Censored 11
Die Censored 11 sind elf in den 1930er und 40er Jahren entstandene Zeichentrickfilme der Warner-Bros.-Serien Looney Tunes und Merrie Melodies, die 1968 von United Artists aufgrund einer Selbstzensur aus dem Programm genommen und nicht mehr gezeigt wurden. Der Grund dafür waren latent rassistische Inhalte, die zu zeigen in den späten 1960er Jahren nicht mehr als politisch korrekt angesehen wurde (siehe auch Bürgerrechtsbewegung).
Hintergrund
Viele Filme aus der Frühzeit der Trickfilmentwicklung, in denen Rassismus in irgendeiner Form auftauchte (z. B. dass sich das Gesicht einer Figur nach einer Explosion schwarz färbt, manchmal sogar mit geschwollener Lippe), wurden einfach um diese kurzen Szenen geschnitten. Bei den Censored 11 bildet Rassismus allerdings die Grundlage der jeweiligen Cartoons, sodass man diese unmöglich hätte schneiden können.
Die Censored 11 sind folgende Filme:
- Hittin’ the Trail for Hallelujah Land (1931)
- Sunday Go to Meetin’ Time (1936)
- Clean Pastures (1937)
- Uncle Tom’s Bungalow (1937)
- Jungle Jitters (1938)
- The Isle of Pingo Pongo (1938)
- All This and Rabbit Stew (1941)
- Coal Black and De Sebben Dwarfs (1943)
- Tin Pan Alley Cats (1943)
- Angel Puss (1944)
- Goldilocks and the Jivin’ Bears (1944)
Es sind allerdings inzwischen einige Zweifel am Rassismus einiger dieser Zeichentrickfilme aufgekommen, so zum Beispiel bei Coal Black and de Sebben Dwarfs. Regisseur Bob Clampett hatte angeblich nur ein paar Jazzmusiker karikiert, mit denen er im realen Leben befreundet war.
Im deutschen Fernsehen wurden zumindest einige der Censored 11 in den 1990er-Jahren noch gesendet, u. a. Goldilocks and the Jivin’ Bears und Jungle Jitters im Kinderprogramm der ARD und Hittin’ the Trail for Hallelujah Land auf ARTE.
Die Filmrechte
Die Rechte an den Trickfilmen wurden von der produzierenden Warner Bros. im Jahr 1956 an die Associated Artists Productions verkauft und sind 1958 in den Besitz des United Artists Tochterunternehmens United Artists Television übergangen. Nach der Übernahme der United Artists 1981 durch Kirk Kerkorians Metro-Goldwyn-Mayer besaß diese die Rechte an den Trickfilmen.
Als Ted Turner sich 1986 die Rechte an allen Warner-Bros.-Zeichentrickfilme von vor 1948 durch den Kauf der Metro-Goldwyn-Mayer sicherte, versprach er, dass er keinen der Censored 11 jemals zeigen oder veröffentlichen würde. Dieses Versprechen hat er gehalten. Als Time Warner 1996 mit Turners Turner Broadcasting System (TBS) fusionierte und Warner Bros. sich damit faktisch die Rechte zurückholte, waren sie immer noch offiziell seit 1968 ungezeigt.
Drei der elf Filme (Hittin’ the Trail to Hallelujah Land, Jungle Jitters und der Bugs-Bunny-Trickfilm All This and Rabbit Stew) sind allerdings nach amerikanischem Recht Public Domain und wurden daher öfters legal unlizenziert von kleineren Firmen auf Video und DVD veröffentlicht. Zudem existieren illegale Bootlegs der restlichen Censored 11.
Andere „zensierte“ Filme
Inzwischen sind auch einige andere Warner-Bros.-Zeichentrickfilme aus dem amerikanischen Fernsehen verschwunden, in denen man Rassismus vermuten könnte, z. B. die „Inki“-Zeichentrickfilme von Chuck Jones und einige Trickfilme aus dem Zweiten Weltkrieg, in denen Deutsche (Herr Meets Hare) oder Japaner (Bugs Bunny Nips the Nips) negativ dargestellt werden.
Auch andere Trickfilmstudios haben einige ihrer Trickfilme auf ihre Schwarze Liste gesetzt, MGM beispielsweise zwei Trickfilme von Tex Avery (Uncle Tom’s Cabana und Little Pygmy).
Weblinks
- Geister aus dem Giftschrank- Bericht auf einestages, Spiegel-online