Dahlenrode
Dahlenrode ist der kleinste Ortsteil der Gemeinde Rosdorf und liegt im Landkreis Göttingen, Niedersachsen. Das Dorf hat 115 Einwohner (Stand: 20. Juni 2019).[1]
Dahlenrode Gemeinde Rosdorf | |
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Höhe: | 245 m ü. NN |
Einwohner: | 115 (20. Jun. 2019) |
Eingemeindung: | 1. Januar 1973 |
Postleitzahl: | 37124 |
Vorwahl: | 05504 |
Lage
Dahlenrode liegt im Süden des Gemeindegebietes zwischen den Ortsteilen Dramfeld und Atzenhausen im Tal des Lindenbachs, der ca. 1 km nordnordöstlich in die Dramme mündet. Durch den Ort führt die Landesstraße L 564 (im Ort: Lindenbachstraße).
Geschichte
Wann Dahlenrode gegründet wurde, ist unbekannt. Die erste schriftliche Erwähnung stammt aus einer Urkunde aus dem Jahre 1270. Am 4. April dieses Jahres beurkundeten die Brüder Dietrich und Konrad der Jüngere von Berlepsch den Verkauf des Dorfes („villam, que vocatur Dalenrod“) mit allen Rechten und Zubehör an das benachbarte Kloster Mariengarten.[2] Bis 1852 blieb der Ort im Besitz des Klosters.
Im Jahre 1590 kam es zu einem Grenzstreit mit der Ortschaft Jühnde, da die Gemeindeteilungen durch die Waldflächen nicht mehr genau gesichert waren. Dahlenröder Rinder weideten am Dettberge, was zur Beschlagnahmung und Pfändung selbiger führte. Über zweieinhalb Jahrhunderte zog sich der Streit hin, bevor 1672 zunächst die Jagdreviere erfasst werden konnten. Die Frage wurde erneut 1797 aufgeworfen und schließlich 1833 geklärt, indem in den Flurstücksgrenzen Dettbergs Busch, Über dem Barlisser Fußsteig, Im Hasenwinkel und an der Grabenbreite Grenzsteine aufgestellt wurden.[3]
Das Dorf wurde am 1. Januar 1973 nach Rosdorf eingemeindet.[4]
Wappen
Der Ortschaft wurde erst im Jahr 2019 zur Vorbereitung der Feier der 750-jährigen Ersterwähnung ein Wappen verliehen. Der Entwurf stammt von dem Göttinger Heraldiker Hans Otto Arnold nach Motivvorschlägen des Dahlenröder Ortsheimatpflegers Klaus Brandenburg.[5][6] Das Wappen zeigt in der Mitte das Lilien- oder Marienzepter aus dem Konventssiegel des nahegelegenen Klosters Mariengarten, von dem Dahlenrode fast 600 Jahre abhängig war. Da die Abhängigkeit seit 1852 nicht mehr besteht, ist das Lilienzepter auf dem Wappen auf dem Kopf stehend dargestellt. Die Kultur- oder Rodehacke fand zu Beginn der Ansiedlung zur Urbarmachung der Tallage der künftigen Siedlungs- und Wirtschaftsfläche hauptsächlich Verwendung. Und die Flachspflanze weist auf den jahrhundertelang das Dorfleben dominierenden Flachsanbau hin.[7]
Politik
Ortsrat
Der Ortsrat setzt sich aus fünf Ratsfrauen und Ratsherren zusammen.[8]
- Wählergemeinschaft Dahlenrode: 5 Sitze
(Stand: Kommunalwahl am 12. September 2021)
Ortsbürgermeister
Ortsbürgermeister ist Manfred Schrickel, seine Stellvertreterin ist Berit Borth (Stand Januar 2022).[9]
Infrastruktur
Im Ort gibt es vier Betriebe: ein IT-Beratungsunternehmen, einen Hundesalon, eine Pension und ein Tonstudio/Medienservice-Dienstleister. Der letzte Vollerwerbs-Landwirt schloss einen Betrieb schon 1973. Heute gibt es lediglich vier Nebenerwerbs-Landwirte.
