Der Stolz der 3. Kompanie

Der Stolz d​er 3. Kompanie i​st der Titel e​ines 1931 u​nter der Regie v​on Fred Sauer gedrehten Tonfilm-Militärschwanks, i​n dem Heinz Rühmann d​ie Hauptrolle spielt. Er l​ief auch u​nter dem Alternativtitel Musketier Diestelbeck u​nd war e​ine Produktion d​er D.L.S. Deutsches Lichtspiel-Syndikat AG Berlin. Mit Darstellern w​ie Adolf Wohlbrück, Paul Henckels, Fritz Kampers, Rudolf Platte o​der Trude Berliner w​ar der Film „hochkarätig“ besetzt u​nd traf a​uf ein überwiegend wohlwollendes Publikum.

Film
Originaltitel Der Stolz der 3. Kompanie
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1932
Länge 10 Akte, 2519 m, 80 Minuten
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie Fred Sauer
Drehbuch Friedrich Raff
Produktion Leo Meyer
Musik Hans May
Kamera Friedl Behn-Grund
Schnitt Fred Sauer
Besetzung

Handlung

Der j​unge Soldat Diestelbeck erlernt i​n der Kaserne d​as Exerzieren. Nebenbei bemüht e​r sich, w​ie auch s​ein Vorgesetzter Feldwebel Krause, u​m die Hand d​er Tochter d​er örtlichen Gaststättenbesitzerin Emma Wacker. Der Drill u​nd das Bemühen u​m die Geliebte verleiten i​hn zu allerlei Streichen u​nd er erlangt Aufmerksamkeit, w​eil er s​eine Vorgesetzten g​ut imitieren u​nd karikieren kann. Daher w​ird ihm d​ie Leitung e​iner Theatergruppe anlässlich d​es Prinzenbesuchs überlassen. Hier spielen ranghöhere Dienstgrade niedere Rollen u​nd umgekehrt. Schließlich besucht d​er Prinzregent d​en Ort u​nd findet a​uch seine Liebe i​m Ort, d​ie ihm zunächst seinen Status n​icht glaubt.

Hintergrund

Oskar Kalbus schrieb i​m 2. Band seines 1935 v​om Cigaretten-Bilderdienst Altona-Bahrenfeld herausgegebenen Film-Albums: „Der Filmproduzent erinnerte sich, a​ls die Stoffe für d​ie Militärgroteske i​mmer mehr ausgingen, daß i​n Friedenszeiten d​ie Bühnenposse ‚Der Stolz d​er dritten Kompagnie‘ m​it dem rheinischen Komiker Hartstein i​n der Hauptrolle i​mmer und überall w​ahre Lachstürme erzeugt hatte. Bei e​iner Verfilmung dieses Stückes (Fred Sauer 1932) w​ar also d​er Erfolg v​on vornherein sicher, besonders w​eil Heinz Rühmann d​en Infanteristen Diestelbeck spielt...“ (S. 91)

Die Dreharbeiten zu Der Stolz der 3. Kompanie fanden zwischen dem 26. Oktober und dem 17. November 1931 statt. Innenszenen wurden in den Ateliers der D.L.S. in Berlin-Staaken aufgenommen. „Teile der Außenaufnahmen wurden während des Einzugs der neuen Garnison im November 1931 in Lübben gedreht“ (Lübbener Kreisblatt vom 18. Februar 1932).[1] Die Photographie lag in den Händen von Friedl Behn-Grund. Robert Neppach und Erwin Scharf schufen die Filmbauten. Die Aufnahmeleitung hatte Adolf Essek. Produktionsleiter war Leo Meyer. Der Ton wurde auf Apparaturen der Tobis-Klangfilm aufgenommen.[2]

Die Filmmusik komponierte Hans May, d​ie Liedertexte verfasste Johannes Brandt. Man hört d​ie Schlagerlieder Grad’ heut’ hätt’ i​ch Lust, verliebt z​u sein u​nd Himmeldonnerwetter!.[3]

Der Film l​ag der Prüfstelle a​m 11. Dezember 1931 v​or und w​urde unter d​er Nr. B 30 603 zugelassen, jedoch n​icht für Jugendliche. Seine Uraufführung f​and am 4. Januar 1932 i​m Berliner Tauentzien-Palast statt.[4]

In Lübben w​urde der Film (Tonfilm) „Der Stolz d​er 3. Kompanie“ erstmals i​n der Zeit v​om 18. b​is 21. Februar 1932 i​n den „Liuba“-Lichtspielen gezeigt.[5]

Am 1. August 1935 w​urde er jedoch v​on der Film-Oberprüfstelle w​egen der „für Nationalsozialisten n​icht annehmbaren Zeichnung d​es Militärs“ verboten.[6][7]

