Childaid Network
Childaid Network ist eine überkonfessionelle und politisch unabhängige gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Königstein im Taunus, deren Tätigkeitsschwerpunkt im Bereich Bildungsprojekte liegt. Zielsetzung des Kinderhilfswerkes Childaid Network ist es, benachteiligten Mädchen und Jungen in den Projektgebieten den Zugang zu guter Schulbildung und Berufsqualifizierung zu ermöglichen. Der geografische Schwerpunkt der Tätigkeiten der Stiftung liegt mit Nordostindien, Nepal, Bangladesch und Myanmar derzeit in Südasien. Im Fokus von Childaid Network stehen Kinder aus Randgruppen wie Straßenkinder, Flüchtlinge und ethnische Minderheiten im ländlichen Bereich.
Childaid Network | |
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Rechtsform | rechtsfähige gemeinnützige Stiftung |
Gründung | 2007 |
Gründer | Brigitta Cladders, Martin Kasper |
Sitz | Königstein im Taunus (⊙ ) |
Zweck | Partnerschaftliche Entwicklungszusammenarbeit und Armutsbekämpfung |
Schwerpunkt | Bildung, Berufsbildung, Kinderrechte, Gesundheitsförderung |
Aktionsraum | Nordostindien, Nordbangladesch, Myanmar, Nepal |
Vorsitz | Martin Kasper |
Umsatz | 4.062.000 (2021) |
Stiftungskapital | 865.500 (2021) |
Beschäftigte | 6 (2021) |
Freiwillige | 50 (2020) |
Website | www.childaid.net |
Im Zeitraum von 2007 bis 2021 hat Childaid Network über 17 Millionen Euro in Projekte für Kinder investiert und mit dieser Summe Bildungsmaßnahmen für über 300.000 junge Menschen finanziert.[1] Derzeit (Stand 2022) unterstützt Childaid Network in Zusammenarbeit mit mehr als 30 lokalen und sechs internationalen Projektpartnern über 100.000 Kinder und Jugendliche an mehr als 1.000 Projektstandorten.[2]
Größere Bekanntheit erlangte die Stiftung durch die Auswahl als Hilfsprojekt der Aktion F.A.Z.-Leser-helfen[3] und der Vorstellung der Stiftung in der ZDF-Gala Ein Herz für Kinder.[4]
Geschichte
Die Stiftung Childaid Network wurde am 27. April 2007 von den Eheleuten Brigitta Cladders und Martin Kasper eingerichtet und mit dem notwendigen Grundkapital ausgestattet. Seit ihrer Gründung wird sie darüber hinaus von Sponsoren und privaten Spendern unterstützt. Zu den ersten Sponsoren gehörte bereits seit 2007 Accenture, 2009 kam die DZ BANK hinzu, ab 2010 das Teehaus Ronnefeldt. Es folgten Land Rover (2013), Tecis Holding (2017), terra (2018) und Trivago (2019).[5][6]
Die Projektarbeit begann 2007 mit der Hilfe für Straßenkinder in Assam. Für Jugendliche ohne Grundschulbildung wurden Abendschulen in Meghalaya, Arunachal Pradesh und Manipur eingerichtet und unterstützt. Seit 2008 werden auch Vorschulkinder gefördert. Seit 2010 werden Angebote für die berufliche Qualifizierung arbeitsloser junger Menschen in Nordostindien entwickelt und gefördert sowie der Errichtung und Unterstützung von Abendschulen für Jugendliche. Seit 2010 werden auch Angebote für die berufliche Qualifizierung arbeitsloser junger Menschen entwickelt und gefördert.