Historische Bebauung
Auf der Karte der Kurhannoverschen Landesaufnahme von 1785 ist Dahlenrode als kleines Straßendorf[10] mit nur 17 Feuerstellen verzeichnet. Auch noch eine „Karte von der Feldmark“ aus dem 19. Jahrhundert zeigt die recht wenigen Gebäude, die sich hauptsächlich entlang der Hauptstraße (heute Lindenbachstraße) und um den Dorfkern der Kapelle gruppieren.[11]
Die historische Bebauung des kleines Dorfes Dahlenrode wird durchweg von kleinteiligen Hofstellen mit schlichten, zumeist giebelständigen Fachwerkgebäuden auf hohen Sandsteinsockeln bestimmt. Das wohl älteste erhalte Gebäude ist Lindenbachstraße 9, ein laut Inschrift 1740 erbautes zweigeschossiges Fachwerkgebäude, das in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erweitert wurde.[11]
- Ortsmitte von Dahlenrode: Geradeaus Fachwerkhaus Kellerbergsweg 1, rechts davon im Hintergrund am Hang die evangelische Kirche (Aufnahme 2021)
- Fachwerkhaus Lindenbachstraße 9 von 1740, später nach rechts erweitert (Aufnahme 2021)
- Hofanlage Heinebergstraße 1
- Evangelische Kapelle, Ansicht von Südosten (Aufnahme 2021)
Kapelle
Die evangelisch-lutherische Kapelle im Dorfkern an der Straßengabelung Kellerbergsweg/Heinebergstraße (Kellerbergsweg 4) liegt nicht genau geostet, sondern nach Norden verschwenkt auf einem flachen Hangsporn des Heinebergs zwischen Leinebachtal und Schnürbachtal. Die Kapelle ist ein kleiner Saalbau mit Putzfassaden, Walmdach und einem verschieferten oktogonalen Dachreiter. Der einzige Fassadenschmuck sind von Sandsteinbalken eingefasste Fassadenöffnungen mit leicht gebogenen Stürzen. Den Eingang im Westen zeichnet ein Türsturz mit stilisiertem Schlussstein und Jahreszahl „1820“ aus. Das heutige barocke Erscheinungsbild dürfte auf zwei Umbauten bzw. Instandsetzungen von 1745/52[12] und 1779/80[12] zurückgehen. Weitere wichtige Umbauten fanden offenbar 1820 (Inschrift über der Tür) und 1894 (Inschrift in der Wetterfahne) statt. Der flach gedeckte Innenraum war früher – wie eine historische Fotografie im Kirchengemeindelexikon[13] zeigt – durch eine aufgeständerte, umlaufende Empore mit einem Kanzelaltar[14] in schlichten Barockformen geprägt. Umgestaltungen und Instandsetzungen des Inneren der Kapelle fanden 1950[12][15] und 2017[16] statt.
Die Kapelle hat kein[12] Patrozinium, was darauf hindeutet, dass sie keine vorreformatorische Geschichte hat. Ihre Baugeschichte ist allerdings bisher nicht näher erforscht worden, obwohl Quellenmaterial vorliegt, so die bis zum Jahr 1760 zurück reichenden Kirchenbücher und Rechnungsbücher, in denen sich Eintragungen ab 1595 finden.[17] Deswegen besteht in den wenigen Veröffentlichungen Uneinigkeit zum Baujahr: Die Denkmaltopographie (1993) datierte den Kapellenbau ins „frühe 19. Jahrhundert“;[11] das Kirchengemeindelexikon vermutete eine frühere Erbauung noch im 18. Jahrhundert.[12] Noch vor den Veränderungen des späten 19. und 20. Jahrhunderts sah Wilhelm Mithoff (der erste Denkmalinventarisator Niedersachsens) die Kapelle und urteilte 1873 in seinen Werk Kunstdenkmale und Alterthümer im Hannoverschen, dass die Kapelle „nach dem Zustande der Mauern zu schließen, alt zu sein“[18] scheint, so dass er damals wohl einen deutlich älteren Kern vermutete.
