Cenk Uygur
Cenk Kadir Uygur (* 21. März 1970 in Istanbul) ist ein türkischstämmiger US-amerikanischer Radio- und Internetmoderator, politischer Aktivist und Politiker.[1] Er wurde bekannt als Mitbegründer und Hauptmoderator der webbasierten News-Talkshow The Young Turks.
Leben
Uygur wurde in der Türkei geboren und wuchs dort bis zu seinem achten Lebensjahr auf, als seine Familie in die USA übersiedelte und sich in New Jersey niederließ. Später besuchte er die East Brunswick High School und studierte Management an der Wharton School der University of Pennsylvania ("Penn") und Rechtswissenschaft an der Columbia Law School. An der Penn spielte er Rugby unter anderem mit Greg Lippmann, der eine zentrale Rolle in den Monaten vor der Weltfinanzkrise spielte.[2]
Danach arbeitete er für einige Zeit für eine New Yorker Anwaltskanzlei, begann aber schon bald, sich als Radiomoderator und -kommentator bei einem Lokalsender in Miami zu betätigen. Zu dieser Zeit freundete er sich mit dem Moderator Ben Mankiewicz an. Nachdem seine Sendung abgesetzt worden war, suchte Uygur sich Arbeit als Autor für das Fernsehen in Los Angeles.
Im Februar 2002 entschied er, eine eigene Talkshow zu gründen und über einen Offenen Kanal zu senden; er nannte sie The Young Turks, ein Name, den er schon zuvor für eigene Projekte benutzt hatte. Für die neue Sendung engagierte er Mankiewicz, seinen Jugendfreund David Koller und Jill Pike. Zudem wurden mehrere Praktikanten engagiert, von denen einige später fest angestellt wurden. Seit Dezember 2011 wurde TYT auch über den von Al Gore gegründeten Sender Current TV verbreitet, Uygur und sein Team verließen den Sender jedoch 2013, nachdem er von Al Jazeera aufgekauft wurde, um ihre Arbeit in einem eigenen Studio fortzusetzen. Uygur ist auch als Gastkommentator für MSNBC und die Huffington Post tätig.
Kontroversen zu früheren Äußerungen
2012 geriet er in die Kritik, weil er in früheren Veröffentlichungen aus den Jahren 1991 und 1999 den türkischen Völkermord an den Armeniern geleugnet hatte.[3][4][5] Später gab er an, dass er damals nicht genug über das Thema gewusst habe und widerrief seine frühere Aussagen[6] und erkannte den Völkermord voll an.[7] 2018 äußerte Ana Kasparian sich dazu in ihrer YouTube-TV-Sendung NoFilter[8] und nahm dabei Bezug auf eine kürzlich vorher ausgestrahlte Episode[9] von The Young Turks. Die Vorwürfe, den Völkermord immer noch zu verneinen, entkräftete er in der Folge mehrere weitere Male.[10][11]
2017 geriet Uygur erneut in die Kritik wegen drastischer und abwertender Aussagen über Frauen, die er bis 2004 in seinem damaligen Blog getätigt hatte. Uygur distanzierte sich von seinen früheren Aussagen und bat um Entschuldigung.[12]
Politische Karriere
Uygur unterstützte den progressiven US-Präsidentschaftskandidaten Bernie Sanders und trat 2016 bei mehreren von dessen Wahlkampfveranstaltungen auf.[13] Uygur ist einer der Gründer von Justice Democrats und von Wolf PAC, einem überparteilichen Political Action Committee, das versucht eine Änderung der Verfassung zu erreichen, um Großspenden von Unternehmen und Unternehmern an Kandidaten und Parteien zu unterbinden.
