Cem-Ali Gültekin
Cem Ali Gültekin (* 1981 in Hamburg) ist ein deutscher Schauspieler, Comedian, Moderator, Autor, Produzent und Unternehmer. Er ist Inhaber und Geschäftsführer der CEMYAS Filmproduktion sowie der JWH Entertainment GmbH, einer Eventagentur, die unter anderem deutschlandweit die ComedyTour betreibt.
Leben und Werdegang
Cem Ali Gültekin ist als Sohn einer Arbeiterfamilie in Hamburg-Wandsbek geboren und aufgewachsen. Seine Eltern sind türkisch-syrischer Abstammung. Gültekin wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf und besuchte die Gesamtschule in Hamburg-Steilshoop. Nach dem Abbruch der Höheren Handelsschule arbeitete er in verschiedenen Bereichen, bevor er 2002 eine Ausbildung zum Medienkaufmann begann und sich dort auf den Bereich Film spezialisierte. Innerhalb dieser Ausbildung machte er ein Praktikum bei Extra Faces, einer Agentur für Komparsen und Kleindarsteller. Hier sammelte er bereits erste Erfahrungen vor der Kamera, u. a. in der ARD-Serie Der Dicke.
Nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung 2004 entschloss er sich, Schauspieler zu werden. Er studierte von 2005 bis 2008 an der Schule für Schauspiel Hamburg[1] und war schon während der Ausbildung in diversen Theater- und Filmproduktionen tätig. 2008 schloss Gültekin die Ausbildung mit Auszeichnung ab und widmete sich voll und ganz dem Beruf des Schauspielers. Entgegen allen Ratschlägen, er müsse sich zwischen einer Karriere bei Film und Fernsehen oder im Theaterbereich entscheiden, entschloss er sich, beide Karrieren zu verfolgen. Hinzu kam eine Karriere im Comedybereich. Das Theaterspielen konnte er ab 2014 nach diversen Inszenierungen an unterschiedlichsten Theatern in Deutschland, Österreich und der Schweiz aus zeitlichen Gründen nicht weiterverfolgen.
Im April 2021 beteiligte er sich zusammen mit rund 50 weiteren Schauspielerinnen und Schauspielern an der Initiative #allesdichtmachen.
Film- und Fernsehkarriere
Im Film- und Fernsehbereich ist Gültekin bis heute sehr aktiv, sodass er in den letzten Jahren mit zahlreichen Regisseuren gearbeitet hat. 2013 spielte er in der ZDF-Krimiserie Notruf Hafenkante mit und arbeitete dort mit Regisseur Sebastian Marka zusammen. Nach dieser Zusammenarbeit besetzte Marka Gültekin für vier weitere seiner Regiearbeiten beim Tatort: 2015 Das Haus am Ende der Straße, welcher der letzte mit Joachim Krol als Kommissar war, ebenso 2015 Hinter dem Spiegel zusammen mit Margarita Broich und Wolfram Koch, 2016 dann Die Wahrheit, der für den Grimme-Preis nominiert wurde, sowie 2019 den Bayreuther Tatort Ein Tag wie jeder andere. 2017 spielte er auch die Episoden-Hauptrolle im Tatort – Zorn Gottes unter der Regie von Özgür Yildirim.[2][3][4]
Neben Episodenrollen bei Die Pfefferkörner und Großstadtrevier ist er seit 2014 in der Donnerstagabend-Krimireihe Nord bei Nordwest in der ARD mit seiner durchgehenden Rolle als Mehmet Ösker zu sehen. An der Seite von Hinnerk Schönemann, Marleen Lohse und Henny Reents spielt er den liebevoll Verrückten aus Schwanitz. Für diese Rolle wurde Cem Ali Gültekin 2018 für den Deutschen Schauspielpreis[5] und 2019 in der Rubrik „Heimatfilm“ für die Goldene Kamera[6] nominiert.
Nach einem Auftritt beim NDR Comedy Contest 2012 wurde er vom NDR eingeladen, ein Teil der Satire-Sendung Extra 3 zu werden. Dort ist er seitdem vielen als Straßenreporter „Rollo“ bekannt, der die Bürger zu politischen Themen befragt. Aus diesem Format entstand 2019 auch die Late Night Show Extra 3 Night Live, bei welcher Gültekin neben Petra Nadolny, Max Giermann, Linda Zervakis und u. a. zum Hauptcast gehörte.
