Chlodwig Poth
Chlodwig Poth (* 4. April 1930 in Wuppertal; † 8. Juli 2004 in Frankfurt am Main) war ein deutscher Satiriker, Zeichner, Karikaturist und Comiczeichner. Er gehörte zu den Gründern der Neuen Frankfurter Schule und der Zeitschriften Pardon und Titanic.
Leben und Werk
Poth wuchs ab 1936 in Berlin-Tempelhof auf. Bereits als Kind entdeckte er sein Interesse an Karikaturen. Sein großes Vorbild war Wilhelm Busch. Seine ersten beiden gedruckten Karikaturen erschienen in der Jungen Welt, damals das Zentralorgan der FDJ. 1947 studierte er an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin. Seine erste feste Anstellung erhielt er während der Blockade West-Berlins bei Der Insulaner, einer satirischen Zeitschrift. Später arbeitete er auch für die Zeitschrift Tarantel. Unter den Pseudonymen Claude und Wig veröffentlichte er Zeichnungen in mehreren deutschen Zeitschriften.
Im Jahr 1955 zog Poth nach Frankfurt am Main. Zunächst arbeitete er als Redakteur für die Zeitschrift einer Reifenfirma. 1962 wurde er Mitbegründer des Satire-Magazins Pardon. Während der Studentenproteste Ende der 1960er Jahre galt er als angesehener „APO-Opa“, seine Cartoonserie Mein progressiver Alltag über die linksalternative Szene erschien erst in Pardon und später in Buchform und entwickelte sich zu einem Bestseller. 1979 gründete Poth gemeinsam mit anderen Zeichnern und Autoren das Magazin Titanic, für das er bis zu seinem Tod regelmäßig zeichnete. Neben seinen Zeichnungen schuf Chlodwig Poth eine Reihe von Ölbildern und verfasste drei Romane.
Im Jahr 1990 zog Poth in den Frankfurter Stadtteil Sossenheim um. Inspiriert durch das Alltagsleben dort erschienen seitdem jeden Monat seine bissigen Alltagsskizzen unter dem Titel Last Exit Sossenheim in der Titanic. 1997 wurde ihm als erstem der deutsche Satirepreis Göttinger Elch, im Jahr 2003 die Goetheplakette der Stadt Frankfurt am Main verliehen. In seinen letzten Lebensjahren erblindete Poth zunehmend (Makuladegeneration), so dass er nur noch mit Hilfe von technischen Hilfsmitteln zeichnen konnte, wie er in seiner Autobiographie Aus dem Leben eines Taugewas detailliert beschreibt. Er liebte Spaziergänge in den Sossenheimer Wiesen im Frankfurter Grüngürtel, und dort wurden im Jahr 2003 auch fünf Bildstelen mit Reproduktionen seiner zeichnerischen Werke an einem seiner Lieblingsorte aufgestellt – an der Weißdorn-Wiese im Sossenheimer Unterfeld. Frankfurt ehrte ihn 2006 mit einer Chlodwig-Poth-Anlage im Stadtteil Sossenheim.
Poth starb am 8. Juli 2004, zwei Tage nach seinem Kollegen Bernd Pfarr, der ebenfalls für die Titanic gezeichnet hatte, an einem Krebsleiden.[1] Am 15. Juli wurde er auf dem Friedhof Höchst beigesetzt.
Poth wird auch weiterhin im Impressum der Titanic als ständiger Mitarbeiter geführt.
Seine Tochter Leonore Poth arbeitet als Illustratorin.[2]
Werke
- Ausgerechnet Österreich
- Der Herr der großen weiten Welt (1960)
- Saure Lesefrüchte (1960)
- Spuck zurück im Zorn – Historischer Abriss einer Jugendbewegung (1961), Bärmeier und Nickel Verlag, Frankfurt a. M.
- Kontaktperson, geschrieben 1974, veröffentlicht zuerst 1975, Neuauflage Oktober Verlag Münster 2002. ISBN 3-935792-10-7
- Mein progressiver Alltag (1975), ISBN 3-499-11807-6
- Elternalltag (1977)
- Unser täglich Frust – Mein progressiver Alltag 2 (1978), ISBN 3 49914215 5
- Wie man das Volk vertritt (1980), Cartoons, Fischer-Verlag
- Das Katastrophenbuch (1982), ISBN 3-426-02715-1
- Die Vereinigung von Körper und Geist mit Richards Hilfe (1982). Ein heiterer Liebesroman, Fischer-Verlag,
- Tanz auf dem Vulkan. 24 Bildergeschichten (1984). ISBN 3-455-08638-1
- Frankfurt oder ein vorletzter Tag der Menschheit (1986). ISBN 3-251-00077-2
- Taktik des Ehekrieges. Neue, verschärfte Ausgabe (1986). ISBN 3-8105-1503-5
- Was ist mit unseren Krisen los? (1986). ISBN 3-596-28192-X
- Tanz auf dem Vulkan (1988). ISBN 3-426-02716-X
- Frankfurter Federlese (1990). ISBN 3-7829-0399-4
- Sekt mit Sechzig (1990). ISBN 3-8218-2116-7
- 50 Jahre Überfluss (1990). ISBN 3-926901-28-4
- Last Exit Sossenheim (1993). ISBN 3-926901-62-4
- Jahrtausendende (1997). ISBN 3-89082-754-3
- Euch werd ich’s zeigen (2000). ISBN 3-88520-776-1
- Aus dem Leben eines Taugewas (2002). ISBN 3-550-07542-1
- Mein progressiver Alltag (2004). ISBN 3-934769-21-7
Auszeichnungen
- Göttinger Elch (1997)
- Binding-Kulturpreis (2003)
- Goetheplakette der Stadt Frankfurt am Main (2003)
- Im Januar 2016 wurde in Hollenbeck, Gemeinde Harsefeld, der "Hollenbecker Straßenraub" dadurch beigelegt, dass eine Kreuzung in Erinnerung an den Karikaturisten in Chlodwig-Poth-Platz umbenannt wurde.[3][4][5]
Ausstellungen
- 2010: Chlodwig Poth. Caricatura Museum, Frankfurt am Main
- 2001: Chlodwig Poth: Last Exit Sossenheim, Stadthaus Ulm
Literatur
- Roman Fischer, Poth, Chlodwig im Frankfurter Personenlexikon
- Oliver Maria Schmitt: Der Satiriker : oder Warum Chlodwig Poth kein Alter Mann wird, in: Oliver Maria Schmitt: Die schärfsten Kritiker der Elche. Die Neue Frankfurter Schule in Wort und Strich und Bild. Fest, Berlin 2001. ISBN 3-8286-0109-X, S. 36–57
- Chlodwig Poth: Aus dem Leben eines Taugewas. Ullstein, München 2002. ISBN 3-550-07542-1
Weblinks
Einzelnachweise
- Andreas Platthaus: Chlodwig Poth: Der erste Bildsatiriker der Republik. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 16. September 2019]).
- Leonore Poth in der Neuen Deutschen Bibliothek
- Chlodwig-Poth-Platz Kreiszeitung Wochenblatt
- Hollenbecker Straßenraub Die Partei
- Chlodwig-Poth-Platz OpenStreetmap.org