Die eigenständige Kapellengemeinde Dahlenrode innerhalb der Kirchengemeinde Atzenhausen wurde mit dem 1. Juli 1977 aufgehoben und die Kirchengemeinde Atzenhausen mit Dramfeld und Obernjesa pfarramtlich verbunden.[12]
Eine 1524 erwähnte Kapelle der heiligen Anna in den Stockwiesen bei Dahlenrode wurde vermutlich im Dreißigjährigen Krieg zerstört.[12][19]
Sonstiges
- 1974 errichteten die Dorfbewohner in Eigenleistung eine Kneipp-Anlage.
- Ebenfalls größtenteils in Eigenleistung wurde 1980 ein Dorfgemeinschaftshaus mit Halle für die Freiwillige Feuerwehr gebaut.
- Der öffentliche Personennahverkehr wird durch eine Buslinie des Verkehrsverbund Süd-Niedersachsen (VSN) sichergestellt.
Freizeit
Über die Gemeindegrenzen hinweg bekannt ist Dahlenrode durch den Jugendzeltlagerplatz „Stolle“ des Kreissportbundes Göttingen-Osterode mit einem rund 50.000 m² großen Gelände 350 Übernachtungsmöglichkeiten, auf dem in den Sommermonaten viele Kinder und Jugendliche Sportfreizeiten und Ferien verbringen.[20]
Dahlenrode verfügt als einer der wenigen Orte des Landkreises Göttingen über ein Freibad. Das Bad mit einer Beckengröße von 7 × 23 Metern wurde in den 1950er Jahren von den Dahlenröder Bewohnern selbst erbaut und im Jahr 2008 größtenteils durch Eigenleistung saniert.[21][22]
Literatur (chronologisch)
- Günther Meinhardt: Chronik der Gemeinde Rosdorf und ihrer Ortschaften. Band 1: Von den Anfängen bis 1933. Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 1988, ISBN 3-925277-14-5.
- Manfred Schrickel: Dahlenrode. Ein kleiner Ort mit kreativen Ideen. Wissenswertes aus und über Dahlenrode. o. O., o. J. (ca. 2002) (Digitalisat in rosdorf.de, abgerufen am 10. Mai 2021)
- Dagmar Kleineke: Autobiographisches Schriftgut. Die handschriftlichen Aufzeichnungen des Johann Justus Kraut aus Dahlenrode (1766–1843). (= Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens. Bd. 142). Wehrhahn Verlag, Hannover 2019, ISBN 978-3-86525-732-1.
- 750 Jahre Dahlenrode 1270–2020. Hrsg. Ortsrat und Ortsheimatpflege Dahlenrode, 2020.
Einzelnachweise
- Haushaltssatzung mit Haushaltsplan 2020/2021 (PDF). In: Rosdorf. Auf www.rosdorf.de unter Politik - Bürgerinformationsportal - Gemeinde Rosdorf - DZM: Haushalt 2020–2021 vom 16. Dezember 2019, S. 219.
- Manfred von Boetticher: Urkundenbuch des Klosters Mariengarten. (Göttingen-Grubenhagener Urkundenbuch, 2. Abteilung). Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen XXXVII. Quellen und Untersuchungen zur Geschichte Niedersachsens im Mittelalter, Band 8. August Lax Verlagsbuchhandlung, Hildesheim 1987, ISBN 3-7848-3017-X. Nr. 29, S. 50f.
- Günther Meinhardt: Chronik der Gemeinde Rosdorf und ihrer Ortschaften. 1. Auflage. Band 1. Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 1988, ISBN 3-925277-14-5, S. 47.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/ Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 208.
