Carl Walther Meyer

Carl Walther Meyer (* 1. Februar 1898 i​n Dresden; † 12. März 1985 i​n Waldkirch) w​ar ein deutscher Schauspieler u​nd Cutter.

Leben

Meyer, e​in Sohn d​es Urologen Curt Richard Meyer u​nd seiner Frau Margarethe, geb. Hänisch,[1] b​rach sein Medizinstudium a​n der Universität Göttingen n​ach einem Jahr a​b und n​ahm stattdessen Schauspielunterricht b​ei Erich Ponto. 1922 debütierte e​r am Gothaer Stadttheater. Danach g​ing er n​ach München a​n das Staatstheater. Zu seinen Hauptrollen gehörten d​er August Keil i​n Rose Bernd u​nd Titus i​n Alles u​m Geld v​on Herbert Eulenberg.[2]

Später wirkte Meyer überwiegend a​ls Schauspieler i​n Stummfilmen. Seine e​rste Rolle b​ekam er i​n dem dänischen Stummfilm Praesidenten (Der Präsident), d​en Carl Theodor Dreyer 1919 inszenierte. Häufig spielte e​r militärische Chargenrollen. 1926 heiratete e​r die Fotografin Hilde Kupfer. Im Jahr darauf übernahm e​r die Titelrolle i​n Richthofen, d​er rote Ritter d​er Luft. Zu Beginn d​er Tonfilmzeit t​rat er i​n einer frühen Edgar-Wallace-Verfilmung, Karel Lamačs Der Hexer v​on 1932, a​n der Seite v​on Maria Matray u​nd Fritz Rasp i​n Erscheinung;[3] danach spielte e​r nur n​och in Nebenrollen.

Gegen Ende seiner Schauspielkarriere w​ar Meyer bereits parallel a​ls Cutter tätig u​nd verlegte s​ich nach 1936 vollständig a​uf dieses Metier. Ab d​en späten 1930er-Jahren w​ar er Leiter d​er Synchronisierungsabteilung b​ei der Ufa-Tonwoche u​nd ab 1940 b​ei deren Nachfolgeformat Die Deutsche Wochenschau, w​o er maßgeblich für d​ie musikalische Ausgestaltung d​er wöchentlichen Kriegsberichte Verantwortung trug. Im Sommer 1944 w​urde er z​um Militärdienst einberufen u​nd kam später i​n sowjetische Kriegsgefangenschaft i​m ehemaligen KZ u​nd nunmehrigen Internierungslager Auschwitz. Zwischen 1945 u​nd 1949 w​urde er d​er Entnazifizierung unterzogen,[4] sodass i​hm die Ausübung seines Berufes während dieser Zeit untersagt war.

1949 w​ar er nochmals a​ls Schauspieler a​m Kleist-Theater Frankfurt (Oder) engagiert,[5] wechselte a​ber 1950 wiederum a​ls Cutter z​ur soeben etablierten Neuen Deutschen Wochenschau. Dort w​ar er für d​ie Musikunterlegung a​ller Wochenschauen zuständig u​nd baute e​in umfangreiches Ton- u​nd Musikarchiv auf. Nach seiner Pensionierung 1967 z​og er m​it seiner Frau n​ach Krumpendorf a​m Wörthersee u​nd 1980 schließlich n​ach Waldkirch i​m Schwarzwald. Im dortigen Bruder-Klaus-Krankenhaus s​tarb Carl Walther Meyer 1985 i​m Alter v​on 87 Jahren.[6]

Er w​ar der Großonkel d​es Produzenten Rik Walters.