In den Folgejahren wurden die Projekte schrittweise in Nachbarländer ausgeweitet. Seit 2008 unterstützt Childaid Network Projekte in Nepal, seit 2014 werden Ausbildungsprojekte in Laos, seit 2015 Schulprojekte in Bangladesch und seit 2016 in Myanmar gefördert.[7] Nach dem Erdbeben in Nepal 2015 förderte Childaid Network den Wiederaufbau von 10 Schulen mit dem Projekt Dein Stein für Nepal.[8]
Im Jahre 2012 war Childaid Network ausgewähltes Benefizprojekt des Rheingau Musik Festivals.[9] Im Jahr darauf wurde Childaid Network als Hilfsprojekt der Aktion „F.A.Z.-Leser helfen“ ausgewählt.[10] 2017 wurde das Straßenkinderprojekt von Childaid Network in Guwahati in der Fernsehgala „Ein Herz für Kinder“ vorgestellt.[11][12]
Im Februar 2020 besuchte Bundesentwicklungsminister Gerd Müller ein Kinderrechtsprojekt von Childaid Network in Guwahati (Nordostindien).[2][13] Im Februar 2022 besuchte der deutsche Botschafter Walter J. Lindner u.a. ein Berufsbildungsprojekt in Assam (Nordostindien).[14]
Arbeitsschwerpunkte
Projektarbeit in Indien, Nepal, Bangladesch und Myanmar
Im Fokus stehen Kinder und Jugendliche aus marginalisierten Bevölkerungsgruppen: verfolgte ethnische Minderheiten, Straßenkinder und Kinder in Elendsquartieren, Kinder, die in Flüchtlingscamps aufwachsen und Kinderarbeiter, vor allem Mädchen. Ziel der Projektarbeit ist es, den Kindern und Jugendlichen Zugang zu ihrem Recht auf Bildung und gute Entwicklungschancen zu ermöglichen.[15]
Schulprogramme
Ziel der Schulprogramme ist es, allen Kindern eine gute Grundbildung zu ermöglichen. Folgende Projektansätze kommen dabei zum Tragen:
- Brückenkurse für junge Menschen, die nie eingeschult wurden
- Abendkurse für Jugendliche, um versäumte Grundbildung nachzuholen
- Nachhilfezentren, um Kindern, die die Schule vorzeitig verlassen mussten, den Wiedereinstieg zu ermöglichen oder sie auf Examina vorzubereiten
- Vorschulprogramme, vor allem für Kinder aus benachteiligten Familien
- Barfußschulen für Kinder, die in Flüchtlingscamps ohne staatliche Infrastruktur aufwachsen
- Programme zur Qualitätsverbesserung staatlicher Schulen
Berufsbildung
Ziel der Berufsbildungsprogramme ist es, benachteiligten Jugendlichen eine Perspektive in ihrer Heimat zu geben, Verdienstmöglichkeiten zu schaffen und die Abwanderung der Jugend in die Slums der Metropolen oder in Hilfsarbeiterjobs im Ausland zu stoppen. Folgende Projektansätze kommen dabei zum Tragen:
- Ausbildung benachteiligter Jugendlicher in Handwerksberufen in Berufsbildungsstätten
- Durchführung dezentraler Trainingskurse
- Förderung von Verbesserungen landwirtschaftlicher Anbaumethoden
- Förderung von Unternehmensgründungen
- Schulungen von Trainern, Kleinunternehmern, Mitgliedern von Selbsthilfegruppen
Kinderrechte
Childaid Network fördert Projekte, die Kinderarbeit unterbinden und in Zwangsarbeit oder Prostitution verschleppte Kinder in ihre Gemeinschaften zurückführen. Zu diesen Projekten gehören:
- Kinderheime für Waisenkinder, verstoßene oder aus Menschenhandel gerettete Kinder, traumatisierte oder behinderte Kinder
- Patenprogramme für bedürftige Kinder
- Temporäre Betreuung von Kindern ohne Familienanschluss in Gruppen
- Dezentrale Betreuung benachteiligter Kinder
- Nachbarschaftszentren für Straßenkinder
- Initiativen zum Kinderschutz im ländlichen Raum
- Mädchenclubs, Kinderparlamente, Gefangenenbesuche
Gesundheitsförderung
In Sinne einer ganzheitlichen Entwicklung benachteiligter Kinder führt Childaid Network auch Projekte zur Gesundheitsvorsorge durch. Folgende Projektansätze kommen dabei zum Tragen:
- Hygieneschulungen in Schulklassen
- Kurse für Frauen- und Säuglingsgesundheit
- Ausstattung von Medical Posts in entlegenen Bergregionen
- Schulung des medizinischen Personals
Corona Nothilfe
In der akuten Phase der Pandemie hat Childaid Network 100.000 Menschen aktiv mit Nothilfe unterstützt.[16] Hierzu gehörten:
- Lebensmittelpakete für infizierte Kinder und ihre Familien
- Schutz- und Hygienekits für Kinder und Jugendliche
- Ausstattung von Gesundheitsposten mit Schutzmaterial
- Aufklärung, Hygiene- und Verhaltenstrainings
- Lernpakete für Kinder im Homeschooling.
Transparenz und Finanzen
Im Jahr 2021 betrugen die ideellen Einnahmen 4,06 Mio. Der größte Teil stammt aus privaten Zuwendungen (29 %). Die Kosten für Öffentlichkeitsarbeit, Spenderbetreuung und Verwaltung betrugen 2020 insgesamt 4,2 %. Der größte Teil der Projektmittel floss 2021 in Schulprogramme (52 %). Weitere 22 % kamen Projekten für Berufsbildung zugute. Mit 19 % der Mittel wurden Projekte für Kinderrechte gefördert. Der überwiegende Anteil der Mittel wurden 2021 für Projekte in Nordostindien eingesetzt (77 %).
