Champ (Seeungeheuer)
Champ ist die Bezeichnung eines angeblich im US-amerikanisch-kanadischen See Lake Champlain lebenden Seeungeheuers bzw. Kryptiden.
Beschreibung
„Champ“ wird meistens als ein circa sechs Meter langer Plesiosaurier, oder als eine Art Seeschlange beschrieben.
Sichtungen
Die erste bezeugte Sichtung eines mehrere Meter großen Tieres, das im See lebe, stammt aus dem Jahre 1609. Seither wurden schätzungsweise 300 Sichtungen gemeldet. In einigen Fällen stellte sich „Champ“ als ein großer Wels heraus.
Einige der wichtigsten Sichtungen:
- 1609 konnte der französische Entdecker Samuel de Champlain, nach dem das Gewässer benannt ist, angeblich das Wesen beobachten. Der Legende nach beschreibt er es als sechs Meter lange Schlange, dick wie ein Fass, mit dem Kopf eines Pferdes. Tatsächlich jedoch schrieb er in sein Tagebuch lediglich: „Fische gibt es hier in Hülle und Fülle, der größte von ihnen misst fast 3 Meter, mit einer 60 cm langen Schnauze und zwei Reihen scharfer, gefährlicher Zähne, von silbergrauen Schuppen geschützt, die nicht einmal ein Dolch zu durchstoßen in der Lage wäre.“[1]
- 1873 erblickten Bahnarbeiter angeblich in Nähe der nordamerikanischen Stadt Dresden (Bundesstaat New York) den Kopf einer riesigen Seeschlange mit schimmernden Schuppen, der sich aus dem Wasser streckte und die Gruppe beobachtete. In der Folgezeit erzählten zahlreiche Menschen jener Gegend, dass auf dem Grund des Lake Champlain ein Monster lebe.
- Im Juli 1883 behauptete Clinton-County-Sheriff Nathan Mooney, er habe eine sieben bis zehn Meter lange Wasserschlange beobachtet, die ihren schätzungsweise ca. 1,50 Meter langen Hals über der Wasseroberfläche hielt.
- 1945 meldete ein Mann den Fang eines rund einen Meter langen Jungtieres von Champ, das nach Ansicht anderer aber nur ein Salamander war.
- Im Juli 1977 glückte Sandra Mansi die angeblich bisher spektakulärste Sichtung von Champ. Als sie und ihr Ehemann im Lake Champlain etwas zu erkennen glaubten, das wie der Kopf und der Hals eines riesigen Seeungeheuers aussah, machte sie mit ihrer Pocketkamera ein Foto, bevor das rätselhafte Etwas wieder untertauchte. Da sie angab, das Negativ verloren zu haben und nicht zu wissen, an welcher Stelle das Bild entstanden sei, kamen jedoch rasch Zweifel an der Echtheit der Aufnahme auf.
- Am 20. Juli 1985 sichtete Bill Billado in Begleitung nachts eine seltsame Welle zu seiner Rechten, bei ruhiger See, ohne Gischt, die er für „Champ“ hielt.
- 1987 sichtete Christine Auer Hebert nachts am Yachthafen ihrer Familie, nördlich von Burlington, an Land angeblich eine grüne Kreatur, wie sie langsam aus dem Wald in den Schein einer Straßenlaterne kam. Ihre beiden Hunde bellten und sie sah nach. Die Kreatur sah sich um und verschwand in der Dunkelheit. Eine Woche später sah sie – und diesmal auch ihre Mutter – angeblich eine weitere Kreatur, diesmal eine kleinere, braune, wie sie ebenfalls langsam über die Straße schritt. Sie beschrieb den Kopf als den eines Dinosauriers, ähnlich dem eines Plesiosauriers.
- 1997 sichtete Fährenkapitän B.J. Bombard nach eigener Angabe das Wesen, als er von Burlington nach Port Kent fuhr, befand sich etwas auf Kollisionskurs. Er stellte die Fähre quer, um es besser sehen zu können, und stellte fest, dass es sich wie ein U-Boot knapp unter der Wasseroberfläche bewegte und etwa 2 Meter lang war. Seiner Meinung nach war es weder ein Baumstamm, noch bestand es aus verschiedenen Einzelobjekten. Es besaß auch keine Rückenflosse oder Ähnliches.
- Im Juli 2002 ortete die Bioakustikerin Elizabeth von Muggenthaler ein Klicklaut-Echosignal im See, das dem der Killerwale zumindest stark ähnelt, und zeichnete es auf Tonband auf. Es war der einzige Fall, dass man ein solches biologisches Echosignal in einem Süßwassersee fand. Auch die Echtheit und Aussagekraft dieser Aufnahme wird allerdings von Forschern bezweifelt.
Urgeschichte des Sees
Geologen wie Steven Bright zufolge bedeckte die Gegend von Lake Champlain einst ein größeres Meergewässer, das sogenannte Meer von Champlain. Es soll vor etwa 11.000 bis 9.000 Jahren existiert haben, etwa 2.000 bis 2.500 Jahre lang. Nach Ellen Marsden, Biologin der University of Vermont, war es damaligen Meerestieren möglich, den heutigen See zu erreichen; sie wurden beim Verschwinden der Meeresverbindung im Lake Champlain vom Meer abgeschnitten. Entweder passten sie sich an das Süßwasser an oder starben. Meeresfische wie der Stör und der Atlantische Lachs sind im Lake Champlain darauf zurückzuführen.
Legenden der Ureinwohner
Die Irokesen und die Abenaki leben an den Ufern des Sees und erzählen von der Legende eines solchen Seeungeheuers. Die Abenaki nennen ihn Tatoskok. Ein weiterer indianischer Name des Wesens ist Chaousarou.[1]
Naturschutz
Champ wurde 1982 vom Repräsentantenhaus Vermonts und dem Senat von New York auf die Liste der gefährdeten Tierarten gesetzt, dadurch würde ein unbekanntes Tier, welches im Lake Champlain gefunden wird, sofort unter Artenschutz fallen.
Literatur
- Harald Gebhardt, Mario Ludwig: Von Drachen, Yetis und Vampiren – Fabeltieren auf der Spur. BLV-Verlag, München 2005, ISBN 3-405-16679-9
- Ernst Probst: Seeungeheuer – 100 Monster von A bis Z. GRIN-Verlag, München 2013, ISBN 978-3-656-50349-1.
- Benjamin Radford, Joe Nickell: Lake Monster Mysteries: Investigating the World's Most Elusive Creatures. University of Kentucky Press, Louisville 2006, ISBN 978-0813123943. (Grundlegende wissenschaftliche Studie, die unter anderem den Fall "Champ" untersucht und hier wie in anderen Fällen keine belastbaren Beweise für die Existenz von Seeungeheuern identifizieren kann.)
Weblinks
Einzelnachweise
- Champ History - From Ancient Times (Memento vom 15. Februar 2008 im Internet Archive).