Clark Ashton Smith
Clark Ashton Smith (* 13. Januar 1893 in Long Valley, Kalifornien; † 14. August 1961 in Pacific Grove, Kalifornien), auch unter dem Akronym C. A. Smith bekannt, war ein amerikanischer Schriftsteller, Lyriker, Bildhauer und Maler. Angeregt von H. P. Lovecraft wandte er sich ab 1925 der unheimlichen Literatur zu und schrieb zahlreiche Kurzgeschichten, die sich Genres wie Phantastik und Fantasy-, Science-Fiction und Horror zuordnen lassen und zunächst in Pulp-Magazinen, später auch in eigenen Erzählungssammlungen im Verlag Arkham House veröffentlicht wurden. Mit seiner farbigen und ornamentalen Prosa beeinflusste er Autoren wie Jack Vance, Bruce Sterling und Ray Bradbury.
Leben und literarische Einflüsse
Smith verbrachte die meiste Zeit seines Lebens in der Kleinstadt Auburn, Kalifornien, wo er bei seinen Eltern, Mary Frances „Fanny“ (geborene Gaylord) und Timeus Smith, in einer kleinen Hütte wohnte. Dabei lebte er meistens in ziemlicher Armut, so dass er oft gezwungen war, sich als Obstpflücker oder Waldarbeiter zu verdingen, um sich und seine Eltern durchzubringen.
Bereits im Alter von elf Jahren begann er mit dem Schreiben von Kurzgeschichten, von denen einige in der Literaturzeitschrift Overland Monthly veröffentlicht wurden,[1] während andere erst nach seinem Tod erschienen. The Black Diamonds wurde 2002 veröffentlicht, The Sword of Zagan im Jahr 2004. Beide Geschichten spielen im mittelalterlichen Arabien, ähnlich den Erzählungen aus Tausend und einer Nacht. Diese Erzählungen sowie die Märchen der Gebrüder Grimm und das Werk Edgar Allan Poes und Lord Dunsanys haben Smiths frühe Werke maßgeblich beeinflusst. Ein weiterer Einfluss auf Smiths Sprache und Vorstellungswelt ging von William Beckfords Vathek aus, einer farbig-exotischen Novelle, in der die Geschichte eines Kalifen erzählt wird, der einen Pakt mit Eblis, dem Herrscher der Hölle, schließt.
Smiths schulische Ausbildung war begrenzt. Er besuchte lediglich fünf Jahre lang eine Grundschule und wurde danach wegen einer hartnäckigen Krankheit zu Hause unterrichtet; er besuchte keine weitergehende Schule. Ein ihm angebotenes Guggenheim-Stipendium lehnte er ab. Er zog es vor, sein Wissen autodidaktisch zu erarbeiten, wobei er mehrere Enzyklopädien vom Anfang bis zum Ende las. Seine Vorliebe für ausgefallene und entlegene Ausdrücke geht auch auf diese Lektüre zurück. Mit Lovecraft verband Smith von 1922 bis zu dessen Tod im Jahr 1937 eine literarische Freundschaft.
Ein Förderer Smiths war der aus San Francisco stammende Lyriker George Sterling, den er Anfang 1911 kennenlernte und mit dem er bis zu dessen Selbstmord im November 1926 befreundet war. Sterling half ihm bei der Veröffentlichung seines ersten Gedichtbandes, der 1912 unter dem Titel The Star-Treader and Other Poems erschien und Smith eine gewisse Berühmtheit einbrachte.[2] Sterling nannte Smith den „Keats der Westküste“. Smith hatte Sterling über ein Mitglied des Auburn Monday Night Club kennengelernt, in dem er mit einigem Erfolg mehrere seiner Gedichte vorgetragen hatte. Nach der Veröffentlichung von Ebony and Crystal (1922) erhielt er ein sehr anerkennendes Schreiben von H.P. Lovecraft, womit eine fünfzehn Jahre andauernde Korrespondenz begann.
Nach seiner Heirat mit Carol Jones Dorman am 10. November 1954 zog er mit seiner Frau und deren Kindern nach Pacific Grove, Kalifornien. 2015 erhielt er postum den Cordwainer Smith Rediscovery Award.
Werk
Smith war ein Künstler, der sich in unterschiedliche Medien ausdrückte. Sein Schaffen kann in drei Phasen eingeteilt werden:
- Poesie
In dieser Phase veröffentlichte er die meisten seiner Gedichtbände, wie The Star-Treader and Other Poems, Odes and Sonnets, Ebony and Crystal und Sandalwood.
