Dachpappe
Dachpappe (auch Teerpappe) ist eine mit Bitumen getränkte Pappe, die als Feuchtigkeitssperre in Bauwerken dient. Oft wird in die Dachpappe grobkörniger Sand, feiner Kies oder Schiefersplitter eingewalzt, um eine höhere Abriebfestigkeit und UV-Resistenz zu erreichen. Bei Wohn- und Geschäftsgebäuden wird Dachpappe häufig als zweite Dachhaut (Unterdeckung) unter den Dachziegeln vorgesehen. Bei einfachen Gebäuden wie Gartenlauben, Gerätehäuschen und Ähnlichem bildet Dachpappe oft die alleinige Dachhaut, deren Lebensdauer kürzer als die einer Ziegel- oder Metalldeckung ist.
Dachpappe ist ein umgangssprachlicher Oberbegriff für zwei Ausführungen von Dichtungsbahnen:
- Dachdichtungsbahnen haben ein niedrigeres Flächengewicht und eignen sich nicht dazu, ohne Zugabe von flüssigem Bitumen heiß mit der Unterlage verschweißt zu werden, denn der Bitumengehalt ist zu gering, um eine sichere Einbettung und spätere Dichtheit der Bahn zu gewährleisten. Sie sind einseitig, meist aber beidseitig mit Sand oder Schieferplättchen bestreut.
Dachabdichtungsbahnen werden entweder genagelt oder mithilfe von Bitumenklebemasse verklebt oder lose verlegt und durch Auflast gesichert. Alternativ sind kaltselbstklebende Bitumenbahnen erhältlich. - Bitumen-Schweißbahnen sind deutlich dicker und werden nicht lose verlegt, sondern durch Flämmen verschweißt. Diese sind daher nur einseitig besandet oder beschiefert und auf der zu verschweißenden Seite mit Talkum oder Folie beschichtet. Mit Bitumen-Schweißbahnen lassen sich Abdichtungen gegen stehendes und drückendes Wasser ausführen.[1]
Verwendung
Dachpappe wird quer zur Dachneigung und an den Längs- und Querstößen überlappend verlegt und mit Dachpappennägeln oder Heftklammern auf der Dachschalung befestigt.
Als formgestanzte Preolitschindeln waren sie lange Jahre eine in der DDR typischerweise verwendete Dachdeckung, die anstelle von Dachziegeln oder Schiefer verwendet wurde. Diese wurden in den frühen 1970er Jahren in Steinkohlenteer getränkt, welcher sich zwar als effektiv gegen Feuchtigkeit, aber auch als krebserregend und somit extrem gesundheits- wie umweltgefährdend herausstellte. Die teerhaltige Dachpappe wird nach einem EU-weiten Verwendungsverbot nicht mehr hergestellt.
Erfindung
1842 erschien von dem Neustrelitzer Baumeister Friedrich Wilhelm Buttel die Monografie Praktische Erfahrungen über Dornsche Dächer nebst ausführlicher Beschreibung, Kostenberechnung und Zeichnung solcher Constructionen, welche denselben größere Dauer und Dichtigkeit geben, und einem Anhange über die flachen Dächer bei ökonomischen Gebäuden. Darin beschrieb er erstmals die geteerte Dachpappe für die Abdeckung klassizistischer Flachdächer und kann demzufolge wohl als deren Erfinder betrachtet werden.
Materialien
Dachpappe enthält gewöhnlich eine Einlage aus Glasfaser-, Polyester- oder Jutegewebe.
Teerdachpappe wurde bis in die frühen 1970er Jahren verwendet und in Steinkohlenteer getränkt. Steinkohlenteer gilt auf Grund seiner Inhaltsstoffe wie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (z. B. Naphthalin, Anthracen oder Benzopyren) als krebserregend. Deshalb und wegen der ökologischen Belastung kommt Steinkohlenteer seit Jahrzehnten in Dachpappen nicht mehr zum Einsatz und ist verboten. Eine Herstellung von Teerdachbahnen erfolgt in Europa nicht mehr.
Seit Anfang der 1970er Jahre wird Bitumen beziehungsweise Polymerbitumen verwendet. Seitdem sind Dachbahnen völlig frei von Teer. Bei der Herstellung von Bitumen-Dachbahnen werden jedoch leichtere Kohlenwasserstoffe mit bis zu 20 Kohlenstoff-Atomen emittiert.[2]
Um eine Durchwurzelung zu verhindern, werden Dachpappen zur Verwendung unter begrünten Dächern chemisch ausgerüstet. Dazu kommt z. B. das Pflanzenschutzmittel Mecoprop zum Einsatz[3]. Mecoprop wird in Grund- und Oberflächengewässern nachgewiesen und gilt dort als problematischer Stoff.[3][4]
Entsorgung
Auch heute findet man noch weltweit Dächer alter Industriegebäude oder leerstehender Lagerhallen, welche mit teergetränkten Dachbahnen überzogen sind. Auf Grund der verschiedenen, teils giftigen Stoffe ist bitumenhaltige, aber vor allem teerhaltige Dachpappe ein Sonderabfall und erfordert eine fachgerechte Entsorgung.[5]
Literatur
- Friedrich Wilhelm Buttel: Praktische Erfahrungen über Dornsche Dächer nebst ausführlicher Beschreibung, Kostenberechnung und Zeichnung solcher Constructionen, welche denselben größere Dauer und Dichtigkeit geben, und einem Anhange über die flachen Dächer bei ökonomischen Gebäuden. Barnewitz, Neubrandenburg 1842.
- E. Luhmann, R. Eßlinger: Die Fabrikation der Dachpappe und der Anstrichmasse für Pappdächer. 3. Auflage. Hartleben, Wien 1929 (Chemisch-technische Bibliothek. Band 106).
- Bernd Binné u. a.: Technische Regeln für die Planung und Ausführung von Abdichtungen mit Polymerbitumen- und Bitumenbahnen, abc der Bitumenbahnen, 3., überarbeitete Auflage, vdd Industrieverband Bitumen-Dach- und Dichtungsbahnen, Frankfurt am Main 2002, ISBN 978-3-9801831-4-7
Weblinks
Einzelnachweise
- Dachabdichtung - Dachpappe fachgerecht verlegen lassen: Materialien, Verarbeitung & Kosten im Vergleich, Dachdecker.de, 2. September 2011, abgerufen im November 2016.
- Karl Bergmann, Walter Pieczonka, Werner Schneider: Kohlenwasserstoff-Emissionen bei der Herstellung von Bitumen-Dachbahnen. Staub – Reinhalt. Luft, 49 (1989) Nr. 1, S. 25–28.
- Burkhardt, Michael: Informationen über chemische Durchwurzelungsschutzmittel in Bitumenbahnen - Stand 2017. In: www.umtec.ch. HSR Hochschule für Technik Rapperswil, Institut für Umwelt- und Verfahrenstechnik (UMTEC), Michael Burkhardt, 1. November 2017, abgerufen am 19. Januar 2022.
- Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser: Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser Bericht zur Grundwasserbeschaffenheit – Pflanzenschutzmittel – Berichtszeitraum 2013 bis 2016. LAWA, 4. April 2019, abgerufen am 19. Januar 2022.
- Entsorgung von Dachpappe (Memento vom 22. November 2013 im Internet Archive)