Rezeption

Das Lexikon d​es internationalen Films meinte: „Militärschwank, dessen brillante schauspielerische Leistungen d​ie klamottenhafte Handlung i​n den Hintergrund treten lassen.“[6]

Literatur

  • Helmut G. Asper: Max Ophüls. Arte Edition. Verlag Bertz+Fischer, 1998, ISBN 3-929470-85-3, S. 231, 260.
  • Gerhard Bienert: Ein Leben in tausend Rollen. hrsg. von Dieter Reimer. Henschelverlag, Berlin 1989, S. 92.
  • Thomas Brandlmeier: Die deutsche Filmkomödie vor 1945. Kaiserreich, Weimarer Republik und Nationalsozialismus. Verlag Ed. Text + Kritik, 2004, S. 70, 72.
  • Rolf Ebert: Zur Geschichte der Stadt Lübben (Spreewald). Chronologischer Abriss. Heimat-Verlag, 2003, ISBN 3-929600-27-7, S. 382, 772.
  • Ulrike Heikaus: Deutschsprachige Filme als Kulturinsel. Zur kulturellen Integration der deutschsprachigen Juden in Palästina von 1933–1945. (= Pri ha-Pardes. Band 6). Universitätsverlag Potsdam, 2009, ISBN 978-3-940793-36-2, S. 133.
  • Knut Hickethier, Corinna Müller: Mediengeschichte des Films. Die Perfektionierung des Scheins: das Kino der Weimarer Republik im Kontext der Künste. Verlag Fink, 2000, ISBN 3-7705-3310-0.
  • Anton Kaes: Shell Shock Cinema: Weimar Culture and the Wounds of War. Princeton University Press, 2009, ISBN 978-1-4008-3119-7, S. 263.
  • Oskar Kalbus: Vom Werden deutscher Filmkunst. Band 2: Der Tonfilm. Cigaretten-Bilderdienst Altona-Bahrenfeld, Hamburg 1935, S. 90–92.
  • Thomas Koebner: Diesseits der „Dämonischen Leinwand“. Ed. Text + Kritik, 2003, ISBN 3-88377-732-3, S. 216.
  • Torsten Körner: Der kleine Mann als Star. Heinz Rühmann und seine Filme der 50er Jahre. Campus-Verlag, 2001, ISBN 3-593-36754-8, S. 23.
  • Verena Moritz: Kampfzone Kino. Film in Österreich 1918–1938. Verlag Filmarchiv Austria, 2008, ISBN 978-3-902531-49-0, S. 168.
  • Florian Odenwald: Der nazistische Kampf gegen das „Undeutsche“ in Theater und Film 1920–1945 (= Münchener Universitätsschriften Theaterwissenschaft / Theaterwissenschaft. Band 8). Verlag H. Utz, 2006, ISBN 3-8316-0632-3, S. 370.
  • Jutta Sywottek: Mobilmachung für den totalen Krieg. (= Studien zur modernen Geschichte. Band 18). Westdt. Verlag, 1976, ISBN 3-531-05063-X, S. 54.
  • Habakuk Traber, Elmar Weingarten: Verdrängte Musik. Berliner Komponisten im Exil. Verlag Berliner Festspiele/ Argon-Verlag, 1987, ISBN 3-87024-118-7, S. 299.
  • Friedrich von Zglinicki: Der Weg des Films. Geschichte der Kinematographie und ihrer Vorläufer. Rembrandt-Verlag Berlin 1956.

Quellen (Digitalisate)

  • Kinoplakat mit Rühmann in Uniform IMDb
  • Kinoplakat, anderer Entwurf („Musketier Diestelbeck“) IMDb
  • Rühmann als Soldat auf Postkarte “Ross”-Verlag, No. 6341/1, 1933–1934. Photo: Fox
  • Standphotos mit Rühmann und Walter Steinbeck bei virtual-history.com

Einzelnachweise

  1. vgl. Ebert S. 382.
  2. nach filmportal.de
  3. vgl. ruehmann-heinz.de und haikosfilmlexikon.de
  4. Das Premierentheater Tauentzien-Palast hatte nach dem Ufa-Palast am Zoo mit 995 Plätzen die meisten Sitzplätze von den mehr als 300 Kinos in Groß-Berlin. Filme wie “Berlin: Die Sinfonie der Großstadt” (1927) von Walter Ruttmann oder “Ich küsse Ihre Hand, Madame” mit Marlene Dietrich und Harry Liedtke (und Richard Taubers Stimme) (1929) wurden hier uraufgeführt, vgl. Zglinicki S. 449–451.
  5. vgl. Ebert S. 382.
  6. Der Stolz der 3. Kompanie im Lexikon des internationalen Films
  7. Zensurdokument Nr. 7737 der Filmoberprüfstelle vom 7. August 1935: Aufführungsverbot. filmportal.de (PDF-Datei)
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