Charles Eugène de Croÿ
Charles Eugène de Croÿ, Duc de Croÿ (* 1651 in Roeulx, Hainaut, Belgien; † 30. Januar 1702 in Reval, Schwedisch-Estland) war ein Feldmarschall im Dienste des römisch-deutschen Kaisers und des russischen Zaren.
Familie
Charles Eugène entstammte dem alten, ursprünglich aus der Grafschaft Ponthieu in der Picardie kommenden Adelsgeschlecht Croÿ, das urkundlich erstmals im 12. Jahrhundert erwähnt wird. Er war der Sohn des Jacques Philippe de Croÿ, Prince de Croÿ (1614–1685), Herr auf Roeulx, und der Johanna Gräfin von Bronckhorst-Batenburg (1627–?), Tochter von Johann Jakob von Bronckhorst-Batenburg (1582–1630).
Croÿ heiratete im Jahr 1681 Juliana Gräfin von dem Bergh (* 20. Januar 1638 in Zutphen, Gelderland, Niederlande; † Oktober 1714), die Tochter des Heinrich Graf von dem Bergh (1573–1638) und dessen zweiter Ehefrau Hieronyma Katharina Gräfin von Spaur (1600–1683).
Leben
Er begann seinen Dienst in der dänischen Armee mit dem Rang eines Obersts und als Kommandeur eines Regiments nahm Croy im Jahr 1676 an der Schlacht bei Lund auf der dänisch-norwegischen Seite teil. 1677 wurde er zum Generalmajor, 1678 zum Generalleutnant befördert. Seit 1682 kämpfte er mit Erfolg in der Kaiserlichen Armee gegen die Türken und nahm 1683 an der Befreiung von Wien und am Angriff auf Belgrad im Jahr 1690 teil. Er wurde für seine Verdienste zum Kaiserlichen Feldmarschall befördert.
Von 1689 bis 1694 war er Befehlshaber der Kroatischen Militärgrenze in Karlstadt (Karlovac). Nach dem Frieden von Karlowitz war Croy beschäftigungslos und ging 1699 zunächst in sächsische Dienste über.
Auf Empfehlung von August dem Starken traten er und eine weitere Gruppe ausländischer Offiziere 1699 in die Dienste des russischen Zaren Peter des Großen. Croy erreichte erst Mitte 1700 Russland und erhielt unmittelbar aus den Händen von Peter I. den Rang eines Feldmarschalls (der Zweite in der Geschichte der russischen Armee nach Fjodor Alexejewitsch Golowin). Er wurde Befehlshaber der russischen Armee in Livland, die dort im Großen Nordischen Krieg gegen Schweden kämpfte. Diese Entscheidung sollte sich allerdings als folgenschwer erweisen: Croÿ sprach nämlich kein Russisch, kannte die ihm unterstehenden russischen Offiziere nicht und hatte deshalb Schwierigkeiten, Befehle zu erteilen. Dazu kam, dass er mit der Aufstellung der russischen Truppen nicht einverstanden war. Am 20. November 1700 kommandierte er die russischen Truppen in der Schlacht bei Narva, die gegen die Schweden verloren ging. Er wurde von Peter nicht für die Niederlage verantwortlich gemacht. Dieser soll gesagt haben, dass wenn er Croy das Kommando über die Armee vor Narva zwei Wochen früher gegeben hätte, dann wäre es nicht zur Niederlage gekommen.[2]
Croÿ starb 1702 in Reval in Schwedisch-Estland als Kriegsgefangener.
Seine Lebensgeschichte wurde vom deutschen Schriftsteller Werner Bergengruen in seinem Erzählband Der Tod von Reval. Kuriose Geschichten aus einer alten Stadt (1939) literarisch verarbeitet.
Literatur
- Charles Eugène de Croÿ. In: Carl Frederik Bricka (Hrsg.): Dansk biografisk Lexikon. Tillige omfattende Norge for Tidsrummet 1537–1814. 1. Auflage. Band 4: Clemens–Eynden. Gyldendalske Boghandels Forlag, Kopenhagen 1890, S. 116–117 (dänisch, runeberg.org).
- Hans-Joachim Böttcher: Die Türkenkriege im Spiegel sächsischer Biographien, Gabriele Schäfer Verlag Herne 2019, ISBN 978-3-944487-63-2. S. 89,138.
Weblinks
Einzelnachweise
- Karsten Brüggemann, Ralph Tuchtenhagen: Tallinn. Böhlau Verlag, Köln / Weimar 2011, S. 171
- Paul Bushkovitch: Peter the Great: The Struggle for Power, 1671–1725, Cambridge University Press, 2001, S. 227