Deutsche Gerechtigkeit
Deutsche Gerechtigkeit. Prozesse gegen DDR-Grenzschützen und ihre Befehlsgeber ist der Titel eines Buches des Autors und Journalisten Roman Grafe, in dem die Prozesse gegen DDR-Grenzsoldaten und ihre Befehlsgeber aufgearbeitet werden. Das Buch erschien erstmals 2004 im Siedler Verlag. Grafe schrieb bereits davor ein Buch mit dem Titel Die Grenze durch Deutschland über die innerdeutsche Grenze vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zur Wiedervereinigung. Die Veröffentlichung von Deutsche Gerechtigkeit führte zu juristischen Auseinandersetzungen bis zum Bundesgerichtshof, in denen es um die Namensnennung eines Grenztruppenoffiziers ging, die dieser vergeblich zu verhindern suchte.[1] Zwischen 2005 und 2007 war dem Verlag die Verbreitung des Buches untersagt.
Inhalt
In Deutsche Gerechtigkeit dokumentierte Grafe die Prozesse gegen DDR-Grenzschützen, die in überwiegender Zahl mit Freisprüchen und Bewährungsstrafen endeten. Grafe beobachtete über Jahre die Verfahren, zeitweise als einziger Journalist. Mehr als 65.000 Ermittlungsverfahren wurden im Bereich SED-Unrecht in den 1990er Jahren bei den Schwerpunkt-Staatsanwaltschaften in Berlin und den neuen Bundesländern geführt und über 3000 polizeiliche und staatsanwaltschaftliche Ermittlungsverfahren betrafen Gewaltakte an der Grenze. Grafe führte aus, dass leitende Befehlshaber wegen Totschlags an DDR-Flüchtlingen nur zu milden Haftstrafen verurteilt worden, die Urteile aber sehr klar begründet gewesen seien. In seinem Werk nutzte er die Methode der historischen Collage und beschrieb mehrere Gerichtsprozesse gleichzeitig und in chronologischem Ablauf. Dazu sammelte er Anklageschriften, Erklärungen, Urteile und Dokumente sowie Interviews mit polizeilichen Ermittlern, Staatsanwälten, Richtern, Tätern, Opfern und deren Angehörigen, die er in das Buch einstreute. Illustriert wurde das Buch mit Fotos und Gerichtszeichnungen von Christine Böer (ISBN 3-88680-819-X).
Siehe auch
Juristische Auseinandersetzung um Hübers DDR-Vergangenheit und Persönlichkeitsrechte. Unter dem Titel "Deutsche Gerechtigkeit" erschien 2021 auch ein Podcast des Historikers Hubertus Knabe, der die strafrechtliche Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit behandelt.[2]
Weblinks
- Innerdeutsches Schußfeld von Klaus-Dietmar Henke auf faz.net, 9. Oktober 2004
- Rezension (Memento vom 1. Mai 2008 im Internet Archive) von Lutz Rathenow, DLR Berlin, 7. November 2004.
- Roman Grafe: „Eine deutsche Karriere und ein Justiz-Albtraum“, Süddeutsche Zeitung, 24. Oktober 2007.
- Hans Michael Kloth: Presserecht: Promis müssen schweigen in: Der Spiegel vom 11. Dezember 2006
Einzelnachweise
- Früherer Politoffizier unterliegt beim BGH in: Süddeutsche Zeitung vom 25. Oktober 2007, abgerufen am 2. April 2012
- Deutsche Gerechtigkeit. 7. Januar 2021, abgerufen am 10. Januar 2021 (deutsch).