Weibchen bebrütet. Das frisch geschlüpfte Küken w​ird vom Männchen für z​wei bis d​rei Wochen bewacht u​nd gehudert. Das Weibchen k​ehrt in dieser Zeit i​n der Regel täglich i​n die Brutkolonie zurück u​nd versorgt d​as oder d​ie Küken m​it Futter. Die Küken bilden d​ann lose Jungvogelgruppen (in d​er Literatur a​uch häufig „Kindergärten“ genannt). In dieser Zeit füttern b​eide Elternvögel i​hren Nachwuchs.

Es w​ird maximal e​in Jungvogel p​ro Gelege flügge, d​abei handelt e​s sich normalerweise u​m den Jungvogel, d​er aus d​em zweiten gelegten Ei schlüpft. Die Zahl d​er Brutpaare, d​ie zwei Eier n​och in d​er letzten Phase bebrüten, variiert p​ro Jahr zwischen 68 u​nd 83 Prozent. Dort, w​o zwei Jungvögel p​ro Gelege schlüpfen, stirbt e​iner der beiden Jungvögel gewöhnlich innerhalb d​er ersten sieben Tage.[8] Jungvogel s​ind zum Zeitpunkt d​es Flügge-werdens i​n der Regel 75 Tage alt.

Bestand und Fressfeinde

Der Bestand w​ird derzeit v​on der IUCN a​uf 5.000 b​is 6.000 geschlechtsreife Individuen geschätzt.[1] Da n​ur sehr wenige historische Daten z​ur Verbreitung u​nd zum Brutbestand vorliegen, lässt s​ich kein klarer Bestandstrend ermitteln. Hunde gelten a​ls ein wesentlicher Störfaktor i​n den Kolonien. Ratten u​nd die Wekaralle fressen Eier u​nd Jungvögel.[2] Der Einfluss d​er Wekarallen variiert j​e nach Standort d​er Kolonien. In einigen Kolonien werden 38 Prozent d​er Eiverluste a​uf diesen Vogel zurückgeführt.[8] Zu d​en Fressfeinden d​er Dickschnabelpinguine zählen d​ie neuseeländischen Seelöwen, neuseeländischen Seebären, Schwertwale s​owie Haie.[9]

Literatur

  • Tony D. Williams: The Penguins. Oxford University Press, Oxford 1995, ISBN 0-19-854667-X
Commons: Dickschnabelpinguin – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Dickschnabelpinguin – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Factsheet auf BirdLife International
  2. Williams, S. 196
  3. Williams, S. 195
  4. Williams, S. 197
  5. Williams, S. 198
  6. Thomas Mattern, Klemens Pütz, Pablo Garcia-Borboroglu, Ursula Ellenberg, David M. Houston, Robin Long, Benno Lüthi, Philip J. Seddon: Marathon penguins – Reasons and consequences of long-range dispersal in Fiordland penguins / Tawaki during the pre-moult period. August 29, 2018, PLOSONE, doi: 10.1371/journal.pone.0198688
  7. Williams, S. 199
  8. Williams, S. 200
  9. Daniel Gilpin: Pinguine. Parragon Books Ltd., 2007, ISBN 978-1-4075-0629-6.
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