- Dahlenrode feiert mit zwölf Aktionen sein 750-jähriges Bestehen. In: Göttinger Tageblatt. 26. November 2019, S. 17.
- Jubiläumsjahr. Dahlenrode feiert mit zwölf Aktionen sein 750-jähriges Bestehen. In: Göttinger Tageblatt (Online-Ausgabe). 26. November 2019, abgerufen am 10. Mai 2021.
- 750 Jahre Dahlenrode 1270 - 2020. Herausgegeben vom Ortsrat und der Ortsheimatpflege Dahlenrode, S. 29ff.
- Ortsratswahl 12.09.2021 - Gemeinde Rosdorf - Dahlenrode. In: kdo.de. 12. September 2021, abgerufen am 9. Dezember 2021.
- Ortsräte in der Gemeinde Rosdorf. In: rosdorf.de. Abgerufen am 28. Januar 2022.
- Digitalisat des Blatts Nr. 161 „Friedland“ der Kurhannoverschen Landesaufnahme (mit geringer Auflösung), abgerufen am 10. Mai 2021.
- Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen. Bd. 5.2: Landkreis Göttingen. Teil 1: Altkreis Münden. Bearbeitet von Peter F. Lufen. Verlag CW Niemeyer, Hameln 1993, ISBN 3-87585-251-6, S. 229 (Text und Gebäudefotos) und S. 230 (historische Karte der Feldmark). (Digitalisat, abgerufen 10. Mai 2021)
- Dahlenrode. In: Kirchengemeindelexikon (Online: kirchengemeindelexikon.de). Landeskirchliches Archiv Hannover, 22. Dezember 2018, abgerufen am 10. Mai 2021 (Enthält auch eine historische Innenaufnahme).
- Siehe historische Innenaufnahme auf der Seite von kirchengemeindelexikon.de (Link, abgerufen am 10. Mai 2021).
- Der Kanzelaltar in Südniedersachsen, auf freies-verlagshaus.de, abgerufen 10. Mai 2021 (Seite über Kanzelaltäre in Südniedersachsen)
- Günther Meinhardt: Chronik der Gemeinde Rosdorf und ihrer Ortschaften. Band 1: Von den Anfängen bis 1933. Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 1988, ISBN 3-925277-14-5, S. 52.
- Die Dahlenröder sanieren ihr Dorf selbst. „Wir machen das selbst“. In: Göttinger Tageblatt (Online-Ausgabe). 10. April 2017, abgerufen am 10. Mai 2021.
- Mithoff: Lutherische und reformirte Kirchen und Capellen im Fürstenthum Göttingen. In: Zeitschrift des Historischen Vereins für Niedersachsen. Band 6, 1862, S. 388.
- H. Wilh. H. Mitthoff: Kunstdenkmale und Alterthümer im Hannoverschen. 2. Band: Fürstentümer Göttingen und Grubenhagen (...) Hellwing'sche Hofbuchhandlung, Hannover 1873, S. 22.
- Günther Meinhardt: Chronik der Gemeinde Rosdorf und ihrer Ortschaften. Band 1: Von den Anfängen bis 1933. Wartberg Verlag, Gudensberg-Gleichen 1988, ISBN 3-925277-14-5, S. 51.
- Zeltlagerplatz Stolle. In: www.zeltlagerplatz-stolle.de. Kreisportbund Göttingen-Osterode e. V., abgerufen am 15. Mai 2021.
- Andreas Fuhrmann: Freibad Dahlenrode. Von der „Schweinebucht“ zum Freibad. In: Göttinger Tageblatt (Online-Ausgabe). 19. Juni 2011, abgerufen am 15. Mai 2021.
- Das Freibad. In: http://www.dahlenrode.eu/. Abgerufen am 15. Mai 2021.
Weblinks
- Dahlenrode, auf der Internetseite der Gemeinde Rosdorf (Text der Ortsheimatpflege Dahlenrode)
- Dahlenrode, auf Wiki Göttingen
- www.dahlenrode.eu (Private Seite)