Denkmal der Göttinger Sieben (Göttingen)
Das Denkmal der Göttinger Sieben in Göttingen ist eine von dem Schriftsteller und Bildhauer Günter Grass und seinem Verleger Gerhard Steidl gestiftete Skulptur zum Gedenken an die Göttinger Sieben. Das Denkmal wurde bewusst auf dem Campus der Georg-August-Universität Göttingen aufgestellt, der Wirkungsstätte der sieben Professoren,[1] die während des Hannoverschen Verfassungskonflikts zur Zeit des Königreichs Hannover ihre demokratische Haltung bewahrten.[2] Standort der Skulptur ist der Platz der Göttinger Sieben in Göttingen.[1]
Geschichte und Beschreibung
Anlass für die Aufstellung des Denkmals war das Missfallen der beiden Stifter darüber, dass zuvor lediglich das hannoversche Denkmal für die Göttinger Sieben aufgestellt war nahe dem Gebäude des Niedersächsischen Landtags in der Landeshauptstadt Hannover, nicht jedoch am Ort des eigentlichen Wirkens der sieben Professoren, nämlich an der Georg-August-Universität Göttingen.[1]
Allerdings war bereits zuvor, 1987, eine Gedenktafel in der Aula der Göttinger Universität angebracht worden.[3]
Günter Grass jedoch entwarf nun eine 1,70 m hohe Skulptur für Göttingen aus rund fünf Zentimeter breiten Bändern aus COR-TEN-Stahl, die den Buchstaben „G“ sowie die Ziffer „7“ darstellen. Nachdem die Firma Metallbau Senge aus Weende die Skulptur 2010 nach Grass’ Entwurf gefertigt hatte, wurde sie auf einen 1,20 m hohen Sockel aus Sandstein installiert. Zudem wurde am Sockel eine Bronzeplatte angebracht mit einem Zitat aus der Protestation der Göttinger Sieben vom 18. November 1837:[1]
„Wenn die unterthänigst Unterzeichneten sich nach ernster Erwägung der Wichtigkeit des Falles nicht anders überzeugen können, als dass das Staatsgesetz seiner Errichtung und seinem Inhalte nach gültig sei, so können sie auch, ohne ihr Gewissen zu verletzen, es nicht stillschweigend geschehen lassen, dass dasselbe ohne weitere Untersuchung und Vertheidigung von Seiten der Berechtigten, allein auf dem Wege der Macht zu Grunde gehe. Ihre unabweisliche Pflicht vielmehr bleibt, wie sie hiermit thun, offen zu erklären, dass sie sich durch ihren auf das Staatsgrundsatz geleisteten Eid fortwährend verpflichtet halten müssen.[1]“
So wurde das Denkmal am 28. April 2011 schließlich der Öffentlichkeit übergeben.[1] Bei der Enthüllung des schlichten, alphanumerischen Kunstwerks, das von weitem betrachtet die Assoziation an ein „verunglücktes Euro-Zeichen“ aufkommen ließ, führte einen verspäteten Zuhörer zu der Frage, ob es nicht eigentlich G8 heißen müsse.[4]
Medienecho (Auswahl)
- Henryk M. Broder: Kultur / Geschenk / Grass ehrt "Göttinger Sieben" mit seltsamer Skulptur / Dem Literaturnobelpreisträger ist die Demokratie nicht Wurst: Günter Grass stiftet der Universität Göttingen ein Denkmal. Das Werk weckt allerlei Assoziationen. In: Die Welt vom 28. April 2011; online zuletzt abgerufen am 17. November 2014
- rus: Denkmal für die "Göttinger Sieben" / Ostblockhafte Scheußlichkeit / Märtyrer der Geistesfreiheit, Rebellen wider den Untertanengeist: Günter Grass hat Göttingen ein Denkmal geschenkt. In: Süddeutsche Zeitung vom 29. April 2011; online zuletzt abgerufen am 17. November 2014
Weblinks
- Hilmar Beck (verantw.): Brunnen-Denkmale-Kunst in Göttingen / Göttinger Sieben auf der Seite denkmale.goettingen.de der Stadt Göttingen
Einzelnachweise
- Hilmar Beck (Verantw.): Brunnen-Denkmale-Kunst ... (siehe unter dem Abschnitt Weblinks)
- Helmut Knocke: Göttinger Sieben. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 224f.
- N.N.: Das Landesdenkmal „Die Göttinger Sieben“ vor dem Landtagsgebäude, hrsg. vom Präsident des Niedersächsischen Landtages, Referat für Öffentlichkeitsarbeit, Protokoll, Dezember 2005, Neuauflage 20. Januar 2009; herunterladbar als PDF-Dokument
- Henryk M. Broder: Kultur / Geschenk Grass ehrt "Göttinger Sieben" mit seltsamer Skulptur ...online