- Prosa
1925 wandte Smith sich unter dem Einfluss Lovecrafts der unheimlichen Literatur zu und schrieb bis 1937 über hundert Kurzgeschichten.[3] The Abominations of Yondo, datiert vom 5. Februar 1925, gilt als erstes Beispiel dafür. Lovecraft war beeindruckt und sandte den Text an Farnsworth Wright, der ihn für Weird Tales allerdings nicht akzeptierte. Später wurde Smith neben Lovecraft und Robert E. Howard häufig zu den drei Musketieren des Pulp-Magazins gerechnet.[4] Erst im April 1926 erschien die Erzählung in der Literaturzeitschrift Overland Monthly.[5]
Die in mythisch-fiktionalen Landschaften wie Hyperborea, Atlantis, dem mittelalterlich stilisierten Averoigne oder Zothique spielenden Geschichten lassen sich überwiegend der Fantasy zuordnen, auch wenn sie immer wieder Motive der Science Fiction aufgreifen und mit Mitteln des Horrors arbeiten.[6] Einige Erzählungen wie Genius Loci, Saat aus dem Grabe (The Seed from the Sepulchre), Des Magiers Wiederkehr (The Return of the Sorcerer) und Aforgomons Kette (The Chain of Aforgomon) gehören zur Phantastischen Literatur.
- Bildhauerei
Nach 1935 ließ sein Interesse am Schreiben nach und er wandte sich der Bildhauerei zu, wobei er meist kleine groteske Figuren aus Speckstein schuf. Darüber hinaus fertigte er zahlreiche Zeichnungen, Öl- und Aquarellbilder an, die Landschaften, Porträts oder Wesen aus der Fantasywelt darstellen.
Rezeption
Für Lovecraft gehörte Clark Ashton Smith zu den begabtesten Autoren seiner Generation. Wie er in seinem Essay Supernatural Horror in Literature befand, überrage kein lebender Schriftsteller Smith in der „dämonischen Seltsamkeit und Fruchtbarkeit seiner Entwürfe“. Wer sonst hätte die „ausschweifenden und fiebrig verzerrten Visionen unendlicher Sphären und multipler Dimensionen gesehen und überlebt“, um davon berichten zu können. Niemand treffe den Tonfall „kosmischen Schreckens“ (engl. „cosmic horror“) so gut wie er.[7]
Rein A. Zondergeld ordnet viele Erzählungen und Novellen Smiths der Dekadenzdichtung zu. Die Dekadenz schlage sich nicht nur in der Thematik, sondern auch in der Sprache nieder, die häufig manieriert wirke. Sein Werk werde von Liebhabern des Genres indes oft höher bewertet als das Lovecrafts. Am überzeugendsten sei der Autor nicht in der Fantasy, sondern in seinen phantastischen Erzählungen wie Genius Loci und Saat aus dem Grabe.[6]
Ray Bradbury, der ebenfalls einige frühe Geschichten im Verlag Arkham House veröffentlicht hatte, beschrieb den großen Einfluss von Smiths Erzählungen The City of the Singing Flame und Master of Asteroid. In der einen habe ihn die fantastische Vorstellungswelt, in der anderen die Darstellung von Isolation und Einsamkeit beeindruckt und für den Rest seines Lebens beeinflusst.[8]
Die Kurzgeschichte Des Magiers Wiederkehr diente als Vorlage für eine Episode der von Rod Serling präsentierten Anthologie-Serie Night Gallery und wurde mit Vincent Price in einer Doppelrolle als John und Helman Carnby und Bill Bixby als Erzähler Ogden verfilmt.[9]
2015 erhielt Smith postum den Cordwainer Smith Rediscovery Award für vergessene oder nicht mehr hinreichend gewürdigte Science-Fiction-Autoren.
Literatur
- Hans Joachim Alpers, Werner Fuchs, Ronald M. Hahn: Lexikon der Horrorliteratur. Fantasy Productions, Erkrath 1999, ISBN 3-89064-556-9, S. 297 f.
- Hans Joachim Alpers, Werner Fuchs, Ronald M. Hahn: Reclams Science-fiction-Führer. Reclam, Stuttgart 1982, ISBN 3-15-010312-6, S. 382.
- Hans Joachim Alpers, Werner Fuchs, Ronald M. Hahn, Wolfgang Jeschke: Lexikon der Science Fiction Literatur. Heyne, München 1991, ISBN 3-453-02453-2, S. 910.
