Dan McCafferty
Dan McCafferty, eigentlich William Daniel McCafferty (* 14. Oktober 1946 in Dunfermline, Schottland) ist ein schottischer Sänger und Gründungsmitglied der legendären Hard-Rock-Band Nazareth.
Karriere
Mit seiner rauen Stimme, die im Alter zunehmend bizarrer wurde, seinem charismatischen Gesangsstil und seiner überzeugenden Bühnenpräsenz sicherte sich Dan McCafferty nicht nur einen festen Platz in der Rock-Historie, sondern wurde auch zum Vorbild für zahlreiche andere Sänger. Zu seinen musikalischen Einflüssen zählen eigenen Aussagen zufolge u. a. Elvis Presley, Chuck Berry, Little Richard, Buddy Holly und Otis Redding, den er sehr verehrte, ferner „bluesbasierte“ Bands wie The Beatles, The Who, Rolling Stones oder Led Zeppelin.[1] Auf die Frage eines Journalisten, was das Geheimnis hinter seiner Stimme sei, antwortete McCafferty:
“Well, I don’t have any secret, I just don’t worry about it. I think too many singers are paranoid with their voices – “it’s too smoky,” “it’s too cold” or whatever. But I’ve just been lucky I guess. I just don’t worry about it, if it goes tomorrow it goes. So why worry about it?”[2]
The Shadettes
Sein Debüt als Sänger gab McCafferty im Jahr 1965 unverhofft als Einspringer bei der schottischen Gruppe The Shadettes, einer lokalen Cover-Band seines Schulfreundes Pete Agnew, für die er zum damaligen Zeitpunkt als Roadie unterwegs war. Zum Repertoire gehörten beliebte Pop/Soul-Songs, welche die Band vorwiegend in Pubs und kleineren Clubs spielte. An seinen Einstieg als Sänger erinnert sich McCafferty in einem späteren Interview:
“I was the band’s roadie. When one of their singers decided he was leaving on the day of a gig, the boys decided to give me a try. They’d heard me singing in the van. But it was a case of straight in, and with no rehearsal. The yellow suit of Des [Haldane], the guy who’d left, almost fitted me.”[3]
Nazareth
Nach diversen Personalwechseln und der im Jahr 1968 erfolgten Namensänderung von The Shadettes zu Nazareth traten Dan McCafferty (Gesang), Manny Charlton (Gitarre), Pete Agnew (Bass) und Darrell Sweet (Schlagzeug) fortan in der klassischen 4er-Besetzung auf und intensivierten ihre Konzerttätigkeit. Auch entstanden nun vermehrt eigene Songs, zu denen McCafferty jeweils die Texte beisteuerte. Als nach einiger Zeit das britische Label Pegasus Records auf die ambitionierte Band aufmerksam wurde, erhielten Nazareth ihren ersten Plattenvertrag. Mit finanzieller Unterstützung des Unternehmers Bill Fehilly, dem damaligen Manager der Band, wagten McCafferty und seine Bandkollegen schließlich den Sprung ins Profilager: Sie kündigten ihre sicheren und gut dotierten Jobs und übersiedelten im Jahr 1971 nach London. Noch im selben Jahr erschien das vielbeachtete Debütalbum Nazareth (1971) unter eigenem Namen. Der internationale Durchbruch gelang der Band bereits kurze Zeit später mit ihrem dritten Album Razamanaz (1973).
Obwohl Nazareth auch heutzutage noch aktiv sind, regelmäßig touren und neue Alben herausbringen, feierte die Gruppe ihre größten Erfolge Mitte der 1970er-Jahre: Ausgedehnte Welttourneen mit Konzerten in ausverkauften Stadien und an renommierten Festivals sowie regelmäßige TV-Auftritte führten Nazareth um den gesamten Globus. McCafferty sang auf 23 Studioalben der erfolgreichen Band. Ferner entstanden diverse Live-Produktionen (auf LP, MC, CD und DVD) sowie zahlreiche Kompilationen.
