De Wilhelmus
De Wilhelmus (Der Wilhelmus) ist die Hymne der Großherzöge von Luxemburg. Die Nationalhymne ist jedoch Ons Heemecht.
Geschichte
De Wilhelmus und die niederländische Nationalhymne Het Wilhelmus haben einen gemeinsamen Ursprung. Der Text beider Hymnen war bis zur Neufassung von De Wilhelmus 1915 identisch, denn er bezog sich auf den König der Niederlande, der bis 1890 in Personalunion zugleich auch Großherzog von Luxemburg war und wie auch der heutige Großherzog von Luxemburg aus dem Haus Nassau stammt. Der heutige Großherzog von Luxemburg trägt noch immer den Titel Herzog von Nassau, stammt aber aus dem Hause Nassau-Weilburg.
Die Melodie des luxemburgischen Wilhelmus stammt von einer Melodie, die im „oude Geuzenlied“, das 1581 gedruckt wurde, belegt ist. Sie wurde 1883 zu Ehren eines Besuches von Wilhelm III., dem König der Niederlande und Großherzog von Luxemburg, und seiner Frau Emma zu Waldeck und Pyrmont von Philippe Manternach für seinen Marsch Vive le Roi! Vive la Reine! (Es lebe der König! Es lebe die Königin!) benutzt. Einige Jahre später wurde die Melodie neben Ons Heemecht zur Begrüßung des Großherzogs Adolph I. verwendet.
Der erste luxemburgische Text wurde jedoch erst 1915 von Wilhelm Goergen veröffentlicht, um an den Wiener Kongress 1815 zu erinnern. 1919 wurde die Hymne anlässlich der Hochzeit von Großherzogin Charlotte geschaffen und am 23. Januar 1920 uraufgeführt. Schließlich wurde die ursprünglich erste Strophe gestrichen. 1939 wurde eine leicht veränderte Textversion veröffentlicht, die sich jedoch nicht etablierte.
Heutiger Text von De Wilhelmus (Der Wilhelmus)
I
Zwê Kinnekskanner, de’ trei sech le’f,
ko’men ausenâner weit an de’f;
Zwê Kinnekskanner, de’ trei sech le’f,
hunn och stëll gebiet datt Fridde ge’f:
Haut weisen si der ganzer Welt
en engem Feld
d’Goldlilje mat dem ro’de Kro’nele’w;
Haut dron s’a jongem Glëck Hand an Hand
d’Hoffnonk vun dem Letzeburger Land.
II
D’Wilhelmusweis voll Mutt, Krâft a Schwonk
fle’ßt durch d’Blutt ons we’ e Feierdronk:
d’Wilhelmusweis voll Mutt, Krâft a Schwonk
mëcht âl Hierzer an âl Zeite jonk.
An op de Fielzen un der Our
de wei
en Tur
hieft himmelhe’ch eng sche’n Erënneronk.
Haut dre’t e stolzt Geschlecht Hand an Hand
Nuem a Le’ft vum Letzeburger Land.
III
Mir hunn a schwe’rer Zeit Trei bekannt,
t’gong fir d’Freihét an et gong fir d’Land;
mir hunn a schwe’rer Zeit Trei bekannt,
d’E’er agesat zum Ennerpand.
A wann eng nei Gefôr en drêt,
mir si berêt,
mir halen nês mat Hierz a Wëlle stand;
Da stêt rem fro’ a stolz Hand an Hand
Gro’ß a Kleng am Letzeburger Land.
IV
So’ werden s’ëmmerzo’ êneg gôn,
Fürst a Vollek Frêd we’ Lêd mat drôn;
So’ werden s’ëmmerzo’ êneg gôn,
Ganz hir Pflicht ge’nt sech an d’Hémecht dôn;
E starke Stâm an âler Erd,
an duebel wert
mat freier Kro’n voll Saft a Sonn ze stôn.
O Herrgott, lêt du trei Hand an Hand
d’Kanner vun dem Letzeburger Land!
Aus all Gefôre lêt glëcklech durch
Blutt a Gêscht vum freie Letzeburg!