Organisation und Mitgliedschaften
Die Stiftung wird von einem dreiköpfigen ehrenamtlichen Vorstand geleitet, der auch geschäftsführend tätig ist. Derzeit gehören dem Vorstand neben dem Stifter Martin Kasper, Michael Legeland und Nicola Schaefer an.[17] Der Stiftungsvorstand wird von einem Stiftungsrat begleitet, beraten und überwacht. Dieser besteht derzeit neben der Stifterin Brigitta Cladders aus Dietrich Garlichs, Hermann-Henrich Holtermann, Jan Holzapfel, Thomas Kreuzer, Claudia Lücking-Michel, Cornelia Richter, Frank Riemensperger und Joachim Valentin.[18] Vorsitzende des Stiftungsrates ist seit Januar 2020 Cornelia Richter.[19] sie folgt auf Wolfgang Kirsch, der diese Rolle seit 2018 innehatte.[20]
Das Kernteam der Stiftung besteht aus etwa 58 vorwiegend ehrenamtlichen Mitarbeitern; insgesamt hat die Stiftung ein Netzwerk von weit über hundert ehrenamtlichen Helfern.[21] Childaid Network versteht sich als Teil eines Netzwerkes von Gleichgesinnten und führt gemeinsame Vortragsveranstaltungen, wie den Königsteiner Salon und Konferenzen mit für ähnliche Ziele arbeitenden Organisationen durch.[22]
Childaid Network trägt das DZI-Spenden-Siegel[23], ist Mitglied im Bundesverband Deutscher Stiftungen, bei VENRO und der Initiative Transparente Zivilgesellschaft.
Auszeichnungen
- 2011: Stiftung des Jahres in Hessen[24][25]
- 2012: Filippas Engel[26]
- 2021: UBS Optimus Foundation Covid-19 Relief Video Prize
Weblinks
Einzelnachweise
- Christine Sieberhagen: Bildung ist sein Geschenk. In: Höchster Kreisblatt vom 13. März 2019.
- Bernhard Biener: Entwicklungsarbeit in Indien. Nur noch halb so viele Straßenkinder. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 3. April 2020. Abgerufen am 29. April 2020.
- Stefan Toepfer und Tim Kanning: F.A.Z.-Leser helfen. Bildung für Kinder und Hilfe in schweren Krisen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 13. Oktober 2013. Abgerufen am 18. Dezember 2017.
- Ursula Karven in Indien. Helft den Müll-Kindern von Guwahati!, auf der Website von Ein Herz für Kinder, abgerufen am 18. Dezember 2017.
- Bank spendet für Straßenkinder. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 6. Januar 2016.
- Thorsten Winter: Frankfurter Hilfsprojekt. Vom Billiganbieter zum Teeunternehmer. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 28. Dezember 2011. Abgerufen am 29. April 2020.
- Infoabend in Braunschweig. Myanmar – Asiens goldene Schönheit: Multivisionsschau soll Kindern Ausbildung ermöglichen. In: Focus Online vom 6. September 2017. Abgerufen am 26. Dezember 2017.
- „Deine Steine für Nepal“ an Schulen im Main-Taunus-Kreis. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 20. Juni 2015.
- Stefan Jung: Eine Rolle wie ein Tweed-Anzug. (Memento vom 9. Dezember 2017 im Internet Archive) In: Frankfurter Neue Presse vom 20. August 2012. Abgerufen am 29. Dezember 2017.
- Tim Kanning: Ausbildung statt Ausbeutung. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 7. November 2013. Abgerufen am 29. Dezember 2017.
- Michael Beyer und Martin Kasper: Bild mit Ursula Karven in Guwahati. Helft den Müll-Kindern von Indien! In: Bild vom 1. Dezember 2017. Abgerufen am 29. Dezember 2017.
- Die Müllkinder von Guwahati. Ursula Karven besucht die Mülldeponie der indischen Stadt., auf der Website des ZDF vom 9. Dezember 2017. Abgerufen am 29. Dezember 2017.
- Kinderhände sollen schreiben, nicht arbeiten. In: Taunus-Zeitung vom 4. März 2020.
- The Business Daily: German diplomat Walter J. Lindner visits Assam Don Bosco University - The Business Daily. Abgerufen am 2. März 2022 (amerikanisches Englisch).
- Jahresbericht 2019 auf der offiziellen Website (PDF; 4,3 MB). Abgerufen am 7. Mai 2020.
- Corona-Hotspot Indien: "Die Pandemie hat vielen Kindern und Jugendlichen ihre Chancen genommen". Abgerufen am 2. März 2022.
- Bildung für junge Leute in Indien, Nepal und Bangladesch In: Taunus Nachrichten vom 9. Februar 2021.
- Unterseite Unser Team, auf der Website von Childaid Network. Abgerufen am 26. Dezember 2017.
- Cornelia Richter ist Vorsitzende im Childaid-Stiftungsrat. In: Taunus Zeitung vom 18. Januar 2020;
- Bankvorstand mit neuer Aufgabe. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 23. März 2019.
- Ralf Bauer: Zwischen Theater und Tibet. In: Focus Online vom 9. Januar 2015. Abgerufen am 26. Dezember 2017.
- Die Armut bekämpfen. In: Taunuszeitung vom 6. Juni 2017.
- Stiftung Childaid Network, auf der Website des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen. Abgerufen am 26. Dezember 2017.
- «Childaid Network» ist hessische Stiftung 2011. (Memento vom 9. Dezember 2017 im Internet Archive) In: Frankfurter Neue Presse vom 3. November 2011. Abgerufen am 29. Dezember 2017.
- «Childaid Network» ist hessische Stiftung 2011. In: Bild vom 3. November 2011. Abgerufen am 30. Dezember 2017.
- Preisträger 2012, auf der Website der Stiftung Filippas Engel. Abgerufen am 29. April 2020.