Nach 45 Jahren als Leadsänger von Nazareth gab der inzwischen zum Kultsänger avancierte Schotte am 29. August 2013 bekannt, aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr länger mit Nazareth touren zu können. Zuvor brach er aufgrund seiner chronischen Lungenkrankheit COPD sogar bewusstlos auf der Bühne zusammen und musste hospitalisiert werden.[4] Einzelne Konzerte musste er zudem mit Atembeschwerden bereits nach wenigen Songs abbrechen.[5] Über seinen Ausstieg bei Nazareth erinnert sich McCafferty:
“I said look boys I cannot do this anymore, but there's no reason for there to be no Naz. The boys sat down and everybody was upset. We're all close mates... It was very sad for me and I still miss the guys everyday.”[6]
Für das im Frühjahr 2014 erschienene Album Rock'n'Roll Telephone sang Dan McCafferty jedoch noch alle Gesangsspuren ein. Auch erklärte er in einem Interview, dass er sich durchaus vorstellen könne, weitere Studioaufnahmen zu machen, sich Live-Shows von 1¾ Stunden Länge jedoch nicht mehr zumuten möchte.[7] Einem Journalisten gegenüber meinte er:
“I’m [at the moment] doing a lot of interviews, talking to people like yourself, all over the world. But then when the album gets released, then I’ll go and... there are a couple of offers in the fire, recording and stuff. But I’m trying not to think about that at all. I’ll wrap this up and tie it in a bow and say, good bye baby (crying voice) to another one of your children (laughs). It’s true. And then I’ll think about what I’m going to do next.”[5]
Mit seinem Einverständnis engagierten Nazareth 2015 zunächst den lokalen schottischen Sänger Linton Osborn, der nach gesundheitlichen Problemen aber noch im selben Jahr durch den Waliser Carl Sentance ersetzt werden musste.
Soloprojekte
- 1975 nahm McCafferty gemeinsam mit dem Gitarristen Zal Cleminson (Sensational Alex Harvey Band), dem Bassisten Roger Glover (Deep Purple) sowie weiteren Gastmusikern ein Soloalbum unter seinem Namen auf. Die Platte enthält zehn seiner Lieblingssongs verschiedener Bands (u. a. Rolling Stones) und Solokünstler (u. a. Neil Young, Bob Dylan), wurde von Manny Charlton produziert und erschien beim britischen Label Vertigo Records.[8]
- Über zehn Jahre später erschien das zweite Soloalbum Into the Ring (1987) beim amerikanischen Label Mercury Records. Es wurde vom deutschen Schlagzeuger und Songwriter Christoph Busse produziert, enthält sechs gemeinsam mit Pete Agnew und Manny Charlton entstandene Lieder sowie eine in englischer Sprache aufgenommene Version der achtteiligen Neuland Suite (Suite: Nowhere-Land) vom deutschen Rocksänger Hans Hartz, welche dieser rund zwei Jahre zuvor für die gleichnamige ARD-Produktion komponiert hatte.[9]
- Mit der medialen Ankündigung “The legendary voice of Nazareth is back!” erschien 2019 beim deutschen Label earMUSIC schließlich sein drittes und möglicherweise letztes Soloalbum mit dem vielsagenden Titel Last Testament. Die CD enthält 15 von McCafferty selbst getextete Songs bzw. Duette sowie teilweise auch Covers und wurde vom tschechischen Akkordeonisten und Komponisten Karel Marik produziert.[10]
“I’m calling my album The Last Testament, which of course it might well be. Pete [Agnew] is on cover of Sunshine [von Nazareths 1974er-Album Rampant], but it has some very different ideas because, frankly, the thought of making a son-of-Nazareth album terrified me.[11] I really did not want to make a cheapo version of Nazareth. That would have been appalling.[6] My time in Nazareth is over.”[11]
Seit seinem Ausstieg bei Nazareth ist/war Dan McCafferty vereinzelt als Gastsänger in Konzerten, TV-Shows oder im Rahmen von Crossover-Projekten (Rock meets Classic) sowie bei diversen Studioproduktionen zu hören.
Privatleben
Über das Privatleben des gelernten Ingenieurs/Technikers, der eigenen Aussagen zufolge nie Gesangsunterricht hatte, ist wenig bekannt. Aus der langjährigen Ehe mit seiner Frau Maryann gingen die beiden Söhne Derek und Colin hervor. Der aus Dunfermline stammende McCafferty lebte zwischenzeitlich in London und (als Steuerflüchtling) auf der Isle of Men, ist daraufhin aber wieder in seine schottischen Heimat zurückgekehrt, wo er gerne abseits der Öffentlichkeit seine Stammpubs besucht.
