Cosmo Sheldrake
Cosmo Sheldrake (* 1990 oder 1991) ist ein britischer Musiker, Multiinstrumentalist, Musiklehrer, Komponist und Musikproduzent.[1]
Leben
Cosmo Sheldrake ist ein Sohn des Parapsychologen, Autors und Biologen Rupert Sheldrake und der Gesangslehrerin und Therapeutin für Familienaufstellung Jill Purce.[1] Außerdem ist er Bruder der studierten Biologen und Mykologen Merlin Sheldrake.[2]
Im Alter von 15 Jahren begann Sheldrake, eigene Musik zu machen. In der Arte-Dokumentation „Soundhunters“ von Beryl Koltz beschreibt er, dass ihm der Impuls dazu kam, während er auf einem Hügel liegend, hintereinander die Geräusche einer Lerche und das Muhen eines Hausrinds hörte. Er beschreibt, dass das für ihn wie Drum and Bass klang. Mit einem kurz darauf gekauften mobilen Audiorekorder begann er, konkrete Geräusche aufzunehmen und diese für seine Musik zu verwenden. Laut eigenen Angaben interessieren ihn Töne aufgrund ihrer Textur, welche immer mit dem Entstehungskontext verbunden seien. Daher ist dir für ihn aus Geräuschen entstandene Musik auch eine Art Tagebuch.[3]
Der Entstehungsprozess eines neuen Songs wird von ihm so beschrieben, als dass er zunächst Geräusche seiner Umgebung aufnimmt und in einen Sampler lädt. Dort wird dieser Sound mit anderen kombiniert und dann eher zufällig geschnitten. Das inspiere ihn zu neuen Beats und rhythmischen Ideen. Er beschreibt seine Stücke als Collagen aus unterschiedlichen kleinen Fragmenten, die unterschiedlich angepasst und zusammengefügt werden können. Dabei interessieren ihn vor allem Klänge, die „eine ganze Geschichte erzählen“.[3] Er betont, dass seine Musik sich nicht einem bestimmten Genre zuordnen lasse, da er die Idee des Genres in Zeiten, in denen er auf Geräusche und Einflüsse aus aller Welt zurückgreifen könne, überholt ansieht.[4]
Neben konkreten Geräuschen finden in seine Stücke oft seine oder fremde Stimmen, sowie Instrumente wie Klavier, Banjo, Kontrabass, Schlagzeug, Didgeridoo, Tin Whistle oder ein Sousaphon Einzug.[5][1] Für die Komposition verwendet er zudem eine Loop Station.[5]
Sheldrake war Vorgruppe der Indie-Musiker Johnny Flynn und Bombay Bicycle Club. Bei einem Talk im TEDx-Format in der Toynbee Hall im Londoner Viertel Whitechapel kreierte Sheldrake live Songs aus Vogel- und Sonnengeräuschen.[5][6]
Er lebt in Brighton und London und leitet in Brighton einen Chor.[5]
Werk
Die erste eigenständige Veröffentlichung war 2014 die Single „The Moss“, in der Sheldrake Texte des englischen Dichters und Mystikers William Blake verwendet.[4]
Sheldrake veröffentlichte 2015 die beiden Singles „Tardigrade Song“ und „Rich“, letztere hatte ihre Radiopremiere in der Radioshow von Zane Lowe auf BBC 1. Später im Jahr wurden diese Singles auf der EP „Pelicans We“ zusammen mit dem titelgebenden Song „Pelicans We“ und „The Fly“ veröffentlicht.[8]
2017 folgten eine Reihe von Singles, die 2018 mit anderen Titeln als erstes Album unter dem Titel „The Much Much How How And I“ veröffentlicht wurden. Das von Matthew Herbert produzierte Album, welches in Österreich in die Charts einziehen konnte, erhielt überwiegend positive Besprechungen. Die Rezensenten hoben insbesondere Sheldrakes ungewöhnlichen Musikstil hervor. Für den Musikexpress rezensierte Julia Lorenz, dass das Album mit „kinotauglichen Bilder[n]“ und Songs, die „offenbar im gleichen fantastischen Paradies wie Björks aktuelle Platte UTOPIA aufgenommen“ wurden, insgesamt „[m]anieriert und hübsch“ klängen.[9] Sven Kabelitz urteilte für Laut.de, das Album sei ein „liebenswertes und vor Kreativität strotzendes Debüt“ und schließt: „Ein einzigartiges Album, das vor Eindrücken nur so überquillt.“[10]
Für die französische Zeitung Libération urteilt Gilles Renault:
