Chartreuse de la Verne
Die Chartreuse de la Verne ist eine ehemalige Kartause zwischen den Orten Cogolin und Collobrières im Département Var im Süden Frankreichs. Von gewaltigen Schutz- und Stützmauern umgeben liegt sie wie ein Bollwerk in der Nähe einer Quelle auf einem plateauartigen Bergvorsprung (415 m hoch) in einsamer Waldlandschaft mitten im Maurenmassiv.
Die bedeutenden Klosteranlagen aus dem 12. bis 18. Jahrhundert werden zurzeit dank der tatkräftigen Unterstützung der „Association des Amis de la Verne“ (Freundeskreis der Chartreuse de la Verne) umfangreich restauriert. Mit dem Wiederaufbau der Mönchszellen und der ersten romanischen Kirche sowie anderer Gebäudeteile sind die Restaurierungsarbeiten nun (2006) in eine entscheidende Phase getreten.
Besichtigung
Der kurvenreiche und schmale Straße (D214) ist inzwischen bis kurz vor der Kartause befahrbar.[1] Außer dienstags kann die Anlage besichtigt werden. Im Januar ist das Kloster anlässlich der „fermeture annuelle“ geschlossen.[2] Die Gottesdienste können besucht werden.
Geschichte
Die Kartause wurde 1170 auf Initiative der Bischöfe von Toulon (Pierre Isnard) und Fréjus (Fredol d’Anduze) durch Kartäusermönche aus der Grande Chartreuse bei Grenoble inmitten dichter Kastanienwälder an der Stelle einer verlassenen Priorei gleichen Namens erbaut; die Kirche wurde am 3. Oktober 1174 der Jungfrau Maria geweiht. Durch viele Schenkungen und zusätzliche Erwerbungen kam die Kartause schon bald in den Besitz von über 3000 ha Ländereien (Wald, Wiesen, Felder).
Obwohl die Anlage 1214, 1271 und 1318 vollständig abbrannte, baute man sie immer wieder neu auf. Häufig waren die Kartäuser Angriffen ausgesetzt: Plünderer, benachbarte Feudalherren, Sarazenen und Protestanten (1577) verwüsteten den Komplex. Auch aus dem 18. Jahrhundert werden zahlreiche bauliche Tätigkeiten der Kartäuser durch die eingemeißelten Jahreszahlen an verschiedenen Bauteilen belegt: 1738, 1772, 1789. In der Französischen Revolution fiel die Anlage 1790 an den Staat, die letzten Mönche flohen, und der gesamte Besitz wurde 1792 versteigert.
Erst am 18. Januar 1921 erfolgte die Anerkennung der ehemaligen Kartause als „Monument Historique“ (Historisches Denkmal). Am 1. März 1961 wurde sie Eigentum der „Administration des Eaux et Forêts“ (Staatliche Forstverwaltung).
Zur Erhaltung und Wiederherstellung der Kartause entstand 1968 die „Association des Amis de la Verne“. Seit 1983 leben dort Mitglieder der Monastischen Familie von Betlehem, der Aufnahme Mariens in den Himmel und des heiligen Bruno.
Im Jahre 2000 erfolgte die Restauration und der Wiederaufbau des großen Kreuzgangs und der Kirche.
Baubeschreibung
Aus romanischer Zeit bleibt wenig übrig: einige Überreste der Kirche und der Sakristei. Die meisten der noch erhaltenen Bauten gehen im Wesentlichen auf das 17. und 18. Jahrhundert zurück. Außer ihrer Ausmaße und dem geschlossenen Charakter ihres Gesamtbildes fallen in der Anlage die vorhandenen Steinmetzarbeiten (Portale, Türgiebel, Tür- und Fenstereinfassungen, Arkaden …) aus Serpentin, dem grünen Stein des Maurenmassivs, besonders ins Auge; im Zusammenhang mit diesem marmorartigen Stein erzeugen die Schieferwände den Effekt der Polychromie.
Die hohe, festungsartige Vorderfront der Kartause wird von dem Haupteingang – einem prachtvollen Portalbau mit Giebel und Säulen aus Serpentingestein – durchbrochen.
Dieser Eingang führt in den ersten, den südlichsten Teil der Gesamtanlage, der sich „Unteres Haus“ nennt. Hier waren die Konversen (Laienbrüder) und Familiares (Bedienstete des Klosters), die Arbeiter und auch eventuelle Besucher untergebracht. In diesem Teil befinden sich heute der neue, kleine Eingang mit Empfangshalle und Ausstellungsräumen sowie die frühere Scheune, Bäckerei, Ölmühle, Speicher und Keller; auch die Besucherkapelle in den früheren Küchenräumen ist hier zu finden.
Als mittlerer Teil schließt sich der Bereich mit den Gebäuden des mönchischen Gemeinschaftslebens an: u. a. die wieder hergestellte romanische Kirche aus dem 12. Jahrhundert, die Kirche aus dem 17. Jahrhundert und die Überreste des kleinen Kreuzganges aus dem 12. bis 17. Jahrhundert.
Als dritter und nördlichster Teil folgt dann der große „Kreuzgang der Einsamkeit“, seitlich begrenzt von den Zellen mit ihren Gärtchen – der eigentliche Wohnbereich der Patres (Mönche). Im Innenhof des Kreuzganges liegt auch der Friedhof der Kartäuser, auf dem zwischen dem 12. Jahrhundert und der Französischen Revolution etwa 800 Mönche ihre letzte Ruhe fanden.
- Außenansicht
- Eingang zur Klosteranlage
- Einer der Innenräume
- Unterkunft eines Abtes mit Garten
- Abtquartier
- Front
Einzelnachweise
- Chartreuse de la Verne auf bastianwehler.de Abgerufen am 24. September 2010
- Offizielle Website der katholischen Kirche im Département Var Abgerufen am 24. September 2010 (französisch)