Cohors I Lepidiana
Die Cohors I Lepidiana [equitata] [civium Romanorum] [bis torquata] (deutsch 1. Kohorte Lepidiana [teilberitten] [der römischen Bürger] [zweimal mit Torques ausgezeichnet]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome und Inschriften belegt.
Namensbestandteile
- Cohors: Die Kohorte war eine Infanterieeinheit der Auxiliartruppen in der römischen Armee.
- I: Die römische Zahl steht für die Ordnungszahl die erste (lateinisch prima). Daher wird der Name dieser Militäreinheit als Cohors prima .. ausgesprochen.
- Lepidiana: die Einheit wurde vermutlich nach einem ihrer ersten Kommandeure benannt.[1][2][A 1]
- equitata: teilberitten. Die Einheit war ein gemischter Verband aus Infanterie und Kavallerie. Der Zusatz kommt in zwei Inschriften[3] vor.
- civium Romanorum: der römischen Bürger. Den Soldaten der Einheit war das römische Bürgerrecht zu einem bestimmten Zeitpunkt verliehen worden. Für Soldaten, die nach diesem Zeitpunkt in die Einheit aufgenommen wurden, galt dies aber nicht. Sie erhielten das römische Bürgerrecht erst mit ihrem ehrenvollen Abschied (Honesta missio) nach 25 Dienstjahren. Der Zusatz kommt in Militärdiplomen von 99 bis 125 sowie in zwei Inschriften[4] vor.
- bis torquata: zweimal mit Torques ausgezeichnet. Der Zusatz kommt in einer Inschrift[5] vor.[1][6][7][A 2]
Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit eine Cohors quingenaria equitata. Die Sollstärke der Kohorte lag bei 600 Mann (480 Mann Infanterie und 120 Reiter), bestehend aus 6 Centurien Infanterie mit jeweils 80 Mann sowie 4 Turmae Kavallerie mit jeweils 30 Reitern.
Geschichte
Die Kohorte war in den Provinzen Pannonia, Moesia inferior und Cappadocia (in dieser Reihenfolge) stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen[8] für die Jahre 80 bis 127 n. Chr. aufgeführt.[1][9][10]
Möglicherweise war die Einheit im 1. Jhd. im Osten des römischen Reiches stationiert; sie ist durch eine Inschrift[11] belegt, die in Syria gefunden wurde.[7][12][A 3] Der einzige Nachweis der Einheit in der Provinz Pannonia beruht auf einem Diplom, das auf 80 datiert ist. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Pannonia) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren.
Zu einem unbestimmten Zeitpunkt wurde die Kohorte in die Provinz Moesia inferior verlegt, wo sie erstmals durch ein Diplom nachgewiesen ist, das auf 97 datiert ist. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Moesia inferior) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 99 bis 127 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz. Das Diplom von 117/138 wurde allein für Angehörige der Einheit erstellt; der Grund dafür ist nicht bekannt.[13] Möglicherweise nahm die Kohorte sowohl an den Dakerkriegen als auch am Partherkrieg von Trajan teil.[2][7][A 4]
Die Kohorte verließ Moesia inferior zu einem unbestimmten Zeitpunkt nach 127, da sie auf späteren Diplomen für die Provinz nicht mehr aufgeführt ist.[6][14][15][A 5] Ob sie danach in der Provinz Asia stationiert war, ist unsicher.[A 4] Sie war aber nicht unter den Einheiten, die Arrian für seinen Feldzug gegen die Alanen (ἔκταξις κατ᾽ Ἀλανῶν) um 135 mobilisierte. Der erste Nachweis der Einheit in Cappadocia beruht auf einer Inschrift,[16][A 2] die auf 198/199 datiert ist.[6]
Letztmals erwähnt wird die Einheit in der Notitia dignitatum[17] mit der Bezeichnung Cohors prima Lepidiana für den Standort Caene–Parembole. Sie war Teil der Truppen, die dem Oberkommando des Dux Armeniae unterstanden.[6][18]
Standorte
Standorte der Kohorte in Cappadocia waren möglicherweise:[1]
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Siehe auch
Weblinks
Literatur
- John Spaul: Cohors² The evidence for and a short history of the auxiliary infantry units of the Imperial Roman Army, British Archaeological Reports 2000, BAR International Series (Book 841), ISBN 978-1-84171-046-4
Anmerkungen
- Gallische Alae wurden oft nach einem ihrer ersten Kommandeure benannt. Laut John Spaul und Julian Bennett war dies vermutlich auch bei der Kohorte der Fall. Laut John Spaul wurden die Soldaten der Kohorte bei Aufstellung der Einheit auf dem Gebiet der (späteren) Provinz Gallia Lugdunensis rekrutiert, möglicherweise schon unter Caesar oder Augustus.
- John Spaul, Michael Alexander Speidel und Margaret M. Roxan, Werner Eck ordnen die Inschrift der Einheit zu. Die Lesung der EDCS ist co[h(ors) I(?) L]ep(idiana?) eq(uitata) c(ivium) [R(omanorum)] [] bis torq(uata).
