Alsterpavillon
Der Alsterpavillon ist ein markantes Gebäude in Hamburg, in dem sich vor dem derzeitigen Restaurantbetrieb ein traditionsreiches Café befand. Der Alsterpavillon befindet sich am Jungfernstieg an der Binnenalster.
Geschichte
Der erste Pavillon wurde am 20. August 1799 von dem Franzosen Augustin Lancelot de Quatre Barbes[1] eröffnet. Zwei Jahre später im Mai 1801 wurde der aus Graubünden stammende Konditor Richard Ruben Betreiber. 1809 überließ er den Pavillon seinem Bruder Donat Ruben, der ihn bis zu seinem Tode 1828 führte.
Johannes Sprecher, der wie seine Vorgänger aus der Schweiz stammte, ließ 1835 einen ansehnlichen Pavillon im klassizistischen Stil errichten. Nach seinem Tode 1844 übernahm den Pavillon zunächst Sprechers Schwiegersohn Franz Dürst, anschließend von 1848 bis 1874 dessen Sohn Heinrich Sprecher.
Nach einem Entwurf des Hamburger Architekten Martin Haller ließ der Pächter Johannes Schwarting 1874 und 1876 den bestehenden Pavillon umbauen und erweitern.[2]
Aufgrund einer Erweiterung des Jungfernstieges entstand 1900 ein Neubau nach Entwurf von Wilhelm Hauers. Der massive Bau mit polierten Granitsäulen und glasierten Mettlacher Steinen erhielt den Spitznamen „Kachelofen“.[2]
Am 9. Juni 1914 wurde als inzwischen fünftes Gebäude ein Neubau nach Entwurf der Hamburger Architekten Johann Gottlieb Rambatz und Wilhelm Jollasse eröffnet. Während des Dritten Reiches fanden dort noch lange Zeit Swing-Konzerte statt, obwohl die Musik bei den Nationalsozialisten verpönt war. Im Jahre 1942 wurde der Pavillon während eines Bombenangriffs zerstört.[3]
Das heute existierende halbkreisförmige sechste Gebäude mit Flachdach wurde 1952–1953 nach Plänen des Architekten Ferdinand Streb auf dem erhaltenen Sockelgeschoss erbaut und 1992–1994 umgebaut.
Schweizerpavillon
Im Jahr 1813 hatte der französische Gastwirt Hyacinthe Dubernet die Erlaubnis erhalten, das Wachgebäude „Nilus“, das in Höhe Neuer Wall gestanden hatte, als zweiten Pavillon an der Alster zu pachten. 1815 nahm Dubernet den Pächter des Alsterpavillons Richard Ruben als Teilhaber auf. In der Folgezeit waren deren Betreiber zugleich Pächter des sogenannten „Schweizerpavillons“. Beim großen Hamburger Brand im Mai 1842 wurde das Gebäude zerstört und nicht wieder aufgebaut. Im Gegensatz zum Alsterpavillon, der seinerzeit im Volksmund auch „Rauchpavillon“ genannt worden war, durfte im Schweizerpavillon nicht geraucht werden.[4] Heinrich Heine hat den Schweizerpavillon regelmäßig besucht.[5]
Literatur
- Carl Düsterdieck: 150 Jahre Alsterpavillon am Jungfernstieg, Alsterpavillon Jepp, Hamburg 1949, DNB 1042644098
- Wilhelm Melhop: Die Alster. Paul Hartung, Hamburg 1932, DNB 361213794, (Digitalisat)
- 83. Der Alsterpavillon. S. 472ff.
- 84. Der Schweizer Pavillon. S. 479ff.
- Friedrich Schultze, Gustav Meyer: Der neue Alsterpavillon in Hamburg. In: Zentralblatt der Bauverwaltung, Jg. 34 (1914), Nr. 71, S. 509–511 (zum fünften Gebäude von Johann Gottlieb Rambatz und Wilhelm Jollasse, urn:nbn:de:kobv:109-opus-48305)
- Zur Geschichte des Alsterpavillons. In: Mitteilungen des Vereins für Hamburgische Geschichte, 19. Jg. 1898/1899, Hamburg 1900, S. 193–195; Textarchiv – Internet Archive
- Gisela Schütte: 200 Jahre Alsterpavillon – Die Oase im Herzen der Stadt. In: Die Welt. 3. August 1999 (welt.de).
Weblinks
- ALEX Hamburg im Alsterpavillon. In: Webseite. ALEX Gaststätten Gesellschaft mbH & Co. KG. Abgerufen am 10. Januar 2022.
- Olaf Wunder: Sensationelle Fotos. Als der Alsterpavillon das mondänste Kaffeehaus Europas war. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Mopo Hamburger Morgenpost. 8. Januar 2019, ehemals im Original; abgerufen am 16. November 2019. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
- Swing in Hamburg. NDR, 30. Juli 2016 (Fotografien von Innen und Aussen aus den 40er Jahren).
Einzelnachweise
- Andere Schreibweise: „Quatrebarbes“, (Literatur: P. Piper: Altona und die Fremden, insbesondere die Emigranten, vor hundert Jahren. Festschrift zum Stadtjubiläum am 23. August 1914, Harder Verlag, Altona 1914, S. 196. Die dem französischen Adel angehörige Familie Quatrebarbes lässt sich bis ins 13. Jh. zurückverfolgen.)
- [55] Alsterpavillon, Um- und Anbauten, 1874 und 1876/78, Mitarbeiter: Leopold Lambrecht in: Wilhelm Hornbostel, David Klemm (Hrsg.): Martin Haller. Leben und Werk 1835–1925. Dölling und Galitz Verlag, Hamburg 1999, ISBN 3-930802-71-6, S. 228
- F. Lange: Architektur in Hamburg. Hamburg 2008, Objekt B 19.
- Georg Nicolaus Bärmann: Hamburg und Hamburgs Umgegend. Ein Hand- und Hülfsbuch für Einheimische und Fremde, Friedrich Hermann Nestler, Hamburg 1822, S. 160; Digitalisat
- Heinrich Heine: Aus den Memoiren des Herren von Schnabelewopski im Projekt Gutenberg-DE Erster Teil, zu Beginn des 4. Kapitels.