Charles Roy Henderson

Charles Roy Henderson (* 1. April 1911 b​ei Coin, Iowa, USA; † 14. März 1989 i​n Urbana, Illinois, USA) w​ar ein US-amerikanischer Tierzuchtwissenschaftler u​nd Biostatistiker.

Leben und Wirken

Er w​ar der Sohn e​ines Landwirts i​m US-Bundesstaat Iowa, studierte Landwirtschaft a​n der Iowa State University i​n Ames (Iowa) u. a. b​ei Jay Lush u​nd Lanoy Nelson Hazel.[1] Sein Spezialgebiet w​ar zunächst d​ie Tierernährung, i​n der e​r die beiden Grade B. Sc. u​nd M. Sc. erreichte. Es folgten e​ine Tätigkeit a​ls landwirtschaftlicher Berater u​nd vier Jahre Militärdienst b​ei der US-Armee.

1948 promovierte e​r bei Lay Lush u​nd Oscar Kempthorne i​n der Fächerkombination Genetik/mathematische Statistik z​um Ph.D. u​nd wurde Privatdozent. 1948-76 w​ar er Professor für Tierzucht u​nd Leiter d​es dazu gehörigen Instituts a​n der Cornell University i​n Ithaka, NY u​nd entwickelte s​eine bahnbrechenden Modelle z​ur sichereren Zuchtwertschätzung i​n der Tierzucht. Im Ruhestand wirkte e​r noch a​ls Gastprofessor a​n den Universitäten Guelph (Kanada) u​nd Urbana-Champaign, Illinois (USA). Dazu führte e​r viele Fortbildungskurse für j​unge Tierzucht-Wissenschaftler durch.

Aufbauend a​uf die Vorarbeiten v​on Sewall Wright u​nd Jay Lush s​owie Ronald Fisher u​nd Frank Yates entwickelte Henderson n​eue Ansätze für d​ie Tierzuchtwissenschaften u​nd die dafür erforderliche Statistik:

  • theoretische Arbeiten zur Aufteilung der genetischen Varianzen in additive, dominante und epistatische Komponenten,
  • Vorschläge zur Schätzung der allgemeinen und spezifischen Kombinationseignung von Rassen in Kreuzungsprogrammen,[2]
  • Verfahren zur Schätzung von Varianzkomponenten bei unbalancierten (nicht gleichmäßig verteilten, d. h. auch teilweise fehlenden) Daten,
  • Vorschläge zu Schätzverfahren für gemischte Modelle und deren systematische Einführung in die Zuchtwertschätzung von Haustieren (BLUP: Best Linear Unbiased Prediction – beste lineare unverzerrte Vorhersage)

Das BLUP-Verfahren w​urde in d​er US-amerikanischen Besamungsorganisation „Eastern Artificial Breeders“ erprobt, später weltweit übernommen u​nd sicherte d​ie große Leistungssteigerung b​ei den Milchrinderrassen.

Hauptwerk

  • Estimation of General, Specific and Maternal Combining Abilities in Crosses among Inbred Lines of Swine. Diss. zum Dr. Ph., 1948, Ames
  • Spezifische und allgemeine Kombinationsfähigkeit. In: Heterosis, 1952, S. 352–70.
  • Schätzung der Varianz- und Kovarianz-Komponenten. Biometrie, 9, 1953, S. 226–52.
  • Auswahl und Prüfung von Jungbullen. Tagungsband der 7. Jahrestagung der National Association of Animal Breeders, 1954, S. 93, Columbia
  • Auswahlindex und erwarteter genetischer Fortschritt. In: Statistische Genetik und Pflanzenzüchtung, 1963, S. 141–63
  • Eine Bewertungsmethode für Bullen, unter Berücksichtigung unbekannter genetischer und Umwelttrends, von Herdenunterschieden, Jahreszeit, Alterseffekten und unterschiedlichen Abgangsursachen. In: Tagungsband des Symposiums „Schätzung des Zuchtwertes für die Milch bei Bullen und Kühen“, 1965, S. 172–204.
  • Ein iteratives Verfahren zur Schätzung der sicheren Effekte und Varianzkomponenten in gemischten Modellen. Mit E. P. Cunningham. In: Biometrie, 24, 1968, S. 13–25
  • Planung und Analyse von tierwissenschaftlichen Experimenten. In: Methoden und Verfahren bei Tierversuchen, 1970, S. 31–35
  • Bewertung von Vätern und genetischen Trends. Symposium zu Ehren von Dr. Jay L. Lush, 1973, S. 10–43
  • Beste lineare unverzerrte Vorhersage und Prognose mit einem Auswahl-Modell. In: Biometrics, 1975, 57, 963-72
  • Ein schnelles Verfahren zum Berechnen der inversen Matrix einer Beziehung. In: J. Dairy Sci., 58, 1975, S. 1727–30
  • Kovarianzanalyse in gemischten Modellen mit ungleichen Zahlen in den Unterklassen. Mit C. R. Henderson Jr., Commun. Stat. Theor. Meth., 1979, 751-87
  • ANOVA, MIVQUE, REML und ML-Algorithmen für die Schätzung der Varianzen und Kovarianzen. In: Tagungsbericht zum 50. Jahrestag des Iowa State University Lab., Ames, 1984, S. 258–80,
  • MIVQUE und REML Schätzung der additiven und nichtadditiven genetischen Abweichungen. In: J. Anim. Sci., 61, 1985, 113-21