Filmografie

Stummfilme

Tonfilme

  • 1930: Besuch um Mitternacht. Das Nachtgespenst von Berlin (Kurzfilm, 29 Min.)
  • 1930: Mach’ mir die Welt zum Paradies
  • 1931: Kadetten
  • 1931: Schön ist die Manöverzeit
  • 1931: Die Mutter der Kompagnie
  • 1931: Stürmisch die Nacht
  • 1931: Der Tanzhusar
  • 1931: Liebeslied
  • 1932: Streichquartett (Kurzfilm)[15]
  • 1932: Paprika
  • 1932: Der Knalleffekt (Kurzfilm)
  • 1932: Eine von uns
  • 1932: Der Hexer[16]
  • 1933: Das verliebte Hotel
  • 1933: Fräulein Hoffmanns Erzählungen[17]
  • 1934: Polarstürme
  • 1934: Die Czardasfürstin
  • 1934: Zwei Genies (Kurzfilm)
  • 1934: Ferien vom Ich
  • 1934: Schwarzer Jäger Johanna
  • 1934: Heinz im Mond
  • 1934: Musik im Blut
  • 1935: Regine
  • 1935: Winternachtstraum
  • 1935: Petersburger Nächte. Walzer an der Newa
  • 1936: Der Favorit der Kaiserin
  • 1936: Der schüchterne Casanova
  • 1936: Paul und Pauline[18]

Literatur

  • Julia Bernhard, Sylvia Rebbelmund, Akademie der Künste (Berlin, Germany). Stiftung Archiv (Hrsg.): O.E. Hasse. Archiv-Blätter, Stiftung Archiv der Akademie der Künste [= Band 3 von Film- und Medienkunst] Verlag: Stiftung Archiv der Akademie der Künste, 2003.
  • Ralf Bülow: Fliegerfilme – Dramen im Doppeldecker. einestages, 6. April 2008.
  • Gero Gandert: 1929 – Der Film der Weimarer Republik. Illustrierte Ausgabe, Walter de Gruyter, Berlin 1993, ISBN 978-3-11-085261-5.
  • Carola Höhn: Fange nie an aufzuhören …: Erinnerungen. Kettermann + Schmidt, Koblenz 2003, ISBN 978-3-934639-01-0, hier S. 152.
  • Ulrich J. Klaus (Hrsg.): Band 2 von Deutsche Tonfilme: Filmlexikon der abendfüllenden deutschen und deutschsprachigen Tonfilme nach ihren deutschen Uraufführungen. Verlag: Klaus-Archiv, Berlin/Berchtesgaden 2006, hier S. 139, 270, 274.
  • Ulrich J. Klaus (Hrsg.): Ergänzungen 1929/30–1945. Band 14 von Deutsche Tonfilme: Filmlexikon der abendfüllenden deutschen und deutschsprachigen Tonfilme nach ihren deutschen Uraufführungen. Klaus-Archiv, Berlin/Berchtesgaden 2006, ISBN 978-3-927352-13-1.
  • Günter Krenn (Hrsg.): Walter Reisch: Film schreiben. Verlag Filmarchiv Austria, Wien 2004, ISBN 978-3-901932-28-1, hier S. 351.
  • Kurt Mühsam, Egon Jacobsohn: Lexikon des Films. Verlag der Lichtbildbühne, Berlin 1926, S. 123 f.
  • Jan Tilman Schwab: Fussball im Film: Lexikon des Fussballfilms. Band 2. Belleville, München 2006, ISBN 978-3-936298-06-2.
  • Erika Wottrich (Hrsg.): M wie Nebenzahl: Nero-Filmproduktion zwischen Europa und Hollywood. Edition Text + Kritik, München 2002, ISBN 978-3-88377-710-8, hier S. 126.

