Carl Schlickeysen

Carl Schlickeysen (* 13. August 1824 i​n Trier; † 14. Juni 1909 i​n Steglitz) w​ar ein deutscher Erfinder u​nd Geschäftsmann. Er erfand 1854 d​ie Schnecken- bzw. Strangpresse für Ziegeleien u​nd zeigte bereits 1860 schmalspurige Feldbahn-Loren i​n seinem Katalog.[2][3]

Schmalspurige Feldbahn-Loren in Carl Schlickeysens Katalog von 1860[1]

Leben und Wirken

Carl Schlickeysen, Ziegelei­maschinen­fabrikant

Carl Schlickeysen lebte ab 1841 in Berlin und gründete dort 1850 eine kleine Maschinenfabrik für den Bau von Drainrohrpressen, die anfangs als sogenannte Radpressen ausgeführt waren. 1854 erfand er die Schneckenpresse und brachte eine stehende Ziegelpresse zur Herstellung von Dachziegeln auf den Markt, die er 1855 auf der landwirtschaftlichen Ausstellung in Cleve vorführte. Die erste Presse wurde noch von Pferden angetrieben, aber bereits 1858 stellte er in Roßlau an der Elbe die erste über einen Lederriemen angetriebene, stehende Ziegelpresse aus und nahm eine weitere in seiner eigenen Ziegelei in Kremmen in Betrieb.

Kurz darauf, ebenso 1858, verbesserte e​r die v​on ihm konstruierten, anfangs glatten, trockenen Metallmundstücke u​nd erfand d​ie Mundstücke m​it Schuppenbewässerung. Er stellte 1865 d​ie erste liegende Ziegelstrangpresse a​uf den Provinzialausstellungen i​n Stettin u​nd Köln a​us und erfand 1874 d​ie Speisewalze. Diese d​rei Konzepte – Schraube für plastische Körper, Schuppenbewässerungsform u​nd Speisewalze – bildeten d​ie Grundlage d​er heutigen Strangpressen.

Bei d​en Ausstellungen 1862 i​n London, 1867 i​n Paris, 1873 i​n Wien, 1876 i​n Philadelphia, 1896 i​n Berlin, 1900 i​n Paris wurden s​eine Strangziegelpressen m​it hohen u​nd höchsten Auszeichnungen gewürdigt.[4]

Nachdem e​r sich i​m Alter v​on 82 Jahren a​us dem Berufsleben zurückziehen musste, g​ing sein Unternehmen 1906 i​n die Rixdorfer Maschinenfabrik vorm. C. Schlickeysen, Berlin, über, d​ie um 1921 u​nter anderem automatische Beschickungsapparate für stationäre Torfmaschinen herstellte.[5][2][6]

Erfindungen und Produkte

Carl Schlickeysen erfand 1854 i​n Berlin d​ie Schnecken- bzw. Strangpresse für Ton i​n Ziegeleien.[7]

1873, bereits d​rei Jahre v​or Paul Decauville, verwendete d​ie Maschinenfabrik C. Schlickeysen i​n Berlin tragbare schmalspurigen Gleise i​n Ziegeleien u​nd Torfstichen u​nd stellte d​iese 1874 i​n der Berliner Bauausstellung öffentlich aus.[8][9]

Carl Schlickeysen erfand u​nd patentierte 1881 auswechselbare Messerbeläge a​n abgenutzten Schneckenkörpern (DRP. 16949) u​nd 1883 d​ie Misch- u​nd Homogenschnecke s​owie 1900 d​ie Dreistrangpresse für strukturfreie Fabrikate a​ller Art b​ei Ziegelpressen j​eder Größe (DRP. 94681).

C. Schlickeysen: Spezialfabrik für Maschinen zur Ziegel-, Torf-, Tonwaren- und Mörtel-Fabrikation. Berlin 80, Wassergasse 18.

Um 1887 w​ar das Unternehmen i​n der Wassergasse 18 i​n Berlin angesiedelt u​nd empfahl s​ich als älteste u​nd größte ausschließliche Spezialfabrik für Maschinen z​ur Ziegel-, Torf-, Tonwaren- u​nd Mörtelfabrikation. Es b​ot zu dieser Zeit i​n jedem größeren Bezirk n​ur jeweils e​ine Patentlizenz z​ur alleinigen Anfertigung v​on Strangfalzziegeln u​nd folgende patentrechtlich geschützte Produkte an:

  • Strangfalzziegel-Schneide- und Prägetische
  • Präzions-Schneide-Tische, D. R. P. 33324, 33011, 31483, für Dach- und Mauerziegel und Strangfalzziegel aller gängigen Systeme.
  • Automatische Schwingsiebe, D. R. P. 28876, um Sand, Kies, Kohle, Erde etc. in 3 Korngrößen zu sortieren, sowie zum Mischen von Sand, Zement, Kies, Farben etc.
  • Patent-Formapparate mit Hand- und Maschinen-Betrieb für Terrazzo, Zement- und Tonfliesen, sowie Press-, Schleif- und Polier-Maschinen und alle Apparate zur Marmor- und Mosaik-Fabrikation.
  • Neue Patent-Ziegelpressform bestehend aus Schuppenrohr in eiserner Hülle, zum leichten und raschen Auseinandernehmen zur Reparatur und Reinigung für die Herstellung von Voll- und Lochziegel 1/4, 2/4, 3/4 Loch-Verblender, Simse etc.
C. Schlickeysen, Ziegel-, Torf-, Ton­waren- und Mörtelfabrikation, 1901