Auszeichnungen

  • 1955 Senior Fulbright Research Scholar (Neuseeland)
  • 1964 Borden Award, höchste Auszeichnung der American Dairy Science Association
  • 1964 Animal Breeding and Genetics Award der American Dairy Science Association[3]
  • 1968 Award of Merit der Eastern Artificial Insemination Cooperative[4]
  • 1969 Mitglied der Amerikanischen Gesellschaft für Statistik
  • 1971 Morrison Award als höchste Auszeichnung der American Society of Animal Science
  • 1977 Award der National Association of Animal Breeders der American Dairy Science Association
  • 1980 Mitglied der Massey University Wellington (Neuseeland)
  • 1981 Stiftungsprofessur an der Universität von Kalifornien, Davis
  • 1981 Mitglied der American Society of Animal Science
  • 1981 Hermann-von-Nathusius-Medaille in Gold der Deutschen Gesellschaft für Züchtungskunde (DGfZ)[5]
  • 1982 Jay L. Lush Animal Breeding and Genetics Award der American Dairy Science Association
  • 1984 Henry A. Wallace Award für Verdienste in der Landwirtschaft, Iowa State University[6]
  • 1985 Alumni Research Award (der Iowa State University)
  • 1985 Gastprofessor an der Universität von Kyoto, (Japan)
  • 1985 gewähltes Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften der USA

Literatur

  • Gottfried Averdunk u. Leo Dempfle: Nachruf für Professor Charles R. Henderson. In: Zkde., 61, 1989, 249-250
  • ANONYM: Nachruf: Charles Henderson, Statistiker, starb mit 77 Jahren. The New York Times v. 18. März 1989
  • S. R. Searle: C. R. Henderson, der Statistiker, und seine Beiträge zur Schätzung der Varianzkomponenten. In: J. Dairy Sci., 74, 1991, 4035-44
  • A. E. Freeman: C. R. Henderson: Beiträge zur Milchwirtschaft. In: J. Dairy Sci., 74, 1991, 4045-51
  • L. R. Schaeffer: C. R. Henderson: Beiträge zur Vorhersage der genetischen Veranlagung. In: J. Dairy Sci., 74, 1991, 4052-66
  • B. W. Kennedy, 1991: C. R. Henderson: Das unvollendete Vermächtnis. J. Dairy Sci., 74, 1991 (11) 4067-81,
  • L. Dale Van Vleck: C. R. Henderson: Bauernjunge, Sportler und Wissenschaftler. In: J. Dairy Sci., 74, 1991, 4082-96[7]
  • L. Dale Van Vleck: Charles Roy Henderson, 1. April 1911 – 14. März 1989. In: Biografien der United States National Academy of Sciences, Washington, D. C., 1998, 27 S.[8]

Einzelnachweise

  1. Lanoy Nelson Hazel 1911-1992 (Memento des Originals vom 5. Mai 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ans.iastate.edu
  2. Kombinationseignung von Rassen
  3. ADSA Awards
  4. Eastern Artificial Insemination Cooperation (Memento des Originals vom 15. April 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sos.nh.gov
  5. Bisherige Träger der Hermann-von-Nathusius-Medaille
  6. Henry A. Wallace Award (Memento des Originals vom 19. April 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.cals.iastate.edu
  7. L. Dale Van Vleck: C. R. Henderson: Farm Boy, Athlete, and Scientist
  8. Lebenslauf von C. R. Henderson
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