Daniel Greiner

Daniel Greiner (* 27. Oktober 1872 i​n Pforzheim; † 8. Juni 1943 i​n Jugenheim) w​ar ein hessischer Künstler u​nd Politiker (KPD Hessen). Er w​ar Abgeordneter d​es Landtags d​es Volksstaates Hessen i​n der Weimarer Republik.

Leben

Friedensbrunnen in Jugenheim, 1909
Titelblatt des 1909 erschienenen Kataloges Werkstätte für Grabmalkunst Greiner & Guth, Jugenheim a. G., mit einer von Greiner entworfenen Grabstele und der Künstlersignatur des Bildhauers

Daniel Greiner war der Sohn einer kinderreichen Predigerfamilie von Jakob Friedrich Greiner und dessen Frau Katharina Christine geborene Elker. Er besuchte von 1896 bis 1890 das Großherzogliche Gymnasium in Worms. Im Mai 1892 immatrikulierte er sich an der Universität Gießen und studierte Philosophie und evangelische Theologie. Er schloss das Studium 1896 mit der Promotion zum Dr. phil. ab. Der Titel der Promotion lautete Der Begriff der Persönlichkeit bei Kant. 1897 bis 1901 war er Rektor und Hilfsgeistlicher in Schotten. 1901 geriet er in Konflikt mit der Kirchenleitung und trat aus der Kirche aus und gab sein Amt in Schotten auf. Anschließend studierte er an der Berliner Bildhauerschule und in Paris. Danach arbeitete er als Künstler in Schotten. Eine erste Ausstellung 1903 in der Darmstädter Kunsthalle ebnete ihm den Weg in die Darmstädter Künstlerkolonie, deren Mitglied er von 1903 bis 1906 war. 1906 schied er aus dieser Kolonie aus und ließ sich in Jugenheim nieder, wo er die Werkstätte für Grabmalkunst Greiner und Guth und den Felsberg-Verlag gründete. Die Werkstätte hatte zeitweise über 30 Angestellte. In dem Felsberg-Verlag veröffentlichte er sein umfangreiches grafisches Werk.

Greiner betätigte s​ich als Bildhauer, Medailleur,[1] Grafiker u​nd Schriftsteller. Die n​ach ihm benannte zweibändige „Greiner-Bibel“ i​st sein bekanntestes Werk. Sie besteht a​us 147 Holzschnitten z​u Themen d​es Alten u​nd Neuen Testamentes. Waren s​eine Kunstwerke zunächst v​om Jugendstil geprägt, w​urde er später e​in Vertreter d​es expressiven Realismus.

Am 14. März 1897 heiratete e​r in Schotten Anna Lina Charlotte Emilie geborene Suppes. Aus d​er Ehe s​ind zehn Kinder hervorgegangen. Greiner l​ebte mit seiner kinderreichen Familie 37 Jahre l​ang in d​er Drachenmühle a​m Eingang z​um Stettbacher Tal b​ei Jugenheim. In d​er Zeit d​es Nationalsozialismus l​ebte er i​n Isolation u​nd materieller Armut. Seine Tochter Waltraud w​ar mit d​em KPD-Politiker Hans Fladung verheiratet.[2]

Plastiken

  • 1909: Friedensbrunnen in Jugenheim.
  • 1913: Siegfriedbrunnen, Keramik 46 × 47,5 cm am Alten Rathaus in Jugenheim[3]

Medaillen

  • 1904/1905 100. Todestag Schiller (8. Mai 1905), zweiseitig, Silberguß, 55 mm
  • 1905 Persson, Nils Alfred, einseitiger hochovaler Bronzehohlguss, 306: 200 mm
  • 1906 Bach, Johann Sebastian, einseitige Bronzegußplakette, 80:74 mm
  • Beethoven, Ludwig van
  • Goethe, 235 mm
  • 1906 Greiner, Daniel, Selbstbildnis, Bronzeguss, 92 mm
  • 1906 Knoth, Karl Ernst, Bronzeguss, 87 mm
  • 1906 Merseburger, Katharina, einseitiger Bronzeguss, 79 mm
  • 1906 Rembrandt, Bronzeguss, 80 mm, 300-Jahrfeier seiner Geburt
  • 1913 Unbekannter Mann, einseitiger hochovaler Bronzehohlguss, 117:97 mm