Ursprünglicher Text von De Wilhelmus bis zu seiner Neufassung 1915
Der ursprüngliche Text des Wilhelmus war bis 1915 identisch mit der niederländischen Nationalhymne, welche ein Akrostichon ist; das heißt, die Anfangsbuchstaben der fünfzehn Strophen ergeben den Namen Willem van Nazzov. Der hier wiedergegebene Originaltext ist in mittelniederländischer Sprache verfasst. Diese niederländische Fassung beruht vermutlich wiederum auf der Übertragung eines verschollenen frühneuhochdeutschen Ursprungstextes.[1]
Originaltext 1568 | Übersetzung 1582[2] | Niederländisch | ||
---|---|---|---|---|
Erste Strophe | ||||
Wilhelmus van Nassouwe |
Wilhelmus von Nassawe |
Wilhelmus van Nassouwe | ||
Zweite Strophe | ||||
In Godes vrees te leven |
In Gottes forcht zu leben, |
In Godes vrees te leven | ||
Dritte Strophe | ||||
Lydt u myn Ondersaten |
Leid euch mein untersassen[4] |
Lijdt u, mijn onderzaten | ||
Vierte Strophe | ||||
Lyf en goet al te samen |
Leib und gut als zusammen, |
Lijf en goed al te samen | ||
Fünfte Strophe | ||||
Edel en Hooch gheboren |
Edel und hochgeboren, |
Edel en hooggeboren, | ||
Sechste Strophe | ||||
Mijn Schilt ende betrouwen |
Mein schild und mein vertrawen, |
Mijn schild ende betrouwen | ||
Siebte Strophe | ||||
Van al die my beswaren, |
Von allen die mich beschweren, |
Van al die mij bezwaren | ||
Achte Strophe | ||||
Als David moeste vluchten |
Als[7] David muste fliehen, |
Als David moeste vluchten | ||
Neunte Strophe | ||||
Na tsuer sal ick ontfanghen |
Noch sawr[8] werd ich empfangen, |
Na 't zuur zal ik ontvangen | ||
Zehnte Strophe | ||||
Niet doet my meer erbarmen |
Nichts thut mich mehr erbarmen, |
Niet doet mij meer erbarmen | ||
Elfte Strophe | ||||
Als een Prins op gheseten |
Als eim printz auffgesessen, |
Als een prins opgezeten | ||
Zwölfte Strophe | ||||
Soo het den wille des Heeren |
So es der wil des herren, |
Zo het den wil des Heren | ||
Dreizehnte Strophe | ||||
Seer Prinslick was ghedreven |
Sehr christlich war getrieben, |
Zeer christlijk was gedreven | ||
Vierzehnte Strophe | ||||
Oorlof mijn arme Schapen |
Urlaub mein armen schaffen,[15] |
Oorlof, mijn arme schapen | ||
Fünfzehnte Strophe | ||||
Voor Godt wil ick belijden |
Vor Gott wil ich bekennen, |
Voor God wil ik belijden | ||
Akrostichon | ||||
WILLEM VAN NASSOV |
WILLEM VAN NASSUV |
WILLEM VAN NAZZOV |
Siehe auch
Einzelnachweise
- Helmut Hetzel: „Wilhelmus“ und die Deutschen – Dissertation über die holländische Nationalhymne schockt die Nachbarn. In: Die Welt. 17. April 1996, abgerufen am 19. Juni 2014.
- Ein schön Lied, zun ehren gemacht dem Prinzen von Uranien. In: Joseph Bergman (Hrsg.): Das Ambraser Liederbuch vom Jahre 1582. Literarischer Verein zu Stuttgart 1845 (Bibliothek des Literarischen Vereins XII), Nr. CXLVI, S. 187–190 (Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek).
- = unerschrocken, furchtlos. Im Ambraser Liederbuch steht der Schreibfehler „unerfehrt“.
- = Untertanen
- = ohne Furcht
- = überraschen, überrumpeln
- = wie
- = nach Saurem
- Im Original Schreibfehler „ein ein“
- = Unglück, Missgeschick
- = sieht
- = erwartet
- = zu dieser Zeit, damals
- = Unwetter
- = Lebt wohl, meine armen Schafe
- = sind
- = gehorchen