Am 12. November 2019 sprach er sich für Bernie Sanders als Präsidentschaftskandidat der Demokraten bei den Wahlen 2020 aus („Endorsement“).[14] Er verkündete zwei Tage später, am 14. November 2019, selber im 25. Kongressbezirk von Kalifornien für das Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten kandidieren zu wollen.[15] In diesem Bezirk fanden am 5. März offene Vorwahlen für eine außerordentliche und eine reguläre Wahl statt. Für seine Kandidatur bekam er Endorsements unter anderem von Bernie Sanders[16], Andrew Yang[17], drei weiteren demokratischen Präsidentschaftskandidaten[18][19][20], dem Abgeordneten Ro Khanna[21], seinen Mitarbeitern Ana Kasparian[22], John Iadarola[23], Emma Vigeland[24], dem politischen Kommentator Kyle Kulinski[25], dem Schauspieler John Cusack[26] und vielen anderen Prominenten. Nach Kritik an früheren Äußerungen Uygurs gab er am 13. Dezember 2019 bekannt, keine Endorsements zu akzeptieren, wonach Sanders und Khanna ihre zurückzogen.[27]
Nach Verkündigung seiner Kandidatur wurde Uygur von Accounts in sozialen Medien und von der Presse wegen kontroverser Äußerungen angegriffen. So wurde von der New York Times behauptet, er habe den US-Neonazi David Duke zugestanden, kein Rassist zu sein. Uygur gab dazu an, er habe Duke während eines einstündigen Interviews mehrmals als Antisemiten und Rassisten bezeichnet und das Interview sarkastisch abgeschlossen.[28] Die New York Times korrigierte sich danach.[29][30] Außerdem wurde kritisiert, dass er 2016 das männliche Fußballteam der Universität von Harvard verteidigt hatte, nachdem bekannte wurde, das seine Mitglieder die Attraktivität von Frauen auf einer Skala von 1 bis 10 bewertet hatten. Uygur sagte, er wolle nicht die privaten Kommentare der Männer kontrollieren.[27]
Am Wahltag bekam Uygur in beiden Wahlen den vierten Platz und blieb damit weit vom Einzug in die Stichwahlen entfernt.[31] Am Folgetag bedankte er sich bei seinen Unterstützern.[32]
Privatleben
Uygur stammt aus einer sunnitischen Familie, beschreibt sich selbst aber als Agnostiker.[33] Er ist mit der Familientherapeutin Wendy Lang Uygur verheiratet, mit der er einen 2010 geborenen Sohn und eine 2012 geborene Tochter hat.
Rezeption
Im US-Film Mad As Hell (2014) dokumentiert Andrew Napier das Leben des Moderators.
Einzelnachweise
- About Cenk. Abgerufen am 15. November 2019 (amerikanisches Englisch).
- The Big Short - Cenk Uygur Classic Movie Review. Abgerufen am 13. Dezember 2019 (deutsch, Bei ca. 11:17).
- Armenians protest Uygur talk at Democratic Convention Asbarez.com, 15. Februar 2012
- Historical Fact or Falsehood? (Memento vom 20. Juni 2012 auf WebCite) Cenk Uygur, 20. November 1991
- Chris Shea: Letters to the Editor – Turko-Armenian war brews in the Ivory Tower. (Nicht mehr online verfügbar.) In: salon.com. 6. September 1999, archiviert vom Original am 1. September 1999; abgerufen am 14. Januar 2015 (englisch).
- Rescinding Daily Pennsylvanian Article - TYT Network. (Nicht mehr online verfügbar.) 13. September 2016, archiviert vom Original am 13. September 2016; abgerufen am 13. Mai 2017. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Myanmar's Muslim Genocide. Abgerufen am 23. November 2019 (deutsch).
- Playboy Targets Ana, She Fights Back! Abgerufen am 15. November 2019 (deutsch).
- Myanmar's Muslim Genocide. Abgerufen am 15. November 2019 (deutsch).
- TYT Conspiracy Theories Debunked. Abgerufen am 15. November 2019 (deutsch).
- TYT LIVE: Ana Kasparian interviews Congressional Candidate Cenk Uygur. Abgerufen am 15. November 2019 (deutsch).
- ‘Young Turks’ Founder Cenk Uygur Apologizes for ‘Ugly,’ ‘Insensitive’ Old Blog Posts. The wrap, 21. Dezember 2017
- Why The Young Turks, and their viewers, love Bernie Sanders. Abgerufen am 13. Mai 2017.
- Cenk Uygur Endorses Bernie Sanders For President. Abgerufen am 15. November 2019.
- Cenk Uygur for U.S. Congress | CA-25 | 2020. Abgerufen am 15. November 2019 (amerikanisches Englisch).
