Dick Powell
Richard Ewing „Dick“ Powell (* 14. November 1904 in Mountain View, Arkansas; † 2. Januar 1963 in West Los Angeles, Kalifornien)[1] war ein US-amerikanischer Schauspieler, Sänger, Regisseur und Filmproduzent. Seinen Durchbruch erlangte Powell mit Hauptrollen in den heiteren Musicalfilmen von Busby Berkeley. Später vollzog er einen Imagewandel und wurde zu einem bedeutenden Darsteller des Film noir. Ab den 1950er-Jahren war er ebenfalls als Regisseur tätig.
Leben
1914 zog die Familie nach Little Rock, wo Powell mit zwei Brüdern aufwuchs. Er begann seine Karriere als Sänger und Musiker in verschiedenen Bands, wo er von Agenten des Filmstudios Warner Brothers entdeckt wurde und dort 1932 einen Vertrag unterzeichnete. 1933 wurde er an der Seite von Ruby Keeler in Busby-Berkeley-Musicals wie Die 42. Straße, Parade im Rampenlicht und Goldgräber von 1933 bekannt. 1935 übernahm er in Max Reinhardts Shakespeare-Verfilmung Ein Sommernachtstraum die Rolle des Lysander. In späteren Filmen wie Stage Struck oder Gold Diggers of 1937 war Joan Blondell seine Partnerin, die er 1936 heiratete. Zu seinem Leidwesen wurde Powell früh auf das leichte Rollenfach festgelegt und verkörperte vor allem jugendlich-fröhliche Liebhaber. Häufig beinhalteten seine Filmauftritte auch Gesangsparts. 1940 wechselte er zu Paramount Pictures, zunächst ohne sein Image ablegen zu können.[2] So bewarb er sich vergebens um die männliche Hauptrolle in dem Film noir Frau ohne Gewissen.[3]
1944 schaffte Powell schließlich den erfolgreichen Imagewechsel als hartgesottener Privatdetektiv Philip Marlowe in der RKO-Produktion Murder, My Sweet. Raymond Chandler, der Autor der Romanvorlage, bezeichnete Powells gleichermaßen raue wie verletzliche Darstellung als die seinen Intentionen am nächsten kommende.[3] Im selben Jahr ließen Powell und Joan Blondell sich scheiden, 1945 heiratete er June Allyson. In den folgenden Jahren etablierte sich Powell als Darsteller dramatischer Rollen in Film noirs wie Cornered, Johnny O’Clock und Cry Danger.
1952 gründete er zusammen mit Charles Boyer und David Niven die Fernsehproduktionsfirma „Four Star Productions“, der sich 1956 Ida Lupino anschloss. „Four Star Productions“ gab Neulingen wie Sam Peckinpah, Aaron Spelling und Frank Baur Gelegenheit, Regie zu führen oder sich als Produzent zu betätigen.[4][5] Powell drehte selbst mehrere Filme als Regisseur, der bekannteste unter diesen ist der Kriegsfilm Duell im Atlantik. Von 1961 bis zu seinem Tod war er Hauptdarsteller seiner eigenen Fernsehserie The Dick Powell Show, die mit großem Erfolg auf NBC lief.
Privatleben und Ehrungen
Am 27. September 1962 lud Powell Journalisten zu einer Pressekonferenz bei sich zuhause in Beverly Hills ein und gab bekannt, dass er sich einer Krebsbehandlung unterziehe und zuversichtlich sei, den Krebs zu besiegen.[6] Nur etwas über drei Monate später starb Powell 58-jährig an der Erkrankung, die wahrscheinlich die Spätfolge einer radioaktiven Kontamination war, die er sich bei den Dreharbeiten zu seinem Film Der Eroberer zugezogen hatte. Die Dreharbeiten fanden in der Nähe eines Atomwaffentestgeländes in der Wüste von Nevada statt. Von der 220-köpfigen Crew und Darstellerriege starben 91 Mitglieder an verschiedenen Formen von Krebs.[7]
Obwohl Dick Powell wiederholt mit linken Filmemachern wie Edward Dmytryk und Robert Rossen drehte, gehörte er selbst dem konservativen Lager an. Er war mit Ronald Reagan befreundet und unterstützte 1960 die Präsidentschaftskampagne von Richard Nixon.[8][9]
Powell wurde für sein Schaffen in den Kategorien Film, Fernsehen und Radio mit drei Sternen auf dem Hollywood Walk of Fame geehrt. Die Adressen lauten 6915 Hollywood Boulevard, 6745 Hollywood Boulevard und 1560 Vine Street. In dem Film Der Tag der Heuschrecke von John Schlesinger wurde er 1975 von seinem Sohn Dick Powell junior verkörpert. Der Schauspieler war dreimal verheiratet, mit Mildred Maund von 1925 bis 1927, dann mit der Schauspielerin Joan Blondell. Diese Ehe hielt von 1936 bis 1944 und wurde dann geschieden. Die letzte Ehe mit June Allyson hielt von 1945 bis Powells Tod.
