Christoph Gottfried Ungibauer
Christoph Gottfried Ungibauer (auch: Ungebauer; * 16. Januar 1701 in Schwarzbach (Greiz); † 1758 in Naunhof) war ein deutscher evangelischer Pfarrer, Autor theologischer Schriften und maßgeblicher Förderer des Kartoffelanbaus nahe Leipzig.
Leben
Christoph Gottfried Ungibauer war ein Sohn des Pfarrers Johann Gottfried Ungibauer (1666–1740).[1] An der Universität Jena studierte er zwischen 1721 und 1723 Theologie. Für die Familie von Ponickau war er zwischen 1725 und 1730 in Mügeln als Hauslehrer angestellt. 1732 trat er seine erste Pfarrstelle in Markersdorf bei Guben an, wohin ihn Baron von Schoenaich berufen hatte. Er wurde am 14. November 1732 ordiniert.[2]
Durch Vermittlung seines Vaters wechselte er 1734 als Pfarrer nach Naunhof an die Stadtkirche Naunhof und nach Klinga, wo er bis zu seinem Tod tätig war.
Schriften
Ungibauer schrieb in den 1740er und 1750er Jahren theologische Werke, mindestens sieben davon wurden gedruckt. Hauptwerk ist seine nahezu 1300 Seiten starke Catechetische Theologie von 1749.[3]
Verdienste rund um die Kartoffel
Wohl bereits in seinen Jugendjahren lernte Ungibauer die Kartoffel kennen: 1690 ist die Kartoffel erstmals im Rittergut Lunzig bei Hohenleuben bezeugt, etwa 30 km von Ungibauers Geburtsort entfernt. Hier gab es 1722 Streit der Bauern mit dem Rittergut über die zusätzlichen Fronleistungen im Zusammenhang mit dem Kartoffelanbau.
Der Pfarrer kannte die sozialen Konflikte der Bauern, als er von Naunhof aus den Kartoffelanbau zu verbreiten versuchte, und wandte sich mit vermittelnden Vorschlägen an die Gutsbesitzer: So etwa, dass von den vergleichsweise hohen Erträgen beim Kartoffelanbau ein Teil den Bauern zustand, den sie als „Deputatlohn“ von den Gutsbesitzern als Entgelt für ihre Arbeit auf den Kartoffelfeldern erhielten. Damit wurde die Arbeit der Bauern auf den Rittergutsfeldern erstmals entlohnt und nicht ausschließlich als altherkömmliche festgelegte Fron gefordert. Ungibauer scheint diese Art Reform offensichtlich bei seinem Patron, dem von Ponickau auf Pomßen und Naunhof, nicht gelungen zu sein. Offene Ohren fanden seine Vorschläge bei denen von Bodenhausen auf Brandis und bei denen von Lindenau auf Machern.[4]
In Naunhof, Brandis und Machern ist Ungibauer als Freund und Förderer des Kartoffelanbaus bis heute in Erinnerung geblieben, weil er die Kartoffel zuerst im Jahr 1734 in Naunhof auf dem Pfarrfeld kultivierte[5] und veranlassen konnte, dass sie im Jahr 1740 auf dem Rittergut Machern auf 4,5 Hektar Feld angebaut wurde.[6][7] Damit begann die Anbaugeschichte der Knollen in der Leipziger Pflege.
Familie
1731 traten Christoph Gottfried Ungibauer und die Pfarrerstochter Rahel Sidonie Zeißler vor den Traualtar.[8] Ihre Tochter Charlotte Sidonie Ungibauer heiratete den Baalsdorfer Pfarrer Kuhl. Der Enkel Karl August Kuhl[9] war Medizin-Professor und Dekan an der Universität Leipzig und starb kinderlos 1840.[4]
Ehrungen
- Gedenktafel in Naunhof
- Straßenschild in Naunhof
- Am Pfarrhaus gegenüber der Stadtkirche Naunhof erinnert eine Gedenktafel aus dem Jahr 1891 an den „Kartoffel-Pfarrer“ mit dieser Inschrift: „Dem ehrenden Andenken an den Naunhofer Pfarrer Christoph Gottfried Ungibauer, welchem die Umgebung von Leipzig die im Jahre 1740 erfolgte allgemeine Anpflanzung der Kartoffel verdankte“.