- Cenk Uygur: .@BernieSanders endorses Cenk Uygur for Congress in #CA25. Statement: "I’m endorsing Cenk because I know he will serve ordinary people, not powerful special interests. He is a voice that we desperately need in Congress & will be a great representative for CA-25 and the country." Twitter, 12. Dezember 2019, abgerufen am 13. Dezember 2019 (englisch).
- Andrew Yang: I like Cenk and would enjoy passing laws with him in DC. https://twitter.com/cenkuygur/status/1195153486247161856 … In: @AndrewYang. 14. November 2019, abgerufen am 13. Dezember 2019 (englisch).
- Ben Gleib: Wow this is amazing news. @cenkuygur is a very good-hearted, smart, passionate, caring, progressive human and would fight hard to make life better for everyday Americans. He has my support. I donated and hope you do too.https://twitter.com/cenkuygur/status/1195153486247161856 … In: @bengleib. 14. November 2019, abgerufen am 13. Dezember 2019 (englisch).
- Joe Sestak: I enjoyed being on with @cenkuygur on @TheYoungTurks, and wish him well in his House run!https://twitter.com/cenkuygur/status/1195153486247161856 … In: @JoeSestak. 15. November 2019, abgerufen am 13. Dezember 2019 (englisch).
- Marianne Williamson auf Instagram: „Cenk Uygur is running for Katie Hill’s old Congressional seat in California. I was sorry to see Katie go, and the conditions of her leaving…“ Abgerufen am 13. Dezember 2019.
- Ro Khanna: It’s exciting that a Justice Dem founder and leading national progressive leader @cenkuygur may be the next Congressman from California CD25. He will have my support if he jumps in. @KyleKulinski @justicedems @_waleedshahid @AOC. In: @RoKhanna. 13. November 2019, abgerufen am 13. Dezember 2019 (englisch).
- Ana Kasparian: ...so while his political rivals try to smear him, try to get a sense of who he really is from the women who know him. He’d be an amazing Congressman. #ca25. In: @AnaKasparian. 23. November 2019, abgerufen am 13. Dezember 2019 (englisch).
- John Iadarola: By the way, @cenkuygur is about to run a historic campaign, unlike anything you've ever seen before in American politics. In: @johniadarola. 14. November 2019, abgerufen am 13. Dezember 2019 (englisch).
- Cenk Uygur Announces Congressional Bid. Abgerufen am 13. Dezember 2019 (deutsch).
- Cenk Uygur Might Run For Congress. Abgerufen am 13. Dezember 2019 (deutsch).
- John Cusack: I support Cenk. In: @johncusack. 14. November 2019, abgerufen am 13. Dezember 2019 (englisch).
- Michael Finnegan: Bernie Sanders retracts endorsement of Californian who defends crude sex ratings of women. In: Los Angeles Times. 13. Dezember 2019, abgerufen am 19. März 2020 (englisch).
- Joseph Wulfsohn: Cenk Uygyr slams 'unconscionable' NY Times report suggesting he defended David Duke, calling it a 'lie'. 16. Dezember 2019, abgerufen am 17. Dezember 2019 (amerikanisches Englisch).
- Jennifer Medina: Bernie Sanders Retracts Endorsement of Cenk Uygur After Criticism. In: The New York Times. 13. Dezember 2019, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 17. Dezember 2019]).
- Joseph Wulfsohn: New York Times issues correction after suggesting Cenk Uygur defended David Duke. 16. Dezember 2019, abgerufen am 17. Dezember 2019 (amerikanisches Englisch).
- 'The Young Turks' Founder Cenk Uygur Loses Bid for Katie Hill's Congressional Seat. In: TheWrap. 4. März 2020, abgerufen am 5. März 2020 (amerikanisches Englisch).
- Cenk Uygur: I want to thank all of my wonderful supporters. The staff was amazing & I'll cherish the time we spent together. The volunteers were legends. I'll tell of their stories for years to come. I'm sorry I didn't do better for you guys but your hopeful hearts will change this country! In: @cenkuygur. 4. März 2020, abgerufen am 5. März 2020 (englisch).
- Six Degrees of Barack Obama. The Huffington Post, 29. April 2008