Filmografie (Auswahl)
Schauspieler
- 1932: Big City Blues (Big City Blues)
- 1933: Die 42. Straße (42nd Street)
- 1933: Urlaub vom Thron (The King’s Vacation)
- 1933: Parade im Rampenlicht (Footlight Parade)
- 1933: Goldgräber von 1933 (Gold Diggers of 1933)
- 1934: Broadway-Show (Dames)
- 1934: Flirtation Walk
- 1934: Eine Nacht in Paris (Wonder Bar)
- 1935: Ein Sommernachtstraum (A Midsummer Night’s Dream)
- 1935: Die Goldgräber von 1935 (Gold Diggers of 1935)
- 1935: Der Jazzkadett (Shipmates Forever)
- 1935: Musik um Mitternacht (Thanks a Million)
- 1936: Gold Diggers of 1937
- 1937: Küsse am Broadway (On the Avenue)
- 1938: Going Places
- 1940: Weihnachten im Juli (Christmas in July)
- 1942: Star Spangled Rhythm
- 1943: Riding High
- 1944: Murder, My Sweet
- 1944: Es geschah morgen (It Happened Tomorrow)
- 1945: Cornered
- 1947: Johnny O’Clock
- 1948: Opium (To the Ends of Earth)
- 1948: Der Mann ohne Gesicht (Rogues’ Regiment)
- 1948: Gangster der Prärie (Station West)
- 1948: Pitfall
- 1950: Das Raubtier ist los! (The Reformer and the Redhead)
- 1950: Der einsame Champion (Right Cross)
- 1951: Cry Danger
- 1951: Der Cowboy den es zweimal gab (Callaway Went Thataway)
- 1951: Verschwörung im Nachtexpreß (The Tall Target)
- 1952: Stadt der Illusionen (The Bad And The Beautiful)
- 1954: Eine Nacht mit Susanne (Susan Slept Here)
Regisseur
- 1953: Explosion in Nevada (Split Second)
- 1956: Der Eroberer (The Conqueror)
- 1956: Ohne Liebe geht es nicht (You Can’t Run Away from It)
- 1957: Duell im Atlantik (The Enemy Below)
- 1958: Kampfflieger (The Hunters)
- 1959: Woman on the Run (Fernsehfilm)
Weblinks
- Dick Powell in der Internet Movie Database (englisch)
- Dick Powell. In: Virtual History (englisch)
- Dick Powell in der Datenbank von Find a Grave (englisch)
Einzelnachweise
- Film World Mourns Dick Powell; Jack Carson, St. Petersburg Times. 4. Januar 1963. Abgerufen im 8. Februar 2013.
- Matthew Kennedy: Joan Blondell: A Life Between Takes. University Press of Mississippi, 2007, S. 74–79, S. 96.
- Gene D. Phillips: Out of the Shadows: Expanding the Canon of Classic Film Noir. Scarecrow Press/Rowman & Littlefield, Lanham, Maryland 2012, ISBN 978-0-8108-8189-1, Seite 32–41.
- David Weddle: “If They Move…Kill ‘Em!” The Life and Times of Sam Peckinpah. Grove Press, New York 1994, S. 170.
- Michele Hilmes: Only Connect: A Cultural History of Broadcasting in the United States. Wadsworth, Boston 2011, S. 192.
- A Profile of Dick Powell, The San Francisco Examiner, 2. Oktober 1962, S. 29 (englisch), abgerufen am 23. Januar 2020
- Richard Lee Miller: Under the Cloud: The Decades of Nuclear Testing. Two Sixty Press, The Woodlands (Texas) 1991, S. 187.
- William E. Pembeton: Exit With Honor: The Life and Presidency of Ronald Reagan. M. E. Sharpe, Armonk (NY) 1998, S. 30.
- Scott Harrison: Get your Nixon bumper stickers! Artikel auf der Webseite der Los Angeles Times vom 15. Mai 2012, abgerufen am 27. Februar 2013.