Cramm
Die Herren und Freiherren von Cramm sind ein altes niedersächsisches Uradelsgeschlecht.
Geschichte
Einer Quelle nach kam die Familie um 815 mit dem karolingischen Kaiser Ludwig I. in die Gegend des Bistums Hildesheim und wurde dort von ihm mit Gütern beliehen.[1] Diese These ist umstritten. Auch eine Herkunft der Familie von der Burg Cramme im gleichnamigen Ort im heutigen Landkreis Wolfenbüttel wird vermutet. Ob die Familie dem Ort den Namen gab oder umgekehrt, ist nicht abschließend geklärt.
Das Geschlecht erscheint urkundlich erstmals im Jahr 1150 mit Dietrich von Cramme.[2] Die Cramm waren ein begütertes Rittergeschlecht und angesehene Lehnsnehmer bei den geistlichen und weltlichen Herrschern der Region des heutigen Südost-Niedersachsens. Im Mittelalter waren viele Abkömmlinge Ritter oder Ministeriale. Schon sehr früh in ihrer Geschichte hatte die Familie hohe Positionen an den niedersächsischen Höfen inne. Ab 1250 stellten sie mehrmals, und ab 1656 durchgehend die Erbkämmerer und ab 1746 die Erbschenken im Herzogtum Braunschweig-Lüneburg sowie von 1294 bis 1589 die Erbschenken des Hochstifts Hildesheim.[3][4][5] In späteren Jahrhunderten dienten Familienangehörige den Welfenherzögen- und königen zudem als Generäle, Kammerherren und Minister.
Bekannte Namensträger
- Armgard von Cramm (1883–1971), Mutter von Bernhard zur Lippe-Biesterfeld und Großmutter von Beatrix von Oranien-Nassau, ehemalige Königin der Niederlande
- Asche von Cramm (auch Aschwin IV., Ascanius, Assa von Cramm), Söldnerführer des 16. Jahrhunderts und Freund Martin Luthers
- Aschwin Thedel von Cramm (1846–1909), hzgl. Erbkämmerer von Braunschweig-Lüneburg, Pascha und Oberstallmeister des osmanischen Sultans
- August Adolph von Cramm (1685–1763), herzoglicher Erbkämmerer, Geheimrat und Regierungspräsident von Braunschweig-Lüneburg
- Berno von Cramm (* 1934), deutscher Schauspieler und Synchronsprecher
- Burchard von Cramm (14. Jh.), Abt des Klosters Ilsenburg
- Burchard von Cramm († 15. September 1587), herzoglich braunschweigischer Statthalter zu Wolfenbüttel
- Burghard von Cramm (1874–1936), herzoglich braunschweigischer Kammerherr und Erbkämmerer des Herzogtums Braunschweig
- Burkhard von Cramm, Komtur des Deutschen Ordens in der Kommende Buro, 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts
- Burkhard von Cramm (* 1475), Rat des Landgrafen Wilhelm II von Hessen und Amtmann von Trendelburg
- Burkhard VI. von Cramm († 5. Oktober 1599), landgräflich-hessischer Statthalter von Oberhessen in Marburg
- Christian Friedrich Adolf Burghard von Cramm-Burgdorf (1837–1913), herzoglich braunschweigischer Geheimrat, Gesandter und Autor
- Dagmar von Cramm (* 1955), deutsche Autorin und Ernährungsberaterin
- Franz von Cramm (1610–1661), herzoglicher Stallmeister zu Schleswig-Holstein und Sonderburg-Plön
- Gottfried von Cramm (1909–1976), deutscher Tennisspieler
- Helga von Cramm (1840–1919), Schweizer Malerin und Grafikerin
- Lippold von Cramm (14. Jh.), Abt des Klosters Ilsenburg
- Ludewig von Cramm (1791–1858), herzoglich braunschweigischer Kammerherr und Landdrost, Präsident der 2. Kammer
- Ludolf von Cramme, Erbkämmerer des Herzogtums Braunschweig, urkundlich erwähnt im Jahre 1246, mit dem die gesicherte Stammreihe derer von Cramm beginnt
- Thedel von Cramm (1920–2016), Kommandeur des Panzeraufklärungsbataillon 2, Stabsoffizier im NATO-Kommando Allied Forces Central Europe und Militärattaché in Pakistan
- Wolfgang Friedrich Adolf von Cramm-Burchard (1812–1879), herzoglicher Erbkämmerer und Kammerherr des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg
Wappen
Die Wappen der Uradelsfamilie von Cramm zeigen zeittypisch einen gelehnten Schild und den Helm (Topfhelm) vielfach in Seitenansicht.
