Col d’Aubisque
Der Col d’Aubisque ist ein 1709 m hoher Gebirgspass in den französischen Pyrenäen. Von Westen nach Osten verbindet er Laruns im Vallée d’Ossau mit Argelès-Gazost im Tal des Gave de Pau. Auf der Westrampe liegen der Kurort Eaux-Bonnes und die Skistation Gourette, die Ostrampe führt über einen weiteren Pass, den 1474 Meter hohen Col du Soulor. Der Col d’Aubisque ist einer der bekanntesten Anstiege der Tour de France, die ihn bereits 71 Mal überquerte.
Col d’Aubisque | |||
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Blick vom Pass auf den oberen Teil der Westrampe | |||
Himmelsrichtung | West | Ost | |
Passhöhe | 1709 m | ||
Département | Pyrénées-Atlantiques | Hautes-Pyrénées | |
Talorte | Laruns | Argelès-Gazost | |
Ausbau | D 918 | ||
Gebirge | Pyrenäen | ||
Profil | |||
Bergwertung | HC | 1 | |
Ø-Steigung | 7,2 % (1190 m / 16,6 km) | 4,1 % (1247 m / 30,2 km) | |
Max. Steigung | 14,0 % | 9,6 % | |
Karte | |||
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Koordinaten | 42° 58′ 36″ N, 0° 20′ 23″ W |
Streckenführung
Die steilere Westrampe überwindet auf 16,6 km Länge 1190 Höhenmeter, was einer mittleren Steigung von 7,2 % entspricht. Sie beginnt hinter Laruns, wo sie links von der D 934 abzweigt. Die ersten vier Kilometer führen mit durchschnittlich 5 % Steigung in den Kurort Eaux-Bonnes. Dort trifft die von Béost kommende Nebenstrecke D 240 auf die D934. Hinter Eaux-Bonnes wird die Straße steiler, über mehrere Kehren wird die 1346 Meter hoch gelegene Skistation Gourette erreicht. Anschließend wechselt die Straße die Richtung und strebt hinauf zum Hôtel des Crêtes Blanches, das einen Panoramablick auf das Bergmassiv des Pic de Ger bietet. Es verbleiben gut zwei Kilometer bis zur Passhöhe.
Die laut Bergpreis-Einstufung etwas leichtere Ostseite (1. Kategorie) führt zunächst über den Col du Soulor und beinhaltet auf dem Weg zum Aubisque ein leichtes Gegengefälle. Deshalb weist sie von Argelès-Gazost aus über 30 km nur eine durchschnittliche Steigung von 4,1 % bei 1247 Höhenmetern auf. Die Ostrampe des 1474 Meter hohen Col du Soulor, der auch noch von einer weniger bekannten Nordseite befahren werden kann, hat jedoch im oberen Teil ebenfalls auch eine mittlere Steigung von über 7 %. Hinter dem Col du Soulor folgen zwei Kilometer Abfahrt, die dann wieder gut 300 Höhenmeter werden auf weiteren acht Kilometern Strecke überwunden. Die Corniche genannte Straße führt größtenteils an einem steilen Felshang entlang, dem Cirque du Litor. Sie ist landschaftlich äußerst reizvoll.
Geschichte
Die Passstraße wurde im Jahr 1860 unter Napoléon III. als Teil der Route thermale des Pyrénées, heute Route des cols angelegt. Ab 1881 wurde oberhalb von Gourette Eisen- und Silbererz abgebaut. Größere Bedeutung erhielt die Straße dann mit der Entwicklung des Skisports seit den 1930er Jahren. Das Hôtel des Crêtes Blanches wurde in den 1950er Jahren errichtet. Neueren Datums ist der 18,7 km lange Berglauf von Laruns auf den Aubisque.
Tour de France
Wenn die Streckenführung gegen den Uhrzeigersinn verläuft, die Pyrenäen also vor den Alpen bewältigt werden müssen, ist der Col d’Aubisque für das Fahrerfeld zumeist der erste Berg der sogenannten Hors Catégorie.
Der Col d’Aubisque ist seit 1910 im Programm der Tour de France. In jenem Jahr bezeichnete der spätere Gesamtsieger Octave Lapize auf der Passhöhe angekommen die dort anwesenden Tour-Organisatoren als Mörder („assassins“). 1951 stürzte der holländische Träger des Gelben Trikots Wim van Est bei der Abfahrt spektakulär in eine Schlucht und wurde von seinen Kollegen mit Hilfe von zusammengeknoteten Fahrradschläuchen geborgen. 1995 überquerte das Peloton im Gedenken an den zuvor tödlich verunglückten Fabio Casartelli geschlossen die Passhöhe. Dem Spanier Federico Bahamontes gelang es viermal, den Aubisque als erster zu überqueren.
Bisher fanden drei Bergankünfte auf dem Aubisque statt. Im Jahr 1971 gewann Bernard Labourdette die Etappe von Bagnères-de-Luchon nach Gourette, 1985 siegte Stephen Roche. Bei der Tour de France 2007 lag das Ziel einer Etappe zum dritten Mal auf dem Col d'Aubisque; Sieger war Michael Rasmussen. Bis 2011 stand der Col d’Aubisque insgesamt 71 Mal auf dem Programm, in den Jahren 1911 bis 1958 bei jeder Austragung.[1]
- Blick von der Passhöhe nach Westen
- Passstraße am Hôtel des Crêtes Blanches
- Hôtel des Crêtes Blanches im Winter
- Meilenstein auf der Passhöhe
- Blick von der Passhöhe auf den Pic de Ger
- Blick von der Passhöhe nach Osten
- Corniche zwischen Aubisque und Soulor
- Corniche, Blick in Richtung Aubisque
- Der Col d’Aubisque am Tag des Berglaufs 2009
Literatur und Weblinks
- Rennradführer: Kristian Bauer: Roadbook Tour de France. 40 Top-Anstiege von den Alpen bis zu den Pyrenäen mit dem eigenen Rennrad bezwingen. (Plus Höhepunkte aus der Geschichte der Tour). Bruckmann, München 2006, ISBN 3-7654-4477-4.
- Geschichte: Peter Leissl: Die legendären Anstiege der Tour de France. Covadonga, Bielefeld 2004, ISBN 3-936973-09-1.
- Fotoband: Philippe Bouvet, Philippe Brunel, Serge Laget, Philippe Le Men, Christian Naitslimane: Cols mythiques du Tour de France, L’Équipe 2005, ISBN 978-2-915535-09-9 (französisch)
- Profil der Westrampe
- Profil der Ostrampe mit dem Col de Soulor
- Der Col d’Aubisque in der Tour de France
Einzelnachweise
- Le col d'Aubisque auf Mémoire du cyclisme (Sieger der Passquerungen von 1920 bis 2002)