- Steve Behrends: Clark Ashton Smith : A critical guide to the man and his work. 2. Aufl. Wildside Press, 2013.
- John Clute, Peter Nicholls: Smith, Clark Ashton. In: (dies.) : The Encyclopedia of Science Fiction. 3. Auflage (Online-Ausgabe), Version vom 12. August 2018.
- Scott Connors (Hrsg.): The Freedom of Fantastic Things : Selected Criticism on Clark Ashton Smith. Hippocampus Press, 2006, ISBN 0-9761592-4-4.
- Don Herron: Smith, Clark Ashton. In: Jack Sullivan: The Penguin Encyclopedia of Horror and the Supernatural. Viking, 1986, ISBN 0-670-80902-0, S. 392–394.
- Ned Huston: Smith, Clark Ashton. In: James Gunn: The New Encyclopedia of Science Fiction. Viking, New York u. a. 1988, ISBN 0-670-81041-X, S. 422.
- Sunand T. Joshi, David E. Schultz: An H. P. Lovecraft Encyclopedia. Hippocampus Press, Westport 2001, S. 246–248, s.v. Smith, Clark Ashton.
- Will Murray: Smith, Clark Ashton. In: Noelle Watson, Paul E. Schellinger: Twentieth-Century Science-Fiction Writers. St. James Press, Chicago 1991, ISBN 1-55862-111-3, S. 743 f.
- Brian Stableford: Smith, Clark Ashton. In: John Clute, John Grant (Hg.): The Encyclopedia of Fantasy. Orbit, London 1997, ISBN 1-85723-368-9.
- Donald H. Tuck: The Encyclopedia of Science Fiction and Fantasy through 1968. Advent, Chicago 1974, ISBN 0-911682-20-1, S. 396 f.
- Rein A. Zondergeld: Lexikon der phantastischen Literatur. Weitbrecht, 1998, ISBN 3-522-72175-6, S. 322 f., s.v. Clark Ashton Smith.
Bibliografie
Weblinks
- Literatur von und über Clark Ashton Smith im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Clark Ashton Smith in der Internet Speculative Fiction Database (englisch)
- Clark Ashton Smith in der Internet Movie Database (englisch)
- Werke von Smith, Clark Ashton im Project Gutenberg
- Clark Ashton Smith in der Science Fiction Awards+ Database (englisch)
- Werke von und über Clark Ashton Smith bei Open Library
- Clark Ashton Smith in Fantastic Fiction (englisch)
- Clark Ashton Smith in der Fancyclopedia 3 (englisch)
- The Eldritch Dark, Webseite mit Werken, Biografie, Bibliografie, Diskussionsboard und mehr (englisch)
- Podcasts zu Clark Ashton Smith auf Arkham Insider (Folge 1: Biografie, 2: Werk, 3: HPL und CAS)
Einzelnachweise
- Steve Behrends: Clark Ashton Smith, A critical guide to the man and his work, Second Edition, Chapter Seven, Other weird fiction and horrors, Wildside Press LLC 2013, S. 11
- Steve Behrends: Clark Ashton Smith, A critical guide to the man and his work, Second Edition, Chapter Seven, Other weird fiction and horrors, Wildside Press LLC 2013, S. 20
- Steven Jones: Die vergessenen Welten des Klarkash-Ton. In: Clark Ashton Smith, Die Stadt der singenden Flamme, Gesammelte Erzählungen Band 1, Festa Verlag, Leipzig 2011, S. 18
- Steve Behrends: Clark Ashton Smith, A critical guide to the man and his work, Second Edition, Chapter Seven, Other weird fiction and horrors, Wildside Press LLC 2013, S. 18
- Scott Connors, Ron Hilger: Anmerkungen zu den Erzählungen. In: Clark Ashton Smith: Die Stadt der singenden Flamme, Gesammelte Erzählungen Band 1. Festa Verlag, Leipzig 2011, S. 366.
- Rein A. Zondergeld: Lexikon der phantastischen Literatur, Clark Ashton Smith, Suhrkamp, Phantastische Bibliothek, Frankfurt 1983, S. 230
- H. P. Lovecraft: Die Literatur des Grauens. Die zeitgenössischen Meister, Edition Phantasia, Linkenheim 1985, S. 85–86
- Ray Bradbury: Letter on Clark Ashton Smith auf eldrichdark.com (Aufgerufen am 31. Oktober 2012)
- Steve Behrends: Clark Ashton Smith, A critical guide to the man and his work, Second Edition, Chapter Seven, Other weird fiction and horrors, Wildside Press LLC 2013, S. 101