Deichstraße (Hamburg)
Die Deichstraße ist eine Straße in der Innenstadt von Hamburg und weist das letzte erhaltene Ensemble von althamburgischen Bürgerhäusern der Stadt auf. Daher besitzt sie einen historischen Wert und hat eine wichtige touristische Bedeutung. Mit der auf der anderen Seite des Nikolaifleets erhaltenen Speichergruppe des Cremon ist ein Relikt des alten Hamburgs erhalten geblieben.
Lage
Die Straße liegt jenseits von Cremon und Grimm im Stadtteil Altstadt direkt am Nikolaifleet. Sie verläuft von der Willy-Brandt-Straße zur Straße Kajen und stellt somit eine Verbindung zwischen dem Viertel rund um das Rathaus und der Speicherstadt beziehungsweise HafenCity dar. Die Straße ist größtenteils Fußgängerzone. Die Deichstraße hat die Postleitzahl 20457.[1]
Beschreibung
Das Ensemble der Bürgerhäuser an der Deichstraße steht – wie der Name auch sagt – auf einem Deich zwischen Straße und Nikolaifleet. In der frühen Neuzeit wurden die Grundstücke auf den Deichen mit Gebäuden bebaut, da Hamburg durch zunehmenden Handel einen enormen Aufschwung nahm und in der Stadt bald ein Platzmangel herrschte. Die Gebäudegruppe besteht aus mehreren Fachwerkhäusern, die zur Straße hin mit repräsentativen Fassaden ausgestattet sind, zur Fleetseite hin (Nikolaifleet) aber ihr Fachwerk behalten haben. Dort befinden sich Ladeluken, über die die Schuten im Nikolaifleet mittels eines Flaschenzugs entladen und die Waren direkt in die als Speicher genutzten Räume des Hauses gebracht werden konnten.
Im vorderen Teil des Hauses befand sich dagegen der Wohnbereich, das Kontor und die typische, repräsentative Diele einschloss. Allerdings ist diese Form des Hauses bis heute kaum erhalten geblieben, da die Häuser im Laufe der Jahre stark verändert wurden, so wurden bei mehreren Häusern im Erdgeschoss Läden eingebaut. Das bedeutendste Gebäude ist das Haus Nummer 37 („Althamburgisches Bürgerhaus“), welches zwar auch durch die Einrichtung von Wohnungen im 19. Jahrhundert verändert wurde, aber durch den Erhalt einer authentischen, zweigeschossigen Diele aus dem Barock und wertvolles Mobiliar, welches aus im Zweiten Weltkrieg zerstörten Bürgerhäusern stammt, eine gewisse Bedeutung hat.
Bedeutung
In der Deichstraße stehen Häuser, die vor der Zerstörung des „alten Hamburg“ im Großen Brand, dem Zweiten Weltkrieg und durch Abrissmaßnahmen 1950 bis 1980 weite Teile der Hamburger Innenstadt prägten, die sogenannten althamburgischen Bürgerhäuser. Diese vereinten Wohnen, Arbeiten und auch Speicher unter einem Dach. Das letzte als Außendeichhaus erbaute barocke Hamburger Kaufmannshaus steht an der Deichstraße auf der Wasserseite des Schutzwalls. 1686 erbaut, vereinte es Kontor-, Wohn- und Lagerhaus unter einem Dach.[2] Nach dem Großen Brand 1842 – der in der Deichstraße begann – wandelte sich zunehmend das städtebauliche Bild Hamburgs, da verstärkt Wohnen und Arbeiten getrennt wurden: die Kaufleute, die die Bürgerhäuser wie die in der Deichstraße bewohnten, zogen in die Vororte außerhalb der Innenstadt und kamen zum Arbeiten in die Stadt, vornehmlich in sogenannte Kontorhäuser, die als neuer Haustypus bald die Hamburger Innenstadt prägen sollten.
Die alten Bürgerhäuser wurden zu reinen Mehrparteienwohnhäusern umgebaut, in die Erdgeschosse zogen meist Läden. Durch die erwähnten Zerstörungen alter Bausubstanz in der Hamburger Innenstadt blieben in den letzten Jahrzehnten immer weniger Häuser erhalten.
Bereits 1909 wanderte eine komplette Diele des Hauses Deichstraße 53 in das Museum für Hamburgische Geschichte, wo sie heute einen eigenen Raum bildet. Als auch das Ensemble an der Deichstraße zugunsten einer Straßenerweiterung abgerissen werden sollte, formierte sich bei Bürgern Widerstand, der im Jahre 1972 in der Gründung des Vereins Rettet die Deichstraße mündete. Der Verein konnte die Häuser durch Sammlung von Spenden erhalten und renovieren.
Heute gehört die Deichstraße zu einer touristischen Attraktion von hoher Anziehungskraft. Cafés und Restaurants in den Häusern verstärken diese Situation. Über schmale Gänge zwischen den Häusern gelangt man auf die Wasserseite, wo ein Ponton installiert ist.
Literatur
- Ralf Lange, Henning Rademacher: Hafenführer Hamburg. Zeise-Verlag, Hamburg 1999.
- Wolfgang Rudhard: Das Bürgerhaus in Hamburg. Wasmuth, Tübingen 1975.
Weblinks
Einzelnachweise
- Deichstraße Postleitzahl. Abgerufen am 29. Juni 2021.
- Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 5. November 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.