Bemerkenswert ist seine unerschütterliche Bodenständigkeit jenseits aller Starallüren, denn auch zu Erfolgszeiten seiner Band Nazareth suchte McCafferty stets die Nähe zu den Fans.[12] Oft war er nach Konzerten sogar am Merchandise-Stand anzutreffen, um mit Crew und Fans After-Show-Partys zu feiern. In Interviews pflegte er einen eher kumpelhaften und humorvollen Stil mit den Journalisten.[13]
McCafferty war zeitlebens Raucher und konsumierte auch gerne Alkohol. Sein Gesundheitszustand hat sich in den letzten Jahren leider zunehmend verschlechtert, so dass er bei Gastauftritten auf der Bühne vermehrt sitzen musste[14] und z. B. in Flughäfen wiederholt auch im Rollstuhl gesichtet wurde.[15] Auf die Frage, wo er sich möglicherweise zermürbt haben könnte, antwortete der hartgesottene Schotte 2014 in einem Interview:
“Something to do with my misspent youth, I would imagine. [...] And also, well, I didn’t help it with the smoking. But I’ve stopped smoking ages ago. I did my share at the time of many things. But the other thing is, my father died of emphysema. So I’ve heard the theories of some doctors I’ve spoke to, it could be a gene as well. Because I have a friend in the village I live in, she has COPD as well, and she’s never put anything in her mouth smokable ever. So who knows, you know? You can only play with the cards you’re dealt, young man.”[5]
Trivia
Nach dem Ausstieg von Ian Gillan bei Deep Purple wurde McCafferty 1973 als dessen Nachfolger gehandelt. In einem Interview vom 6. Mai 2010 führt er aus, dass er von Deep Purple aber nie ernsthaft angefragt worden sei.[16] Gerüchten zufolge soll McCafferty nach dem Tod von Bon Scott ebenfalls als Sänger von AC/DC im Gespräch gewesen sein, was allerdings nie offiziell bestätigt wurde.
Diskografie
Nazareth
- 1971: Nazareth
- 1972: Exercises
- 1973: Razamanaz
- 1973: Loud ’n’ Proud
- 1974: Rampant
- 1975: Hair of the Dog
- 1976: Close Enough for Rock ’n’ Roll
- 1976: Play ’n’ the Game
- 1977: Expect No Mercy
- 1979: No Mean City
- 1980: Malice in Wonderland
- 1981: The Fool Circle
- 1982: 2XS
- 1983: Sound Elixir
- 1984: The Catch
- 1986: Cinema
- 1989: Snakes ’n’ Ladders
- 1991: No Jive
- 1994: Move Me
- 1998: Boogaloo
- 2008: The Newz
- 2011: Big Dogz
- 2014: Rock’n Roll Telephone
Solo
- 1975: Dan McCafferty
- 1987: Into the Ring
- 2019: Last Testament
Weblinks
Einzelnachweise
- Interview with Dan McCafferty of Nazareth - Superior, WI 1992. Abgerufen am 6. März 2022 (englisch).
- Ville Krannila: Dan McCafferty, Nazareth. August 2018, abgerufen am 5. März 2022 (englisch).
- Dave Ling: Nazareth: Everything You Need To Know! In: Classic Rock. 26. April 2004, abgerufen am 4. März 2022.
- SALLY MACDONALD: Concert cancelled after front man collapses. 11. Juli 2013, abgerufen am 5. März 2022 (englisch).
- Martin Popoff: Nazareth - “I couldn't breathe”. 7. Juli 2014, abgerufen am 4. März 2020.
- Legendary Nazareth singer Dan McCafferty. 10. November 2019, abgerufen am 5. März 2022.
- Band-Homepage & Classic Rock Magazine, 14. September 2013
- Dan McCafferty – Dan McCafferty. Abgerufen am 4. März 2022.
- Dan McCafferty – Into The Ring. Abgerufen am 4. März 2022.
- Dan McCafferty – Last Testament. Abgerufen am 4. März 2022.
- Out, but not for the count. In: Classic Rock. 18. September 2018.
- http://www.regioactive.de/story/8151/nazareth_im_gespraech_mit_dan_mccafferty.html
- Interview von 2011, gefilmt in Hamburg
- DAN McCAFFERTY, This Flight Tonight, Sweden Rock Festival 2017. Abgerufen am 4. März 2022.
- Dan McCafferty (ex-Nazareth) in a wheelchair at Moscow airport, 08.05.2015. Abgerufen am 4. März 2022.
- Interview vom 6. Mai 2010, online unter: https://www.youtube.com/watch?v=tFamPWaOJ9o&t=17s [Abfrage am: 10. Mai 2017]
- Chartquellen: AT CH UK