Der Mann, der lacht
Der Mann, der lacht (OT: The Man Who Laughs) ist ein US-amerikanischer Spielfilm des deutschen Regisseurs und Filmemachers Paul Leni aus dem Jahr 1928. Der Film ist eine Adaption von Victor Hugos historischem Roman Der lachende Mann (Originaltitel: L’Homme qui rit). In den Hauptrollen spielen Conrad Veidt als Gwynplaine und Mary Philbin als die blinde Dea. Der Film wird dem Genre des Melodramas zugerechnet, hat aber durch seine expressionistische Düsterkeit Anleihen des Horrorfilms.
Film | |
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Titel | Der Mann, der lacht |
Originaltitel | The Man Who Laughs |
Produktionsland | USA |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahr | 1928 |
Länge | 110 Minuten |
Stab | |
Regie | Paul Leni |
Drehbuch | J. Grubb Alexander Walter Anthony Mary McLean Charles E. Whittaker |
Produktion | Paul Kohner |
Musik | Walter Hirsch Lew Pollack Erno Rapee |
Kamera | Gilbert Warrenton |
Schnitt | Edward L. Cahn Maurice Pivar |
Besetzung | |
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Handlung
Im England des Jahres 1690 lebt Gwynplaine als Sohn eines Edelmannes. Gwynplaines Vater beleidigt König James II. und wird von diesem zum Tod in der Eisernen Jungfrau verurteilt. Gwynplaine selbst wird zur Strafe durch Dr. Hardquannone, einen Meisterchirurgen, auf grausame Art und Weise entstellt: Ein künstlich geschaffenes andauerndes, irres Grinsen verurteilt ihn von nun an dazu, ewig über seinen törichten Vater zu lachen.
Der heimatlose Gwynplaine irrt umher und findet während eines Schneesturmes ein verlassenes Baby, die blinde Dea. Die beiden Kinder werden vom Quacksalber Ursus aufgenommen. Die Jahre vergehen und Dea und Gwynplaine verlieben sich. Gwynplaine will Dea aber nicht heiraten, da er sich seines verunstalteten Gesichtes wegen für unwürdig hält. Die drei verdienen sich ihr Geld durch Schaustücke, in denen dem voyeuristischen Publikum hauptsächlich der Anblick von Gwynplaines bizarrem Gesicht geboten wird. Die Reisen bringen das Trio zurück in das Gebiet der Nachfolgerin des verstorbenen König James, der Königin Anne. Hier entdeckt Annes Hofnarr Aufzeichnungen, die Gwynplaines edle Herkunft und seinen Anspruch auf die politische Macht seines Vaters bezeugen.
Das Vermögen von Gwynplaines verstorbenem Vater wird durch die Herzogin Josiana verwaltet. Die Königin verfügt, dass Gwynplaine und Josiana heiraten müssen, damit Gwynplaine sein Erbe antreten kann. Josiana ist gleichzeitig sexuell angezogen und abgestoßen durch Gwynplaines Äußeres. Gwynplaine weigert sich, dem Befehl der Königin nachzukommen und flieht. Er findet Ursus und Dea am Hafen und betritt mit ihnen ein Schiff.
Das Ende der Buchvorlage, bei dem Dea während der Flucht zum Schiff stirbt und Gwynplaine sich ertränkt, lässt der Film aus.
Hintergrund
Nachdem Universal Pictures große Erfolge mit Filmen wie Der Glöckner von Notre Dame (1923) und Das Phantom der Oper (1925) erzielt hatte, ermutigte die Firma den Produzenten Carl Laemmle dazu, einen Film in ähnlichem Ambiente zu produzieren. Laemmle entschied, Victor Hugos L’Homme qui rit zu verfilmen.
Aufgrund seiner deutschen Herkunft hatte Laemmle Verbindungen zur deutschen Filmszene, die ihm bei seinen Verhandlungen mit deutschen Filmemachern und Schauspielern halfen. So konnte er Paul Leni gewinnen, von dessen Film Das Wachsfigurenkabinett (1924) Laemmle beeindruckt war. Ebenso gewann er Conrad Veidt für die Hauptrolle, der bereits durch seine Rollen in den Filmen Das Wachsfigurenkabinett und Das Cabinet des Dr. Caligari Bekanntheit erlangt hatte.
Universal investierte über eine Million US-Dollar in The Man Who Laughs, was zu dieser Zeit eine beträchtliche Summe war. Für die Filmbauten waren Charles D. Hall, Thomas F. O’Neill und Joseph C. Wright zuständig. Die Kostüme entwarfen Vera West und David Cox.
Die Szenen mit Olga Baclanova als Josiana waren für die Zeit sehr gewagt; so gab es auch eine Nacktszene im Bad, die aber aus der US-amerikanische Fassung geschnitten wurde.
Rezeption
Die Österreichische Film-Zeitung schrieb: „Von Paul Leni inszeniert, der unerhört eindrucksvolle, vom Leben erfüllte, historische Bilder schuf und eine überaus starke Gesamtwirkung erzielte, ist es vom darstellerischen Gesichtspunkt vor allem Conrad Veidt, dessen geradezu sensationelles Spiel dem Film ein imposantes künstlerisches Gepräge gibt.“[1]
Viele zeitgenössischen Reaktionen zeigten sich jedoch eher verhalten. Kritisiert wurden die morbide Atmosphäre und die angeblich nicht authentisch wirkenden Kulissen. Die heutige Rezeption schätzt The Man Who Laughs aber als wichtiges Werk des deutschen Stummfilm-Expressionismus.
Obwohl der Schauspieler Kirk Douglas lange an einem Remake interessiert war, wurde die Thematik in der Zeit des Tonfilms lange Zeit nur einmal wieder verfilmt, als Der Mann mit der goldenen Klinge (L’uomo che ride) aus dem Jahr 1966 von Sergio Corbucci. Corbucci verlagerte die Handlung aber vom England ins Italien des 16. Jahrhunderts. Erst 2012 erschien eine moderne Fassung unter der Regie von Jean-Pierre Améris mit Gérard Depardieu, Marc-André Grondin und Christa Théret in den Hauptrollen.
Der Film beeinflusste zahlreiche andere Werke. So gilt die Figur des Gwynplaine als Inspiration für Batmans Erzfeind Joker. Der Film The Black Dahlia von Brian De Palma verwendet Szenen aus The Man Who Laughs und nimmt bestimmte Elemente der Handlung auf.
Literatur
- William K. Everson: Klassiker des Horrorfilms. München 1979, Seite 33–36.
- Victor Hugo: Der lachende Mann. Historischer Roman. (Originaltitel: L'homme qui rit). Klassiker des Historischen Romans. Deutsch von Carl Johann Perl. Bastei-Verlag Lübbe, Bergisch Gladbach 1999, 839 S., ISBN 3-404-14267-5.
- Victor Hugo: „Der Mann, der lacht“ oder die Ausbeutung der Unglücklichen durch die Glücklichen. (Originaltitel: L'homme qui rit). Ins Deutsche übertragen, bearbeitet und eingeleitet von Walter Keiler. (Gekürzte Filmausgabe.) M. Maschler, Berlin 1929, 192 S.
Einzelnachweise
- „Der Mann, der lacht“. In: Österreichische Film-Zeitung, 6. Oktober 1928, S. 24 (online bei ANNO).
Weblinks
- Der Mann, der lacht in der Internet Movie Database (englisch)
- The Man Who Laughs auf popmatters.com (englisch)
- The Man Who Laughs auf rogerebert.com (englisch)