In der Pro7/Maxdome-Serie Jerks spielte er 2017 an der Seite von Christian Ulmen und Fahri Yardim eine Episodenrolle in der Folge Merhaba.
2018 war er in dm Gangsterdrama 4Blocks an der Seite von Kida Khodr Ramadan unter der Regie von Oliver Hirschbiegel zu sehen. Hier spielte er zusammen mit Neil Malik Abdullah, mit dem er auch die Schauspielschule besuchte. Im selben Jahr war er außerdem Teil der ZDF-Satire-Sendung Danke Deutschland unter der Regie von Holger Schmidt. Mit diesem arbeitete er von 2015 bis 2016 in der ZDF-Vorabendserie Sibel & Max, in der er 24 Folgen an der Seite von Idil Üner spielte, zusammen. Ebenso produzierte Gültekin in diesem Jahr mit seiner Produktionsfirma CEMYAS Film seinen ersten Kinofilm Subject, der voraussichtlich ab 2021 zu sehen sein wird. Hierbei handelt es sich um einen Horror-Psycho-Thriller unter der Regie von Tom Bewilogua und mit Gültekin selbst in der Hauptrolle.
2019 war Gültekin u. a. in dem ARD-Spielfilm Risiko Pille unter Regie von Isa Prahl zu sehen. Außerdem moderierte er zusammen mit der Schauspielerin Nadine Heidenreich den Deutschen Schauspielpreis im Berliner Zoopalast.[7]
Auf Youtube ist er seit 2019 Teil der satirischen Web-Serie Jihadi Fool. Hier hat er mit Bombenstimmung mit Bashka eine eigene Figur sowie Rubrik.[8][9][10]
Comedy-Tour
Seit 2007 moderiert Gültekin die ComedyTour, eine Bustour, die Sightseeing mit Comedy verbindet. Anfangs nur mit vereinzelten Touren in Hamburg, bespielt die ComedyTour inzwischen alle großen Städte in Deutschland. In Hamburg gibt es seit 2012 auch das ComedyBoot, eine Hafenrundfahrt, gepaart mit Comedy. Im weiteren Sinne versteht Gültekin die ComedyTour außerdem als eine Möglichkeit, Künstler deutschlandweit zusammenzuführen und gemeinsam Projekte zu realisieren. Außerdem sind eine Webserie, ein Sketchformat und eine Mockumentary über die ComedyTour in Planung und Vorbereitung. Die ComedyTour gehört zur Kreativ-Eventagentur JWH Entertainment, deren alleiniger Inhaber und Geschäftsführer Gültekin seit 2018 ist. Mit über 50.000 Showgästen pro Jahr ist diese Agentur inzwischen einer der größten Comedy-Anbieter Deutschlands. Zu ihr gehört auch die Schule für Comedy, in der Gültekin mit seinem Team seit 2014 erfolgreich Nachwuchskünstler das Handwerk der Komik lehrt.[11]
Filmografie (Auswahl)
- 2009: Scissu (Kurzfilm, Regie: Tom Bewilogua)
- 2011: 1000 Gramm (Kurzfilm, Regie: Tom Bewilogua)
- 2014: Die Pfefferkörner (Fernsehserie, 2 Folgen)
- 2014: Großstadtrevier (Fernsehserie, 2 Folgen)
- seit 2014: Nord bei Nordwest (Fernsehreihe)
- 2014: Käpt’n Hook
- 2015: Der wilde Sven
- 2017: Estonia
- 2017: Der Transport
- 2018: Sandy
- 2018: Waidmannsheil
- 2019: Gold!
- 2019: Frau Irmler
- 2020: Dinge des Lebens
- 2020: Ein Killer und ein Halber
- 2020: In eigener Sache
- 2021: Der Anschlag
- 2021: Conny & Maik
- 2021: Im Namen des Vaters
- 2021: Ho Ho Ho!
- 2022: Der Andy von nebenan
- 2022: Der Ring
- 2022: Wilde Hunde
- 2015–2016: Sibel & Max (Fernsehserie, 16 Folgen)
- 2015: Notruf Hafenkante (Fernsehserie, Folge Vergessene Wahrheit)
- 2015: Tatort: Das Haus am Ende der Straße
- 2015: Tatort: Borowski und die Kinder von Gaarden
- 2015: Tatort: Hinter dem Spiegel
- 2016: Tatort: Zorn Gottes
- 2016: Tatort: Die Wahrheit
- 2017: Jerks. (Fernsehserie, Folge Merhaba)
- 2018: 4 Blocks (Fernsehserie, 2 Folgen)
- 2019: Tatort: Ein Tag wie jeder andere
- 2019: Danke, Deutschland!
