Deutsches Eck (Verkehr)
Deutsches Eck bezeichnet die kürzeren und verkehrsgünstigeren Straßen- und Eisenbahnverbindungen zwischen dem Großraum der Stadt Salzburg (und in Folge dem östlichen Teil Österreichs) und dem westlichen Österreich über das deutsche Staatsgebiet. Dabei führen eine Bahn- und eine Autobahnverbindung in das Tiroler Unterland, die als Großes deutsches Eck bezeichnet werden, und eine Bundesstraße in den Salzburger Pinzgau, das Kleine deutsche Eck.
Über ausschließlich österreichisches Staatsgebiet führen dagegen nur wesentlich längere Bahn- bzw. Bundesstraßenverbindungen. Eine durchgehende innerösterreichische Autobahnverbindung zwischen den Bundesländern Salzburg und Tirol gibt es nicht.
Geografie
Das Kleine deutsche Eck verbindet den Salzburger Flachgau mit dem Pinzgau. Die Strecke führt von Ost nach West ausgehend vom Bundesstraßengrenzübergang Walserberg (auch Kleiner Walserberg genannt) westlich von Salzburg über die B 21 in Bayern vorbei an Bad Reichenhall und entlang des Saalachtals durch Schneizlreuth bis zur Staatsgrenze am Steinpass bei Unken. Im Allgemeinen wird der weitere Verlauf auf der B 178 in Österreich bis Lofer ebenfalls zur Strecke des kleinen deutschen Ecks gerechnet. Als alternativer Ausgangspunkt kann auch der Autobahngrenzübergang am Walserberg (wenige hundert Meter von der Bundesstraße entfernt und auch Großer Walserberg genannt) gesehen werden. Von dort führt die Strecke auf der A 8 bis zur ersten Anschlussstelle Piding und weiter über die B 20 bis zur bayerischen Stadt Bad Reichenhall, wo diese auf die B 21 trifft.
Das Große deutsche Eck führt die Eisenbahn über die InterCity-Strecken Salzburg–Rosenheim und Rosenheim–Kufstein nach Tirol. Der Autoverkehr führt vom Walserberg über die Bundesautobahnen A 8 in Bayern und (ab Rosenheim) A 93 bis zum Grenzübergang zwischen Kiefersfelden und Kufstein in Tirol. Ab der Grenze wird die Inntal Autobahn (A 12) befahren.
Diese beiden Verbindungen sind nach Fahrzeit und Fahrstrecke wesentlich kürzer als die Bundesstraßen-Verbindung über den Pass Lueg, den Pongau und Zell am See, die ausschließlich auf österreichischem Staatsgebiet verläuft. So beträgt beispielsweise die Entfernung Salzburg – Lofer unter Befahrung des Kleinen deutschen Ecks rund 43 km (davon circa 23 km in Deutschland), während die rein innerösterreichische Strecke etwa 108 km beträgt.[1]
Seit 1993 bilden im Deutschen Eck der Ballungsraum Salzburg, das Berchtesgadener Land und der Landkreis Traunstein die EuRegio Salzburg – Berchtesgadener Land – Traunstein mit etwa 700.000 Einwohnern.
Grenzabfertigung
1957 wurde zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich ein Verkehrsabkommen geschlossen, das den damals noch umständlichen Grenzverkehr erleichtern sollte. Dadurch entfiel der bisherige Umweg über den Pongau, so dass die wesentlich kürzere Straßenverbindung durch das Berchtesgadener Land von Österreich aus genutzt werden konnte.
Mit dem Abkommen vereinbarte man auch Sonderregelungen bei der Grenzabfertigung. Beim Straßentransit wurden beschleunigte Grenzabfertigungen beschlossen. Die Transitstrecke musste in einer bestimmten Zeit passiert werden; mitgeführte Güter wurden verplombt, um Schmuggel zu unterbinden. Zwischen Salzburg und Lofer verkehrte eine Buslinie ohne Grenzabfertigung und ohne Halt auf deutschem Gebiet. Die Busse wurden zwischen den beiden Grenzübergängen von einem deutschen Grenzpolizisten begleitet.
Eisenbahnzüge wurden als Korridorzüge geführt, die auf der Transitstrecke nicht hielten. Das Ein- oder Aussteigen in Deutschland war nicht erlaubt. Seit dem Beitritt Österreichs zum Schengener Abkommen am 1. Januar 1997 und dem damit verbundenen freien Grenzverkehr dient diese Maßnahme vornehmlich der Zeitersparnis. Züge aus Österreich fahren weiterhin ohne Halt durch deutsches Staatsgebiet, Ein- oder Aussteigen ist daher auch weiterhin nicht möglich.
Verkehrstechnische Besonderheiten
Die Österreichischen Bundesbahnen, die das Gleisnetz der Deutschen Bahn AG benutzen, müssen dafür Nutzungsgebühren bezahlen. Daher lässt die ÖBB einen Teil des zeitunempfindlichen Verkehrs, insbesondere Güter- und Personen-Nachtzüge, über die längere Strecke in Österreich (Salzburg-Tiroler Bahn) verkehren. Für die Korridorzüge wurde 1982 die sogenannte Rosenheimer Schleife errichtet, welche das Einfahren in den Bahnhof und das dortige Kopfmachen überflüssig macht.
Eine Sonderregelung wurde in der deutschen Straßenverkehrsordnung für die Bundesstraßen geschaffen. Da Spikes-Reifen für Autos in Deutschland verboten, in Österreich aber zugelassen sind, gilt für das kleine deutsche Eck zur Erleichterung des Transitverkehrs eine Ausnahme.
Einzelnachweise
- Berechnung mittels Google Routenplaner, 15. Oktober 2009.