- In der Inschrift wird Titus Mucius Clemens als Kommandeur (ἐπάρχος) der σπείρης πρώτη[ς Λεπι]διανῆς ἱππικῆς genannt. Laut M. Avi-Yonah war die Einheit um 66/69 in der Provinz Aegyptus stationiert.
- Lucius Calpurnius Valens wurde in Magnesia ad Sipylum begraben; die Inschrift wurde von seiner Frau errichtet. Laut Julian Bennett ist die Inschrift an das Ende des 1. oder den Anfang des 2. Jhd. zu datieren; da die Kohorte für diesen Zeitraum aber durch Militärdiplome in Moesia inferior belegt ist, hält er es für wahrscheinlich, dass sie sich im Zusammenhang mit dem Partherkrieg Trajans in Asia aufhielt. Michael Alexander Speidel datiert die Inschrift ins 2. Jhd.; für ihn lässt sich nicht bestimmen, ob die Einheit in Asia stationiert war oder ob sie die Provinz auf dem Marsch nach Osten nur passierte.
- Laut Florian Matei-Popescu wurde die Kohorte möglicherweise 129 im Zusammenhang mit der Reise von Hadrian in die Provinz Cappadocia verlegt. Laut Peter Weiß geschah die Verlegung möglicherweise am Anfang der Regierungszeit von Antoninus Pius (138–161) aufgrund einer Krise in Armenien.
- John Spaul ordnet Εγνατιος Κουρτιος der Einheit zu. In der Inschrift ist die Kohorte nicht aufgeführt.
Einzelnachweise
- John Spaul, Cohors², S. 151, 155–156.
- Julian Bennett: Auxiliary Deployment during Trajan’s Parthian War: Some Neglected Evidence from Asia Minor., Collections Latomus 323, 2010, S. 423–445, hier S. 440–442 (Online).
- Inschriften mit equitata (AE 1908, 22, CIL 3, 12251).
- Inschriften mit civium Romanorum (AE 1908, 22, CIL 3, 12251).
- Inschrift mit bis torquata (AE 1908, 22).
- Michael Alexander Speidel: The Development of the Roman Forces in Northeastern Anatolia. New evidence for the history of the exercitus Cappadocicus., Sonderdruck aus: M. A. Speidel, Heer und Herrschaft im Römischen Reich der Hohen Kaiserzeit, Stuttgart 2009, S. 595–631, hier S. 596, 617 (Online).
- Margaret M. Roxan, Werner Eck: A Diploma of Moesia Inferior: 125 Iun. 1 In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik (ZPE), Band 116 (1997), S. 193–203, hier S. 197 (PDF).
- Militärdiplome der Jahre 80 (CIL 16, 26), 97 (RMD 5, 337), 99 (CIL 16, 45, RMM 00008, ZPE-180-295), 105 (AE 2004, 1256, RMM 00011), 107 (Chiron-2009-514), 114 (CIL 16, 58), 117/138 (ZPE-196-204), 119 (Chiron-2009-530), 120 (Chiron-2009-533, ZPE-207-219), 121 (Chiron-2008-296), 125 (Chiron-2009-538, RMD 4, 235) und 127 (RMD 4, 241, ZPE-165-232).
- Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 161, 166 Tabellen 5, 9 (PDF).
- Werner Eck, Andreas Pangerl: Moesia und seine Truppen II: Neue Diplome für Moesia, Moesia inferior, und Moesia superior In: Chiron, Band 39 (2009), S. 505–589, hier S. 514–519, 530–536, 538–541 (Online).
- Inschrift aus Bir el-Malik (AE 1967, 525).
- M. Avi-Yonah: The Epitaph of T. Mucius Clemens In: Israel Exploration Journal, Vol. 16, No. 4 (1966), S. 258–264, hier S. 259, 262–263 (Online).
- Werner Eck, Andreas Pangerl: Neue Militärdiplome für Auxiliartruppen verschiedener Provinzen In: ZPE, Band 196 (2015), S. 199–210, hier S. 204–205 (Online).
- Florian Matei-Popescu: The Roman Army in Moesia Inferior, Conphys Publishing House, Bucharest, 2010, ISBN 978-973-750-177-6, S. 218–219 (Online).
- Peter Weiß: Ein Diplom des Antoninus Pius für Moesia Inferior von Dez. 145/Dez. 146 In: ZPE, Band 124 (199), S. 279–286, hier S. 285 (PDF).
- Inschrift aus Melik Serif (AE 1908, 22).
- Notitia dignitatum in partibus Orientis XXXVIII (Online).
- Margaret M. Roxan: Pre-Severan auxilia named in the Notitia Dignitatum In: British Archaeological Reports, Band 15 (1976), S. 59–80, hier S. 73 Nr. 23.
- §148 Titus Mucius Clemens. Database of Military Inscriptions and Papyri of Early Roman Palestine (DMIPERP), abgerufen am 22. Mai 2021 (englisch).