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Stadtarchiv Dresden, Geburtsregister Standesamt Dresden I, Nr. 350/1898 (online auf Ancestry.com, kostenpflichtig).
  2. Wilhelm Kosch: Meyer, Carl Walter. In: Deutsches Theaterlexikon. Band 2, Klagenfurt 1960.
  3. Kritik im Film-Kurier, Nr. 172, 23. Juli 1932; wo er namentlich genannt wird: „Dieses Zwischenspiel zwischen den Fugen und Scharnieren eines vom Guten und Bösen gleicherweise getriebenen Gewissens gelingt dem viel zu wenig beschäftigten Karl Walter Meyer überzeugend.“
  4. Entnazifizierungsakten von Carl Walther Meyer im Bestand des Landesarchivs Berlin.
  5. Deutsches Bühnen-Jahrbuch, Band 58 (1950), S. 144.
  6. Stadtarchiv Waldkirch, Sterberegister Standesamt Waldkirch, Nr. 40/1985.
  7. acinemahistory.com (englisch).
  8. Jll. Film Kurier No. 591 abgeb. bei franklava.de franklava.de.
  9. vgl. Schwab S. 581.
  10. vgl. Bülow 2008: “Richthofen war noch keine zehn Jahre tot, als im November 1927 der Dresdner Schauspieler Carl Walther Meyer in "Richthofen, der rote Ritter der Luft" abhob. Der Film war eine verwickelte Liebes- und Spionagestory, in der der Titelheld nur eine Nebenrolle spielte. […] "Richthofen" lief damals in der Berliner Vorstadt und in der Provinz. Heute ist er verschollen; einige Ausschnitte verwahrt die Bibliothek der University of Texas in Dallas.”; zu dem Film erschien der Jllustrierte Film-Kurier No. 747.
  11. mit Siegfried Arno und Kurt Gerron als Komikerduo Beef & Steak, Premiere Mai 1929, vgl. Gandert 1929, S. 721–723.
  12. Einen „Propagandafilm für Kriegervereine“ nannte den Streifen Kritikerin e.b. [d. i. Erna Büsing] in Der Abend No. 2 vom 2. Januar 1930 ; von Georg Herzberg im Film-Kurier Nr. 3 vom selben Tag wird Meyer namentlich erwähnt: “Sichere, sachliche Spieler wie […] der bärbeißige Kampers, wie Angelo Ferrari, C. W. Meyer und Arthur Duarte u. a. bilden ein gutes Ensemble.”, vgl. Gandert 1929, S. 126–127.
  13. Gandert 1929, S. 174, Wottrich S. 126.
  14. „Ein Soldaten-Film, aufgepulvert durch eine breite Karnevals-Einlage, entsprungen dem Bedürfnis, wieder einmal einen Schlager zu verfilmen“, urteilte die Deutsche Film Zeitung Nr. 11 vom 14. März 1930, und Georg Herzberg im Film-Kurier Nr. 42 vom 16. Februar 1930 meinte nachsichtig “…auch dem übrigen Ensemble, bestehend aus Ressel Orla, Ernst Rückert, Olga Limburg und Carl Walther Meyer tut man […] mit allzu scharfer Kritik sicher Unrecht.” - vgl. Gandert 1929, S. 165–166.
  15. Vorlage war der viel gespielte Bühnensketch von Szöke Szakall nach einer Idee von Karl Farkas.
  16. vgl. Gandert 1929, S. 553; “Seit 1931 entstanden drei erste deutsche Verfilmungen mit Ton, 1931 zunächst „Der Zinker“ unter der Doppelregie von Carl Lamač und Martin „Mac“ Frič, 1932 dann die Adaption „Der Hexer“, ebenfalls von Lamač und Frič, und 1934 "Der Doppelgänger" unter der Regie von E. W. Emo, geborener Emerich Josef Wojtek.”, vgl. Simon Ofenloch bei arte.tv arte.tv (Memento des Originals vom 23. September 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.arte.tv
  17. vgl. Bernhard-Rebbelmund, S. 80.
  18. die Mitwirkung von Meyer ist nur bei IMDb und im Jll. Film-Kurier Nr. 2463 bestätigt, vgl. Ludwig Manfred Lommel-Filmseitelmlommel.de, und wird bei filmportal.de filmportal.de nicht erwähnt; Abb. Jll. Film-Kurier Nr. 2463 bei lmlommel.delmlommel.de.
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