- In Naunhof gibt es nahe dem Pfarrhaus die Ungibauerstraße.
- In der Stadtkirche Naunhof ist seit 2017 eine geschnitzte und kolorierte Porträtbüste von Christoph Gottfried Ungibauer zu sehen (geschaffen vom Holzbildhauer Günther Schumann, Naunhof).
- In Naunhof und in Machern gab es zu Ungibauers Ehre und Gedenken lange Zeit regelmäßige Kartoffelfeste.[4]
Varia
- Die ersten dokumentierten Veränderungen sowohl am Baukörper als auch an der Inneneinrichtung der Kirche Klinga erfolgten zwischen 1728 und 1744 in der Amtszeit des auch für Klinga zuständigen Naunhofer Pfarrers Christoph Gottfried Ungibauer.
Weblinks
- Literatur von und über Christoph Gottfried Ungibauer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Ungibauer, Christoph Gottfried. In: Pfarrerbuch Sachsen. Abgerufen am 20. Mai 2021.
- Andreas Michel: Christoph Gottfried Ungibauer – Pfarrer in Klinga 1734–1758. (pdf; 671 kB) In: studia-instrumentorum.de. 2012 .
- Ralph Saupe: Bibliophiles Kleinod ist heimgekehrt: Ungibauers „Catechetische Theologie“ aus dem Jahr 1749 erworben. (pdf; 242 kB) In: Muldentalzeitung. 23. August 2011, S. 19 (wiedergegeben auf studia-instrumentorum.de).
- Adolf Böhm, Siegfried Fiedler: Chronik Naunhofer Kartoffelfest. (pdf; 23 kB) In: Der Rundblick. 36(1989), 2 (wiedergegeben auf naunhoferkartoffelfest.de).
- Ines Alekowa: Naunhofer Arbeitskreis Ungibau – Kirchgemeinde will historische Scheune aus Dornröschenschlaf wecken. In: lvz.de. 2. März 2016 .
Einzelnachweise
- Ungibauer, Johann Gottfried. In: Pfarrerbuch Sachsen. Abgerufen am 20. Mai 2021.
- Ungibauer, Christoph Gottfried. In: Pfarrerbuch Sachsen. Abgerufen am 20. Mai 2021.
- Ralph Saupe: Bibliophiles Kleinod ist heimgekehrt: Ungibauers „Catechetische Theologie“ aus dem Jahr 1749 erworben. (pdf; 242 kB) In: Muldentalzeitung. 23. August 2011, S. 19, abgerufen am 25. April 2021 (wiedergegeben auf studia-instrumentorum.de).
- Adolf Böhm, Siegfried Fiedler: Chronik Naunhofer Kartoffelfest. (pdf; 23 kB) In: Der Rundblick. 36(1989), 2, abgerufen am 20. Mai 2021 (wiedergegeben auf naunhoferkartoffelfest.de).
- Christian Gottlob Lorenz: Die Stadt Grimma im Königreiche Sachsen, historisch beschrieben. Dyk, 1856, S. 338 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Uwe Schirmer: Sachsen 1763–1832. Sax-Verlag, 1996, ISBN 978-3-930076-23-9, S. 164 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Archiv der teutschen Landwirthschaft und landwirthschaftlichen Technologie: 1841. Expedition des Archivs der Teutschen Landwirthschaft, 1841 (google.de [abgerufen am 20. Mai 2021]).
- Andreas Michel: Christoph Gottfried Ungibauer – Pfarrer in Klinga 1734–1758. (pdf; 671 kB) In: studia-instrumentorum.de. 2012, abgerufen am 15. April 2021.
- Professorenkatalog der Universität Leipzig / Catalogus Professorum Lipsiensium: Prof. Dr. med. et phil. Karl August Kuhl. In: uni-leipzig.de. Abgerufen am 16. April 2021.