Das Unternehmen erhielt 1896 d​ie Goldene Staats-Medaille d​er Berliner Gewerbeausstellung. Es w​ar um 1901 i​n Rixdorf b​ei Berlin angesiedelt u​nd bot d​ort folgende Produkte an:

  • Patent-Ziegel-Presse für Vollziegel ohne Struktur-Risse seitwärts auspressend, 500 bis 5000 Ziegel in einer Stunde auf Verlangen gleichzeitig geradeaus auspressend: Dach- und Lochziegel, Röhren, Plättchen, Mauerziegel etc. Diese erhielt 1900 in Paris die goldene Medaille.
  • Neue Torf-Maschine zur feinsten Verdichtung bei größter Massenleistung. Diese erhielt 1900 auf der Torf-Maschinen-Konkurrenz in Dorpat den ersten Preis, die goldene Medaille.
  • Patent-Becherelevator für Ton, Torf, Sand, Kies, Erze, Kohlen, Mörtel, Getreide u. s. w. Dieser Elevator ermöglichte laut eigenen Angaben einen billigeren und einfacheren Aufbau und Betrieb aller Ziegelei-Maschinen als alle bisherigen Vorrichtungen.
  • Patent-Sicherheits-Riemenscheibe, die zur Beschränkung der Kraftübertragung und zum Schutz der Arbeitsmaschinen nur die Kraft auf die Arbeitsmaschinen übertrug, für die sie je nach Bedarf eingestellt war.
  • Maschinen für Dachziegel aller Art, Tonrohre jeder Weite, Betonbereitung, Erzbriketts, Schamotteziegel, Falzziegel, Fußbodenplatten in Ton und Zement, Handstreich-Ziegeleien. Knet- und Formmaschinen für Ofenfabriken, chemische Industrie, Gießereien, Farbenfabriken, Kitt- und Seifenfabrikation, Wärmeschutzmasse. Trocknung breiiger Massen. technische Lehranstalten, Versuchsstationen u. s. w.

Neu- und umgebaute Anlagen

Neu- und umgebaute Anlagen, 1877

Das Unternehmen von Carl Schlickeysen bot um 1877 die Anfertigung von Plänen und Ausführung neuer Anlagen sowie zur Umänderung älterer, unvortheilhaft arbeitender an. Neu erbaut wurden Anlagen nach den Plänen von C. Schlickeysen in folgenden Dampfziegeleien:

Umgebaut wurden u​nter anderem:

  • Dampfziegelei dor Berliner Zentralfaktorei in Neustadt E.-W.
  • Die Maschinenanlage zur Massenproduktion der Dampfziegelei dor Magdeburger Baubank zu Groß Schönebeck, die Dampfziegelei

Auszüge aus dem Katalog von 1901

Becherelevator

Veröffentlichungen

Einzelnachweise

  1. C. Schlickeysen, Maschinen-Fabrikant, Berlin, Katalog, 1860.
  2. Tonindustrie-Zeitung, 1924, S. 710–711.
  3. C. Schlickeysen, Maschinenfabrikant, Berlin. Tonindustrie-Zeitung, 1909, S. 755.
  4. A. Zacharias: Ziegeleimaschinenfabrikant Carl Schlickeysen. In: Die Ziegeleitechnik in modernen Fabrikbetrieben, Bd. BI, Seite 15–16, Otto Oechelhäuser Verlag Kempten, 1941.
  5. Rixdorfer Maschinenfabrik GmbH, vorm. C. Schlickeysen, Berlin-Rixdorf - Zu dem 25-jährigen Dienstjubiläum des Herrn Direktor Richard Panter in Rixdorf. In: Tonindustrie-Zeitung, 1909, S. 351.
  6. Automatische Beschickungsapparate für stationäre Torfmaschinen - Rixdorfer Maschinenfabrik vorm. C. Schlickeysen, Berlin. Tonindustrie-Zeitung, 1921.
  7. B. Richter, G. Senf und W. K. Reuter: Zum Dolomitabbau am Südostrand der Leipziger Tieflandsbucht – Zur naturräumlichen Lage und regionalen Geschichte. Erstellt September 2016. Letzte Ergänzung im Dezember 2019. Abgerufen am 21. August 2020.
  8. E. A. Ziffer: Ueber Feldeisenbahnen. In: Zeitschrift für das deutsche Eisenhüttenwesen, 12. Jahrgang, N° 8, 15. April 1892.
  9. Freiherr von Röll: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 5. Berlin, Wien 1914, S. 46.
  10. Kladderadatsch, Humoristisch-satirisches Wochenblatt, Nr. 30.1877. S. 252.

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.