Carl Ludwig Wimmel
Carl Ludwig Wimmel (* 23. Januar 1786 in Berlin; † 16. Februar 1845 in Hamburg) war ein deutscher Architekt und erster Baudirektor Hamburgs. Mit seinen dem Klassizismus verpflichteten Bauten prägte er das Stadtbild Hamburgs im 19. Jahrhundert entscheidend mit; zu seinen bekanntesten noch erhaltenen Bauwerken zählen unter anderem das Krankenhaus in St. Georg und die Hamburger Börse.
Leben
Der Sohn eines Steinmetzmeisters kam bereits in jungen Jahren in Kontakt mit Berliner Architekten und Künstlern wie z. B. Karl Friedrich Schinkel, Gottfried Schadow und Christian Daniel Rauch. Nach einer Lehre als Zimmermann arbeitete Wimmel einige Zeit bei Carl Gotthard Langhans, bevor er 1807 nach Hamburg zog, wo er sich in kostenlosen Abendkursen der Patriotischen Gesellschaft fortbildete. Der Leiter der Abendschule, Christian Friedrich Lange, entdeckte Wimmels Talent und empfahl ihn für ein Stipendium der Patriotischen Gesellschaft, mit dessen Hilfe er 1809–1810 bei Friedrich Weinbrenner in Karlsruhe und anschließend an der École polytechnique in Paris studierte. Zum Abschluss seiner Studien absolvierte Wimmel gemeinsam mit den Söhnen Schadows eine mehrjährige Italienreise.
Zurück in Hamburg machte Wimmel 1814 mit seinem Denkmal für die im Belagerungswinter 1813/14 vertriebenen Hamburger auf sich aufmerksam, das ursprünglich in Ottensen aufgestellt und später auf die Dammtorfriedhöfe (heute: Planten un Blomen) versetzt wurde. Ein Jahr später gewann er den von der Patriotischen Gesellschaft ausgeschriebenen Wettbewerb zum Bau eines Allgemeinen Krankenhauses in St. Georg, das seinerzeit als modernster Krankenhausbau in Europa galt.
1816 trat Wimmel als 2. „Stadtbaumeisteradjunkt“ in den Hamburger Staatsdienst ein und prägte in der Folgezeit das Stadtbild durch zahlreiche öffentliche Bauten entscheidend mit. 1841 wurde er nach einer Reform der städtischen Bauverwaltung zum ersten Baudirektor Hamburgs ernannt. Seine Amtszeit wurde überschattet vom Hamburger Brand 1842, die anschließende Neugestaltung der Innenstadt konnte Wimmel jedoch nur noch eingeschränkt mitgestalten: Er starb nach längerer Krankheit 1845.[1]
Im Bereich des Althamburgischen Gedächtnisfriedhofs des Ohlsdorfer Friedhofs wird auf dem Sammelgrabmal Architekten unter anderen an Carl Ludwig Wimmel erinnert.
Nach Wimmel wurde 1907 der Wimmelsweg in Winterhude benannt.
Werke
- 1815: Denkmal der vertriebenen Hamburger
- 1817: Dammtor
- 1818: Steintor (Hamburg) und Alte Wache in St. Georg (heute: Gaststättengebäude Adenauer-Allee 70)
- 1819: Wachgebäude am Millerntor
- 1819–1820: St.-Pauli-Kirche
- 1820–1823: Allgemeines Krankenhaus St. Georg
- 1823–1827: Bebauung am Zeughausmarkt
- 1825–1826: Englisch-reformierte Kirche (1891 abgebrochen)
- 1826–1827: Stadttheater an der Dammtorstraße, heute befindet sich hier die Hamburgische Staatsoper
- 1827: Lombardsbrücke
- 1827–1830: Bebauung an der Esplanade
- 1828–1830: Untersuchungsgefängnis
- 1833–1835: Neubau des Heiligengeist-Hospitals am Alsterfleet
- 1834–1837: St. Johannis Kloster am Klosterwall
- 1835: Neuer Alsterpavillon
- 1837–1840: Neubau des Johanneums auf dem Domplatz
- 1837–1841: Neubau des Börsengebäudes in Hamburg (zusammen mit Franz Gustav Forsmann)
- 1838–1839: Neubau des Marien-Magdalenen-Klosters am Glockengießerwall
- 1840–1841: Schlachthof Hamburg
Der achteckige Turmaufbau und der Turmhelm der St.-Petri-Kirche in Buxtehude ist nicht von Carl Ludwig, sondern nach Plänen von J. Wimmel neu errichtet worden.[2]
- St. Pauli Kirche, 1818
- Stadttheater am Dammtor, 1827
- Englisch-reformierte Kirche, 1826
- Krankenhaus St. Georg, 1823
- Börse und Kleine Alster, um 1860
- Johanneum, um 1840
- Marien-Magdalenen-Kloster, um 1840
- Wachhaus am Millerntor
- Alte Wache vor dem Steintor
Literatur
- Manfred F. Fischer: Wimmel, Carl Ludwig. In: Franklin Kopitzsch, Dirk Brietzke (Hrsg.): Hamburgische Biografie. Band 3. Wallstein, Göttingen 2006, ISBN 3-8353-0081-4, S. 410–411.
- Eckart Hannmann: Carl Ludwig Wimmel (1786–1845). Hamburgs erster Baudirektor. In: Dieter Schädel (Hrsg.): Wie das Kunstwerk Hamburg entstand, von Wimmel bis Schumacher. Hamburger Stadtbaumeister von 1841–1933. (= Schriftenreihe des Hamburgischen Architekturarchivs), Dölling & Galitz, Hamburg 2006, ISBN 3-937-90435-2, S. 24–45.
- Dieter Schädel und Gisela Schädel, Fritz-Schumacher-Institut (Bearb.): Der Baumeister Carl Ludwig Wimmel und seine Bauten (1786-1845). Inventarverzeichnis. Verlag Verein für Hamburgische Geschichte, Hamburg 2011, ISBN 978-3-923356-97-3
- Wilhelm Melhop: Alt-Hamburgische Bauweise. Kurze geschichtliche Entwicklung der Baustile in Hamburg (dargestellt am Profanbau bis zum Wiedererstehen der Stadt nach dem großen Brande von 1842 nebst ortskundlichen und lebensgeschichtlichen Angaben). Boysen & Maasch, Hamburg 1908, S. 190–191 (archive.org).
Weblinks
Anmerkungen
- Wohnanschrift 1845 „Wimmel, Carl Ludwig, Bauz-Director, St. Georg, b. d. Strohhause no 64“ in: Hamburgisches Adress-Buch bei Staatsbibliothek Hamburg
- Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Bremen – Niedersachsen. Deutscher Kunstverlag, München, Berlin 1992, ISBN 3-422-03022-0, S. 331–335.