Blasonierung des Stammwappens: „In Rot drei (2:1) silberne Lilien. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken eine mit drei natürlichen Pfauenfedern bestückte, je von einer silbernen Lilie beseitete konische rote Säule.“
Blasonierung des Ritterlichen Wappens: „In Rot drei silberne Lilien (2:1) gestellt. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein silberner offener Flug mit silbern-roten Saxen.“
Blasonierung des Bürgerlichen Wappens: „In Silber drei rote Lilien (2:1) gestellt. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein roter offener Flug mit rot-silbernen Saxen.“
- Ritterliches Wappen der Familie von Cramm
- Ritterliches Wappen der Familie von Cramm, moderne Darstellung
- Ritterlicher Wappenschild der Familie von Cramm
- Freiherrliches Wappen der Familie von Cramm; Kupferstich
Besitzungen
Die Adelsfamilie war seit dem 13. Jahrhundert Mitbesitzer (neben den Herren von Bortfeld) und ab dem 17. Jahrhundert Alleineigentümer ihres Stammsitzes, des Schlosses Oelber in Oelber am weißen Wege, einem Ortsteil von Baddeckenstedt in Niedersachsen.
Durch die Heirat von Burghard von Cramm 1905 mit Jutta Gräfin von Steinberg, der Letzten und Universalerbin ihres Geschlechts aus altem hildesheimischem Stiftsadel, fielen die umfangreichen Besitzungen dieser Familie an die Cramms, darunter Brüggen und Bodenburg. Nach dem Zweiten Weltkrieg teilten ihre 7 Söhne den Grundbesitz untereinander auf, da eine Bodenreform mit Enteignung befürchtet wurde; dazu zählten namentlich Schloss Brüggen und die Rittergüter Oelber, Bodenburg, Harbarnsen und Wispenstein (die beiden letzteren wurden später verkauft). Das erst 1906 erworbene Schloss Nettlingen war bereits vor dem Krieg wieder veräußert worden. Oelber, Brüggen und Bodenburg werden bis heute von Mitgliedern der Familie bewohnt und mit erheblichem Aufwand erhalten.
- Schloss Sambleben (1627–1898)[6]
- Schloss Volkersheim (13. Jh. – 1826)
Sonstiges
Bekannt ist der Name „von Cramm“ auch durch die Weizenkorn-Marke „von Cramm Weizenbrand“, die es aber nicht mehr gibt. Er wurde seit 1750 auf dem Gut in Harbarnsen, ein Gemeindeteil von Lamspringe, hergestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich die von Crammsche Brennerei zu einer der führenden Kornbrennereien Niedersachsens. Die "Marke Steinbock" umfasste drei Abfüllungen, den goldgelben 43er (43 Vol.-% Alkohol) in der mit Bast umwickelten Flasche, den 38er und den gemeinhin "Kutscherschluck" genannten 32er Doppelkorn. Ab 1984 wurde nur noch Rohalkohol hergestellt und Vertrieb sowie das Brennrecht an das Unternehmen Dethleffsen in Flensburg abgegeben. Später wurde der Betrieb in Harbarnsen komplett aufgegeben.
Literatur
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band II, Band 58 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1974, ISSN 0435-2408
Weblinks
Einzelnachweise
- Allgemeines Teutsches Adels-Lexicon: Darinn von d. alten u. neuen Gräfl.-Freyherrl.- u. Adelichen Familien ... gehandelt wird. Fuchs, 1774 (google.de [abgerufen am 18. Dezember 2018]).
- Urkundenbuch des Hochstifts Halberstadt, Band I, Nr. 344
- PFARRGEMEINDE ST. Abgerufen am 15. April 2021.
- NLA WO 205 N - Arcinsys Detailseite. Abgerufen am 13. April 2021.
- A bis K: 1. 1825 (google.de [abgerufen am 14. Februar 2022]).
- Herrenhaus Sambleben in Schöppenstedt-Sambleben. Abgerufen am 15. Oktober 2019.