- 2019: Um Himmels Willen (Folge Torschusspanik)
- 2019: Morden im Norden (Fernsehserie, Folge Leonies letzter Abend)
- 2019: Was wir wussten – Risiko Pille
- 2020: Pohlmann und die Zeit der Wünsche (Fernsehfilm)
- 2021: Bettys Diagnose (Fernsehserie, Folge Beziehung mit Hindernissen)
Theater (Auswahl)
- 2007: Pippi Langstrumpf – Blohm und Klang; Regie: Dagmar Leding; Theater: St. Pauli Theater
- 2008: Bordello Mondo – Karl; Regie: Karl Wokalek; Theater: Monsun-Theater
- 2008: Cyrano de Bergerac – Cyrano; Regie: Michael Bandt; Theater: Winterhuder Fährhaus
- 2008: Urmel aus dem Eis – Ping Pinguin; Regie: Dagmar Leding; St. Pauli Theater
- 2009: Zwerg Nase – Jakob; Regie: Michael Bandt; Theater: Mecklenburgisches Landestheater Parchim
- 2010: Das Sams – Sams; Regie: Dagmar Leding; Theater: Meerkabarett Sylt
- 2014: Bühne Frei – Conferencier; Regie: Jan Oberndorff; Theater: Altonaer Theater
- 2014: Türkei Begegnungen – Conferencier; Regie: Cem-Ali Gültekin; Theater: Staatstheater Oldenburg
- Seit 2007: Comedy Tour; Regie: Cem-Ali Gültekin; Stand-Up Comedy Programme deutschlandweit
Auszeichnungen
- 2017: Grimme-Preis mit Tatort: Die Wahrheit in der Kategorie Fiktion. (Nominierung)
- 2018: Deutscher Schauspielpreis mit der Krimi-Reihe Nord bei Nordwest in der Kategorie Starker Auftritt. (Nominierung)
- 2019: Goldene Kamera mit Nord bei Nordwest als Bester Heimatfilm. (Nominierung)
Weblinks
- Webpräsenz
- Cem-Ali Gültekin in der Internet Movie Database (englisch)
- Cem-Ali Gültekin bei filmportal.de
- Cem-Ali Gültekin bei schauspielervideos.de
- Homepage von JWH-Entertaiment
- Homepage der Comedy Tour
- Homepage vom Comedy Boot
- Homepage der Schule für Comedy
Einzelnachweise
- Cem-Ali Gültekin bei crew united, abgerufen am 30. September 2021
- Bernd Peters: Cem-Ali Gültekin: Der „Tatort“-Terrorist macht sonst Comedy. In: express.de. 20. März 2016, abgerufen am 7. Februar 2020.
- Cem-Ali Gültekin | So lustig ist der „Tatort“-Terrorist in Wahrheit. Abgerufen am 7. Februar 2020.
- Gespräch mit Cem-Ali Gültekin – Tatort. In: Das Erste. Abgerufen am 7. Februar 2020.
- Deutscher Schauspielpreis 2018: Die Nominierten. Steinbrennermueller, 15. Juni 2018, abgerufen am 7. Februar 2020.
- Goldene Kamera 2019: Das sind die Nominierten. In: Promipool.de. 25. März 2019, abgerufen am 7. Februar 2020.
- Annika Schönstädt: Deutscher Schauspielpreis: So stimmen Promis sich auf die Verleihung ein. In: Morgenpost. 31. August 2019, abgerufen am 7. Februar 2020.
- Moritz Baumstieger: Der Dschihadist als Lachnummer. Abgerufen am 7. Februar 2020.
- Reiner Burger: Verfassungsschutz bei Youtube: Humor gegen Dschihadismus. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 7. Februar 2020]).
- Deutschland bekämpft Salafisten mit Youtube-Satire. Deutsche Welle, 25. August 2019, abgerufen am 7. Februar 2020.
- Comedy-Schule – Ein Lehrer zum Lachen. Abgerufen am 7. Februar 2020.