« Un capiteux florilège, éclos avant l'été, où les instruments à bois et les cuivres filent le parfait amour avec un entrelacs inouï de sons samplés – faune subaquatique, chants d'oiseaux, chuchotis de rivière, ambiances de marchés, roulement d'escalator, bruits de marteau-piqueur ou de pièce de monnaie tombant sur le sol… - récoltés avec un simple enregistreur, utilisé telle une baguette de sourcier. »
„Eine berauschende Anthologie, ausgebrütet vor dem Sommer, in der Holz- und Blechblasinstrumente die perfekte Verbindung mit einer unglaublichen Verflechtung von gesampelten Klängen eingehen – Unterwasserfauna, Vogelgesang, Flussgeflüster, Marktatmosphäre, Rolltreppenrollen, Geräusche von Presslufthämmern oder zu Boden fallenden Münzen – gesammelt mit einem einfachen Rekorder, der wie eine Wünschelrute benutzt wird.“
Im Rahmen der Bewegungseinschränkungen während der COVID-19-Pandemie im Vereinigten Königreich zeichnete Sheldrake Vogelgesang auf und konstruierte aus den daraus gewonnenen Samples das Album „Wake Up Calls“. Das Album folgt in seiner Song-Reihenfolge (ähnlich einer Vogeluhr) der Singreihenfolge von Vögeln in der Natur. Es beginnt mit dem Gesang der Nachtschwalben, auf den die Nachtigall folgt und danach Lerche, Kuckuck, Sumpfrohrsänger, Heckenbraunelle, Rohrdommel, Misteldrossel, erneut die Nachtigall und zum Abschluss die Eule. Dazwischen befinden sich einzelne Songs, die keinem einzelnen bestimmten Vogel zuzuordnen, sondern als „Abend-Chor“ oder eine Bearbeitung der Benjamin-Britten-Version von „Cuckoo, cuckoo, what do you do?“ zu verstehen sind. Sheldrake sagt dazu: „Es ist eine Kollaboration, nur ohne die ausdrückliche Zustimmung der Vögel.“[2] Sheldrake versucht mit dem Album, u. a. durch Einbeziehung von Vögeln, die auf der roten Liste gefährdeter Arten stehen, auf die Wichtigkeit der Tiere in unserem Leben hinzuweisen. Die Journalistin Phoebe Weston urteilt für den britischen Guardian: „Das Album ist eine Zelebration des Klangs, aber auch eine Warnung vor der Schönheit, die wir verlieren.“[2]
Weblinks
- Website von Cosmo Sheldrake
- Soundhunters: Töne machen die Musik auf YouTube, abgerufen am 19. Februar 2021.
Einzelnachweise
- Mauricio Quiñones: Cosmo Sheldrake – The Much Much How How and I. (Nicht mehr online verfügbar.) In: musikblog.de. 4. Mai 2018, archiviert vom Original am 17. Oktober 2020; abgerufen am 17. Oktober 2020.
- Phoebe Weston: 'A conversation across time and space': the power of birdsong. In: The Guardian. 15. Dezember 2020, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 19. Februar 2021]).
- Beryl Koltz. (15. September 2015). Soundhunters: Töne machen die Musik. Arte/SWR. Abgerufen am 17. Oktober 2020. 2:55.
- Benjamin Huston: Profile: Cosmo Sheldrake. (Nicht mehr online verfügbar.) In: oxfordstudent.com. The Oxford Student, 27. November 2015, archiviert vom Original am 23. März 2017; abgerufen am 19. Februar 2021.
- Paul Lester: Cosmo Sheldrake (No 1,724). In: The Guardian. 20. März 2014, ISSN 0261-3077 (theguardian.com).
- TEDx Talks: Interspecies Collaboration: Cosmo Sheldrake at TEDxWhitechapel auf YouTube, 25. Februar 2013, abgerufen am 19. Oktober 2020.
- Cosmo Sheldrake. In: chartsurfer.de. Abgerufen am 17. Oktober 2020.
- Sean Murray: Cosmo Sheldrake shares new single ‘Rich’. (Nicht mehr online verfügbar.) In: diymag.com. diymag.com, 12. Februar 2015, archiviert vom Original am 28. Oktober 2019; abgerufen am 19. Februar 2021.
- Julia Lorenz: Cosmo Sheldrake: The Much Much How How and I. In: musikexpress.de. Musikexpress, abgerufen am 19. Februar 2021.
- Sven Kabelitz: "The Much Much How How And I" von Cosmo Sheldrake. (Nicht mehr online verfügbar.) In: laut.de. Laut.de, 6. April 2018, archiviert vom Original am 25. Oktober 2020; abgerufen am 19. Februar 2021.
- Gilles Renault: L’agit-pop azimutée de Cosmo Sheldrake. In: liberation.fr. Libération, abgerufen am 19. Februar 2021 (französisch).