Politik

Daniel Greiner w​ar Mitglied d​er KPD u​nd für d​iese bis 1928 Mitglied d​es Landtags d​es Volksstaates Hessen i​n Darmstadt. 1924 rückte e​r zunächst a​ls Nachfolger für Adam Heinrich Ebner i​n den Landtag nach. In d​er Landtagswahl 1924 w​urde er sodann direkt i​n den Landtag gewählt. 1926 setzte e​r sich für d​ie Gründung d​er Künstler-Darlehenskasse ein.

Ehrungen

Im Pforzheimer Lange Gewann g​ibt es e​ine Daniel-Greiner-Straße, ebenso i​m Darmstadter Stadtteil Eberstadt u​nd in Jugenheim trägt d​er Daniel-Greiner-Weg seinen Namen.

Veröffentlichungen

  • Der Begriff der Persönlichkeit bei Kant, Gießen 1896.

Literatur

  • Gerhard Beier: Arbeiterbewegung in Hessen. Zur Geschichte der hessischen Arbeiterbewegung durch einhundertfünfzig Jahre (1834–1984). Insel, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-458-14213-4, S. 429.
  • Joseph August Beringer: Greiner, Daniel (Dr. phil.). In: Ulrich Thieme, Fred. C. Willis (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 14: Giddens–Gress. E. A. Seemann, Leipzig 1921, S. 588 (Textarchiv – Internet Archive).
  • Camilla Hollstein: Daniel Greiner. In: Volk und Scholle. Jg. 6, Heft 10.1928, S. 308–314.
  • Jochen Lengemann: MdL Hessen. 1808–1996. Biographischer Index (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 14 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 48, 7). Elwert, Marburg 1996, ISBN 3-7708-1071-6, S. 152.
  • Klaus-Dieter Rack, Bernd Vielsmeier: Hessische Abgeordnete 1820–1933. Biografische Nachweise für die Erste und Zweite Kammer der Landstände des Großherzogtums Hessen 1820–1918 und den Landtag des Volksstaats Hessen 1919–1933 (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 19 = Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission. NF Bd. 29). Hessische Historische Kommission, Darmstadt 2008, ISBN 978-3-88443-052-1, Nr. 274.
  • Hans Georg Ruppel, Birgit Groß: Hessische Abgeordnete 1820–1933. Biographische Nachweise für die Landstände des Großherzogtums Hessen (2. Kammer) und den Landtag des Volksstaates Hessen (= Darmstädter Archivschriften. Band 5). Verlag des Historischen Vereins für Hessen, Darmstadt 1980, ISBN 3-922316-14-X, S. 115.
  • Hermann Weber, Andreas Herbst: Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945. 2., überarbeitete und stark erweiterte Auflage. Dietz, Berlin 2008, ISBN 978-3-320-02130-6, S. 317 (stiftung-aufarbeitung.de).
  • Renate Ulmer: Daniel Greiner. In: Stadtlexikon Darmstadt. Stuttgart 2006, S. 324.
Commons: Daniel Greiner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Künstler. Dr. Daniel Greiner. Deutsche Gesellschaft für Medaillenkunst e. V., abgerufen am 29. November 2014.
  2. Hans Fladung: Erfahrungen - Vom Kaiserreich zur Bundesrepublik, Röderberg-Verlag, Frankfurt am Mai 1986, S. 77
  3. Ausdrucksvoller Drachenkampf in FAZ vom 14. Januar 2014, S. 44.
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